Balve/Werl. Ein Marathon der Hoffnung: Olaf Keul und Markus Barthelmes retten behinderte Kinder aus der Ukraine. Am Ende einer Mammut-Tour steht ein Lächeln.

Der Verein „Holtum hilft“ machte sich einmal mehr auf die weite Fahrt zur ukrainischen Grenze, um Kinder mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen vor russischen Angriffen auf die Ukraine zu retten. Mit dabei als Helfer waren auch die beiden Balver Olaf Keul und Markus Barthelmes.

Das Heim in Berchtesgaden mit Alpen-Blick
Das Heim in Berchtesgaden mit Alpen-Blick © WP | Sven Paul

Es war ein Marathon mit 3250 gefahrenen Kilometern, erzählt Olaf Keul nach seiner Rückkehr. Zusammen mit einem ganzen Team unter der Leitung der Organisation „Holtum hilft“ wurden dieser Tage elf Kinder und sechs Betreuer aus dem Kriegsgebiet in das beschauliche Berchtesgaden gebracht. „Da waren alles Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen. Die Kinder stammen aus zwei Kinderheimen in der Ukraine und haben alle viele Strapazen hinter sich. Sie wurden aus der Ukraine zuerst mit Bussen an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht, wo sie dann von uns in Empfang genommen wurden“, berichtet Olaf Keul.

„Schon auf der Hinfahrt standen wir alle sehr oft im Stau. Erstaunlicherweise auch diesmal in Polen, wo es sonst eigentlich immer gut vorangeht. Aber auch die Kinder standen auf der ukrainischen Seite sehr lange im Stau. Die Ukraine hatte den Kindern auf ihrer Seite eine Sonderabfertigung zugesichert, aber die polnischen Grenzer bestanden darauf, dass der Bus mit den Kindern genauso warten solle, wie die anderen auch.“

Anstrengende Fahrt

An der Grenze angekommen, stellte sich den Fahrern der Busse eine weitere logistische Herausforderung. „Wir mussten ja nicht nur die Kinder und ihre Betreuer plus zwei Ärzte sicher in den Bussen unterbringen, sondern auch allerhand an Gepäck und Ausrüstung. Manche Kinder sind ja auf Rollstühle und Rollatoren angewiesen, sodass wir Tetris spielen mussten, um alles sicher zu verstauen.“

+++ UKRAINE-KRIEG: ANGST UND HOFFNUNG IN BALVE +++

Mit den Kindern an Bord ging es über Polen in Richtung Österreich nach Berchtesgaden in Bayern. „Die Fahrt war sehr anstrengend für alle. Trotzdem hatten wir eine ausgelassene Stimmung in den Bussen, und wir hatten alle viel Spaß. Die Stimmung war sehr entspannt und locker. Und dank der Übersetzungsprogramme war das mit der Verständigung auch kein Problem.“

Hilfstransporte für die Ukraine starten ab Balver Höhle. Das war bereits im März vergangenen Jahres. In Balve gibt es große Hilfsbereitschaft für Menschen aus dem von Russland angegriffenen Land.
Hilfstransporte für die Ukraine starten ab Balver Höhle. Das war bereits im März vergangenen Jahres. In Balve gibt es große Hilfsbereitschaft für Menschen aus dem von Russland angegriffenen Land. © WP | jürgen overkott

Angekommen in der Einrichtung in Berchtesgaden machten alle Beteiligten eine weitere schöne Erfahrung. Olaf Keul: „Die Kinder wurden dort schon erwartet. Bereits an den Zuwegen zu der Einrichtung standen Mitarbeiter, um uns den Weg zu zeigen. Das Schöne ist, dass alle Betreuer der Kinder von der Einrichtung fest angestellt wurden. Das ist natürlich für die Kinder ein Gewinn, weil so ihre Vertrauenspersonen mit ihnen zusammen sind. Und auch die Mitarbeiter in der Einrichtung sind sehr lieb und hilfsbereit. Die Kinder werden nun da eine Chance haben, ein glücklicheres Leben zu verbringen. Alleine, wenn sie morgens aufstehen und aus dem Fenster in die schöne und romantische Berglandschaft schauen können, ist das Balsam für die Kinderseelen.“

Hilfe durch die SG Balve/Garbeck

Da in der Einrichtung eigentlich vor Monaten geplant war, dort auch Babys aufzunehmen, das Vorhaben aber aufgrund mehrere Gründe nicht geklappt hat, gab es noch eine besondere Überraschung für das Helferteam aus dem Sauerland. „Die hatten die Einrichtung ja schon mit Babybedarf eingerichtet. Da nun diese ganzen Sachen wie Pampers und Babybedarf nun dort nicht benötigt wurden, haben wir alles mitbekommen und noch Holtum gebracht, wo es nun in die Ukraine versendet wird. Hier hilft wirklich jeder jedem. Einfach eine tolle Sache“, freut sich Olaf Keul.

+++ UKRAINE-KRIEG: SPENDEN UND GEBETE IN BALVE +++

Ein großer Dank geht auch an die Jugendabteilung der SG Balve/Garbeck. „Die haben uns sehr geholfen, indem sie uns ihren Bus kostenlos zur Verfügung gestellt haben. Das ist nicht selbstverständlich, schließlich ist das eine lange Strecke, wo auch die Gefahr besteht, dass etwas kaputtgehen kann. Da kann man der SG und den anderen Helfern nicht genug danken, dass sie allen damit solche Aktionen ermöglichen“, betont Olaf Keul. Und welche Organisation kümmert sich um die behinderten Kinder?

„Take my hand“ e.V. ist ein Verein aus München. Das ukrainische Kinderheim hat sich an den Verein mit der Bitte um die Evakuierung im Mai 2023 gewandt, und seitdem liefen die Vorbereitungen. Hier erwies sich das Christliche Jugenddorf (CJD) Berchtesgaden als eine tolle Organisation, die sich bereit erklärt hat, die Kinder und deren Betreuer dauerhaft aufzunehmen. „Holtum hilft“ hat die Aufgabe übernommen, die Kinder sicher rüberzubringen. Ferner haben SOS Kinderdorf, UNICEF sowie deutsche und ukrainische Ministerien tatkräftig mit gewirkt. Zusätzlich war das DRK mit im Boot. Für den Verein „Holtum hilft“ geht die Arbeit weiter. Unterstützung, ob Spende oder Mitarbeit, ist willkommen.

Infos: www.holtum-hilft.de; Beata und Matthias Hejosch, 0170-660 8915; .