Balve. Gewalt in Israel: Kurzfristig war ein Friedensgebet vor Balves Jüdischem Friedhof organisiert worden. Welche Stimmung lag über dem Treffen?
Das letzte Wort des kurzfristig organisierten ökumenischen Friedensgebets war am Freitagnachmittag gesprochen, da schaute Gemeindereferentin Theresa Wagner in den grauen Herbsthimmel. Ein paar Regentropfen fielen. Es schien, als wolle auch der Himmel die Tausenden Toten und Verletzten der Gewalt-Eskalation in Israel beweinen.
Rund 40 Menschen aus dem Stadtgebiet kamen vor dem alten Jüdischen Friedhof am ehemaligen Balver Krankenhaus zusammen, Vertreter von Vereinen aus dem Katholischen Pastoralen Raum waren dabei, auch Mitglieder des Presbyteriums der Evangelischen Gemeinde Balve, vorne weg Kirchmeisterin Silke Hoppe. Gemeinsam mit Pastor Christian Naton und Theresa Wagner stand sie vor der Menschengruppe, allesamt fassungslos nach schockierenden Bildern aus dem Nahen Osten. Sie alle wollten ein stilles Zeichen des Mitgefühls für die Opfer setzen, in Israel, auch in Gaza, vor allem aus der Zivilbevölkerung.
+++ KURFRISTIG: FRIEDENSGEBET AN BALVES JÜDISCHEN GRÄBERN +++
Pfarrarchivar Rudolf Rath hatte die Gelegenheit genutzt, die Geschichte des jüdischen Friedhofs an diesem trüben Nachmittag ein wenig aufzuhellen. Drei Mitglieder der jüdischen Familie Bondy ruhen dort: Moses Bondi (1820-1871), Salomon Bondy (1776-1868) und Regina Bondy (1813-1899).
Der Treffpunkt am Friedhof war gut gewählt. Bedrückte Stimmung war geradezu mit Händen zu greifen. Theresa Wagner nahm sie auf: „Man kann die Nachrichten schon kaum noch sehen und hören. Alles drückt Sorge aus, und Ängste.“ Pastor Naton, sichtlich bewegt, rief auf, ein Gebet dagegen zu setzen. Der jüdischen Tradition entsprechend hatte er den Psalm 130 ausgewählt: ein Flehen um Gnade, Vergebung, Friede. „Ich hoffe auf ein Herrn; es hofft meine Seele“, heißt es darin. „Der Herr wird Israel erlösen aus all seiner Not.“
+++ RUNDGANG ERINNERT AN BALVES JÜDISCHE FAMILIE BONDY +++
Küster Ralf Schlotmann hatte eine Kiste mit Grablichtern mitgebracht. Die Teilnehmerschar des Friedensgebetes entzündete sie bereits auf dem Parkplatz. Schweigend sie zur Pfarrkirche St. Blasius.
Vor dem Kirchgang hatten Frauen wie Männer, Alt wie Jung die Gelegenheit, ihre Kerzen vor dem Portal
des Gotteshauses abzustellen. Pastor Naton ermutigte sie, Fürbitten zu sprechen. So wurde die zentrale Botschaft der Bergpredigt aufgenommen; „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.“ Das Bibel-Zitat war ausdrücklich als Friedenswunsch gemeint. Eine weitere Fürbitte richtete ihr Augenmerk auf die Vorbildrolle der Erwachsenen für die Kinder-Generation.
Das Friedensgebet soll das erste, nicht das letzte gewesen sein. Pastor Naton steht bereits mit der Jüdischen Gemeinde in Dortmund im Gespräch, auch wenn Einzelheiten noch geklärt werden müssen. Geplant ist ein Abend, wo Mitglieder der Jüdischen Gemeinde erzählen, wie sie die Situation im Nahen Osten erleben, als mittelbar oder gar direkt Betroffene. Pastor Naton: „Das ist in deren Sinne – sie sind sehr dankbar dafür.“