Balve. Kompaktlösungen für PV-Anlage? Billigangebote für Balkonkraftwerke? Markus Busche rät zur Vorsicht. Der Experte nennt Gründe.
Heizung, Strom, E-Mobilität, Photovoltaik, Balkonkraftwerk, Gasheizung, Pelletheizung, Windkraft, Erdwärme, Biokraftstoff: Die Energiewende ist für Laien unübersichtlich. Die WP sortiert die Informationen. Zugleich gilt es, zwischen seriösen und weniger seriösen Anbietern zu unterscheiden. Scheinbar billige Lösungen könnten sich als teuer oder unrentabel herausstellen.
Sonnenkraft fürs Rathaus Balve
Markus Busche, Inhaber der Firma Busche Elektrotechnik GmbH in Beckum, und sein Mitarbeiter Maik Zächer, Fachmann für die Planung von Photovoltaikanlagen, bieten seit 2020 Lösungen im Bereich der Photovoltaik (PV) an. Jüngst wurde von Busche die PV-Anlage auf dem Balver Rathaus fertiggestellt. „Sie läuft zuverlässig und produziert den Tagesbedarf im Rathaus“, berichtet Busche. Zächer erklärt, was im Vorfeld der Installation einer Photovoltaikanlage alles bedacht werden muss. Komplettlösungen seien nicht immer das Nonplusultra.
„Der Strombedarf muss mit einem Blick in die Zukunft ermittelt werden. Kommt später eine Wärmepumpe, eine Klimaanlage oder ein E-Fahrzeug hinzu? Wie wird gegenwärtig geheizt?“, erklärt der PV-Planer Maik Zächer die Fragestellungen. „Was heute noch passt, kann morgen wegen zu geringer Leistung schon nicht mehr das Richtige sein.“ Es müsse auch festgestellt werden, was Kundinnen und Kunden in der Nacht verbrauchen. Da dann kein Sonnenlicht vorhanden ist, könne nur der zuvor in einer Batterie gespeicherte Strom verbraucht werden.
Auch die für Photovoltaik zur Verfügung stehende Fläche sei ein wesentlicher Faktor für die Rentabilität. Heute amortisiere sich eine PV-Anlage in neun bis zwölf Jahren.
Trotz aller Individualität gebe es auch Standardanlagen. „Diese produzieren im Peak, also in der Spitze, meistens 10 kWh. Damit kann eine Batterie 12,8 kWh speichern. So etwas kostet in der Regel komplett fertig installiert circa. 30000 Euro“, erklärt Busche.
„Seit Januar wird keine Mehrwertsteuer fällig. Als Einspeisevergütung gibt es zurzeit circa 8 Cent“, erläutert Maik Zächer. Markus Busche fügt hinzu: „Als die Strompreise 2022 gen Himmel schossen, war die Nachfrage riesengroß. Mitläuferbetriebe schossen wie Pilze aus dem Boden und haben nicht immer betriebsfertige Anlagen abgeliefert.“
Kleine Lösungen sind sogenanntes Balkonkraftwerke: kleine PV-Anlagen, die meist aus ein oder zwei Solarmodulen, einem Wechselrichter und einem Kabel zur Verbindung mit einer Haushaltssteckdose bestehen. Die Montageteile zur Befestigung müssen meist zusätzlich erworben werden.
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Die Module werden an Balkons, an der Fassade, im Garten oder auf Hütten montiert. Anders als große Solaranlagen dürfen diese Anlagen ohne Fachmann selbst montiert und in Betrieb genommen werden. „Wir raten, vorher einen Elektrofachbetrieb zurate zu ziehen und die vorhandene Elektro-Anlage prüfen zu lassen“, so Zächer. Das Problem könne etwa die Belastbarkeit von Steckdose oder Leitungsquerschnitt sein. „Vom Grundgedanken her ist es eine Lösung für Mieter. Diese haben meist nicht die Möglichkeiten oder den Willen, in eine größere PV-Anlage langfristig zu investieren“, so Zächer. Eine solche Anlage könne aber durchaus Einsparungen bringen. Das Grundrauschen in einer Wohnung – der Verbrauch von Standby-Geräten oder eines Kühlschranks – könne tagsüber bei genügend Sonnenlicht abgedeckt werden.
App liefert Strom-Daten
Es lohnt sich auch immer der Blick auf die App, die Einblick in das aktuelle Geschehen am Wechselrichter gibt. Wenn viel Strom produziert wird, empfiehlt es sich, die Spülmaschine oder die Waschmaschine einzuschalten. „Denn nur das, was selbst verbraucht wird, spart Geld, denn eine Vergütung für eingespeisten Strom gibt es bei Balkonkraftwerken nicht. Man muss daher also unter Umständen seine Lebensgewohnheiten ändern und die Spülmaschine nicht abends nach dem Essen einschalten, sondern zu Zeiten, in denen reichlich Energie produziert wird“, erläutert Busche Sparmöglichkeiten.
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„Ein Problem ist der Aktionismus“, sagt Busche. Bei sinkenden Strompreisen lasse die Nachfrage nach PV-Anlagen wieder nach. Zu bedenken sei auch, dass eine Wärmepumpe mit Strom betrieben wird. „Das macht nur Sinn in Kombination mit einer Photovoltaikanlage mit Speicher. Da komme man bei einem Eigenheim schnell auf eine Gesamtinvestition von 50.000 Euro. Das alles verunsichert die Menschen“, verdeutlicht Zächer.
Viele Probleme seien noch nicht gelöst. Nicht in jeder Wohngegend könne ein Ladepunkt fürs E-Auto eingerichtet werden. Firmen sollen ihre Hallendächer mit PV-Anlagen ausrüsten. Der Energiehunger werde eine große Herausforderung sein. „Es wird eine große Aufgabe für uns und für die Kunden“, so Markus Busche, der auf seinem Betrieb eine 200-kwp-Photovoltaikanlage mit Großbatteriespeicher betreibt. Diese wird zum Laden der Elektrofahrzeuge und zum Heizen und Kühlen des Gebäudes genutzt.
Daten zum Energieverbrauch in Balve findet Ihr hier.