Balve. Der Oekomenische Arbeitskreis erinnert am Freitag an David Bondy. Der zeitgeschichtliche Rundgang durch Balve hat einen besonderen Grund.

Vor fünf Jahren hat der Rat der Stadt Balve auf Antrag der Heimwacht rund 300 angebliche Hexen rehabilitiert. Die Heimwacht nahm den Antrag damals zum Anlass, auch an den Balver David Bondy zu erinnern. Er gilt als Balves letzter Bürger jüdischen Glaubens. Er wurde von Nationalsozialisten 1942 ins Konzentrationslager (KZ) Theresienstadt verschleppt. Dort starb er noch im selben Jahr. Am Freitag erinnert ein stadtgeschichtlicher Rundgang an den einst angesehenen Händler und Bürger.

David Bondy wohnte im Haus Hauptstraße 37. Er handelte als Hausierer mit Fensterscheiben. David Bondy war in Balve bestens angesehen. Ein Zeitgenosse bescheinigte ihm: „Er war einer der charakterstärksten Männer hier.“ David Bondys Familie lebte seit etwa 1820 in der Stadt.

In der Reichspogromnacht kamen historischen Quellen zufolge auswärtige SA-Männer nach Balve, drangen in David Bondys Haus ein, demolierten es und misshandelten den betagten Mann. Er sei „gegen den unverhohlenen Willen mancher Balver 1938 inhaftiert und verschleppt“ worden, erinnert der Verkehrsverein Balve auf seiner Internetseite balverland.de. Nach einer Zwischenstation im jüdischen Altenheim in Unna wurde David Bondy ins KZ Theresienstadt deportiert. Dort starb er nach kurzem Aufenthalt.

Inzwischen erinnert eine Straße im Neubaugebiet Gehringer Schlade an den Mann, der zum Opfer der Willkürschaft der Nazis wurde.

Kleiner Friedhof am Campus

Alois Hoffmann arbeitet (Zeit-)Geschichte auf (hier mit Dorothe Gastreich-Kneer beim Blättern in der Chronik der Grundschule, Archiv).
Alois Hoffmann arbeitet (Zeit-)Geschichte auf (hier mit Dorothe Gastreich-Kneer beim Blättern in der Chronik der Grundschule, Archiv). © WP

In Balve gibt es nur wenige Spuren jüdischen Lebens. Der kleine jüdische Friedhof in Balve liegt versteckt am Dechant-Amecke-Weg (vor dem Gesundheitscampus). Es finden sich dort noch einige Grabsteine. Im Jahr 1839 lebten in Balve 17 Juden. Im Amt Balve lebten seit 1700 nachweislich jüdische Bürger.

Der Oekumenische Arbeitskreis lädt alle Interessierten am Freitag, 4. September, ein zu einem rund einstündigen Rundgang auf den Spuren des letzten jüdischen Mitbürgers in Balve. Unter der Führung von Maria und Alois Hoffmann soll es um 19 Uhr auf dem Kirchplatz St. Blasius in Balve losgehen. Anmeldung ist nicht erforderlich. Mitorganisatorin Elke Luig: „Bitte einen Mundschutz mitbringen.“