Balve. Zwischen Waldbesitzern und Wanderern auf der einen und Jägern auf der anderen Seite hakt’s. Der Hegering Balve beschreibt das Problem.

Lebensraum Wald. Die einen finden ihren Gefallen an der schönen Natur, für andere ist der Wald eine Kapitalanlage, aber vor allem ist er ein Ökosystem. Da die meisten Wälder in der heutigen Zeit sogenannte Ressourcenwälder sind, stehen Waldbesitzer und Förster, aber auch die Jägerschaft vor immer neuen Aufgaben. Was sagen die ehemalige Vorsitzende des Balver Hegerings Maria Watermann und ihr Nachfolger Markus Grothe bei einem Waldbesuch in der Nähe von Beckum dazu?

„Wir leben hier zum Glück in einer Region, wo das Jagen noch einen großen Stellenwert besitzt. Und die Menschen wissen, dass wir genaustens auf unsere Vorgaben achten, um den Bestandschutz zu gewährleisten“, erklärt Maria Watermann. „Wir arbeiten gut mit den heimischen Förstern zusammen“, erklärt Markus Grothe. „Der Förster ist bei der ganzen Sache der entspannteste Mensch der Welt. Wenn überhaupt Konflikte auftreten können, dann zwischen Jagdpächter und dem Waldbesitzer.“

Nächtliche Wanderungen

In einem neu angepflanzten Waldstück zeigt Markus Grothe der Westfalenpost, wo Probleme auftauchen können: „Es wurde nicht im Geringsten bedacht, dass die Jäger hier auch ihre Arbeit der Bestandspflege verrichten müssen. So gibt hier zum Beispiel Wanderwege mitten durch den Wald, die uns nur in der Nacht ein Jagen ermöglichen. Die Gefahr, dass bei Tag ein Wanderer versehentlich getroffen wird, ist einfach zu groß hier. Dazu kommt noch, dass es hier viele Trampelpfade gibt, wo die Menschen verbotenerweise durch den Wald gehen. Man kann ja verstehen, dass jeder gerne durch den Wald läuft, aber man sollte bitte nur die befestigten Wege betreten. Alleine deshalb, damit die Tiere einen Rückzugsort haben.“

+++ DER WOLF UND DER WALD IN BALVE: CHANCEN UND RISIKEN +++

Dieses Waldstück bei Beckum sehen Markus Grothe und Maria Watermann als schlechtes Beispiel für eine Neuanpflanzung.
Dieses Waldstück bei Beckum sehen Markus Grothe und Maria Watermann als schlechtes Beispiel für eine Neuanpflanzung. © WP | Sven Paul

Aber selbst nachts wird der Wald von Spaziergängern oder Wanderern genutzt. Markus Grothe: „Viele arbeiten ja bis spät und nutzen die späten Stunden dann noch für einen Gang in den Wald. Und das zum Teil mit Lampen, die alles taghell machen. Das ist nicht gut für die Tiere, welche dadurch aufgeschreckt werden, und uns erschwert es auch in der Nacht zu jagen. Wir sperren schon immer ab, wenn wir auf Jagd sind, aber viele Menschen ignorieren dies Warnungen und laufen trotzdem durch das Jagdgebiet. Und falls dann etwas passiert, sind wir als Jäger in der Haftung. Deswegen bitten wir jeden auf unsere Warnhinweise zu achten, um nicht in unser Schussfeld zu kommen.“

Die Planung von Neuanpflanzungen im Wald kann es zu Konflikten führen. Warum, erklärt Markus Grothe: „Normalerweise werden solche Flächen geplant. Da sollten eigentlich direkt sogenannte Bejagungsschneisen mit eingeplant werden. Und jetzt ist das ja so, dass es für Wälder auch Fördermittel von der EU gibt. Und viele lassen da die Schneisen weg, um dort noch Pflanzen zu setzen. Das ist dann für uns natürlich nicht gut. Man hat dann oft durchgehende Flächen im Wald, wo die Jagd sehr erschwert wird, weil unser Schussfeld dadurch stark eingegrenzt wird. Wir sehen einfach nicht, was in diesem Umfeld passiert. Wir haben ein Sichtfeld von etwa drei Metern in unserem Zielfernrohr. Was daneben passiert, ist für uns nur sehr schwer sichtbar. Das ist natürlich gut für das Reh und den Waldbesitzer, aber Pech für uns. Und nun ist das ja so, dass nach drei Jahren ein Forstgutachten erstellt werden muss, wo dann beurteilt wird, wie diese Fläche angegangenen ist. Und wenn das zu viel ist, was dort von den Tieren abgefressen wird, müssen die Besitzer nachpflanzen oder die Förderung zurückzahlen.“

Hohe Kosten für Nachpflanzungen

Und das ist noch nicht alles. Ein weiteres Problem sei, dass der Jäger für den Verbiss aufkommen müsse. Das könne für den Pächter „sehr teuer“ werden. Markus Grothe macht eine Rechnung auf: Auf der Fläche, wo das Gespräch stattfindet, stehen etwa 3000 Buchen, und wenn eine Buche neu gesetzt werden muss, kostet sie drei Euro.

+++ WALD: DROHNEN ÜBER BALVE +++

Das sei der Forst-Jagd-Konflikt. Der Förster habe also mit der ganzen Sache nichts zu tun, meint Markus Grothe. Ein Förster darf aber dieses Verbissgutachten erstellen. „Deswegen wäre es für uns wünschenswert, wenn die Waldbesitzer bei Neuanpflanzungen uns Jäger mit ins Boot nehmen und wir zusammen das beste für den Wald und deren Bewohnern erreichen“, sagt Markus Grothe. „Wir vom Hegering stehen jederzeit für Gespräche offen. Es liegt ja eigentlich im beiderseitigen Interesse. Es hat ja keiner was davon, wenn man sich in die Köppe kriegt.“