Garbeck. Südwestfalen innovativ: Not machte Garbecks Paul Müller GmbH erfinderisch. Was Südwestfalen Agentur und SIHK dazu sagen.
Da sitzen sie und strahlen. Unternehmenschef Tobias Müller und Marketing-Fachfrau Daniela Lux haben auf der neuesten Version des „Fläzbänkskens“ Platz genommen, gepolstert in frischen Farben, sogar mit Nackenrolle. Inzwischen gibt es das schöne Stück für den Garten sogar mit Abdeckung und, wichtiger noch, Bistro-Tisch nebst runden Vertiefungen für Kaltgetränke. In der Mitte haben die beiden den neuesten Gag für die Gartenparty aufgestellt: den Bierbutler zum Kühlung von Getränken ohne Akkus. Die coole Kiste hat das Garbecker Unternehmen Paul Müller GmbH jüngst mit einem kleinen Video für einen Wettbewerb der Südwestfalen Agentur in Szene gesetzt. Das Echo war ermutigend: Auf Kreisebene ging der dritte Platz an die Paul Müller GmbH.
„Wir haben uns sehr darüber gefreut, vor allem deswegen, weil wir uns nicht wer weiß wie vorbereitet haben“, erzählt Tobias Müller. „Wir haben einen Film genommen, den wir eh für den Bierbutler hatten. Da können wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein.“ Aber wie ist das Produkt entstanden?
„Müller Outdoor – das ist ein neuer Geschäftsbereich“, berichtet Tobias Müller. Die Corona-Krise traf das Unternehmen vor drei Jahren hart. Not machte die Paul Müller GmbH erfinderisch: „Das waren alles Mitarbeiter-Ideen“, betont Tobias Müller. Ausgangspunkt waren die Materialien, mit denen das Unternehmen arbeitet, dazu die vorhandenen Fertigungsanlagen. Zudem spürte das Müller-Team, dass Gärten in Zeiten des Lockdowns eine so große Rolle wie selten zuvor spielten. So entstanden die „Fläzbänksken“.
„Die sind wirklich gut eingeschlagen“, berichtet Tobias Müller. Die Erweiterung der Zielgruppen der Müller-Produkte um Privatkunden gelang. Inzwischen ordern auch Einrichtungen wie Kirchengemeinden oder Seniorenheime „Fläzbänksken“ für ihre Außenanlagen. Sie gelten nicht nur als bequem, sondern, genauso wichtig, auch als Hingucker. Auch Wanderwegen wie dem Sauerländer „Höhenflug“ steht Müller-Mobiliar als Einladung zum Blick in die Landschaft.
+++ PFIFFIGE AZUBIS: ENERGIESPAR-TIPPS FÜR GARBECKS PAUL MÜLLER GMBH +++
Für Marie Ting von der Südwestfalen Agentur steht das Beispiel Paul Müller GmbH für die Findigkeit von Unternehmen in der ganzen Region: „Südwestfalens Zukunft hängt von der Innovationskraft südwestfälischer Unternehmen ab. Unsere Welt verändert sich irre schnell, durch den technologischen Fortschritt verändern sich entsprechend auch Bedürfnisse und Ansprüche an Produkte. Da gilt es für die Unternehmen, wach und geschickt zu sein.“ Innovation sei Garant für die Zukunftsfähigkeit eines Arbeitgebers.
Deshalb gehört Findigkeit „ein Stück weit zur DNA der mittelständischen Wirtschaft“, stellt Dr. Florian Schleithoff von der SIHK in Hagen fest. Die oft inhabergeführten Betriebe haben sich „über Jahrzehnte, teilweise über Jahrhunderte immer wieder an die wechselnden Erfordernisse des Marktes angepasst“.
+++ SO WIRBT GARBECKS PAUL MÜLLER GMBH UM NACHWUCHS +++
Ting sieht pfiffige Ideen heimischer Unternehmen als logische Folge ihrer Fähigkeit, Marktnischen zu besetzen: Das sei „typisch südwestfälisch“. Das Ergebnis seien „enorm viele hoch spezialisierte Betriebe, die eben wegen ihrer Expertise und Erfahrung weltweit gefragt sind“. Diese Spezialisierung sei „in einem globalisierten Wettbewerb ein Vorteil“.
Das sei umso wichtiger, „weil wir immer mehr Krisen haben“, ergänzt Schleithoff. Geschäftsmodelle seien in solchen Situationen „überholt und oft nicht mehr rentabel“. Das beschere den Unternehmen „einen Riesendruck, sich anzupassen“.
So spüren Unternehmen wie Paul Müller die Folgen der Klima-Krise für die Autobranche. Corona stellte das alte Geschäftsmodell des Garbecker Mittelständlers in Frage. Vor der Pandemie versorgte die Firma Fahrzeug-Hersteller mit Transport-Lösungen, um Vorprodukte von einer Fertigungshalle zu einer anderen zu bringen. Im Lockdown standen plötzlich alle Räder still.
Neues Geschäftsfeld
Zugleich sahen Tobias Müller & Co. ein neues Geschäftsfeld. Sie erfuhren, dass brennende E-Autos die Feuerwehr vor nahezu unlösbare Herausforderungen stellten. Akkus in Flammen sind kaum zu löschen. Die Paul Müller GmbH entwickelte Anhänger, auf denen Elektroflitzer aus dem Verkehr gezogen werden können. Eine neue Sparte entstand: Paul Müller Safety.
Das Unternehmen setzt auf die Weisheit der Vielen. „Das ist auch das“, sagt Tobias Müller, „wofür wir von der Feuerwehr geschätzt werden: dass wir schnell und flexibel auf Wünsche reagieren können.“