Balve. Die Feldhofhöhle ist tabu, Betreten verboten. Das wissen viele nicht. Die Gründe, warum der Besuch vor dem Eingang enden muss, sind vielfältig.

Ein schöner Tag im Sommer, Abkühlung täte gut. Da scheint die Feldhofhöhle perfekt: Acht bis zehn Grad herrschen dort dauerhaft. Doch Achtung: Das Betreten der Feldhofhöhle ist streng verboten. Und das aus guten Gründen. Das Problem ist allerdings, dass das für Spaziergänger nicht ersichtlich ist. Es gibt zwar Info-Schilder, doch von einem Betretungsverbot ist da nichts zu lesen. Im Gegenteil: Mit ihrem acht Meter breiten und vier Meter hohen Eingang wirkt sie eher einladend.

Feldhofhöhle Teil eines Naturschutzgebietes

Allerdings liegt die Feldhofhöhle im Naturschutzgebiet – und damit soll auch sie besonders geschützt werden. Das weiß Höhlenforscher Andreas Kolarik. „Die Höhle darf nicht betreten werden, denn sie liegt in einem Naturschutzgebiet abseits der Wege“, erklärt der Mendener. Er weiß, dass das in der Praxis oft anders aussieht. So ist es auch an diesem warmen Sommertag. Eine Familie kommt aus der Höhle, offensichtlich Oma, Mutter mit Kind. Dass sie gerade dort waren, wo sie gar nicht hin dürfen – sie haben es nach eigener Aussage nicht gewusst.

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Auch ich als Autor dieses Textes war schon in der Feldhofhöhle. Und ja, auch ich war mir nicht darüber im Klaren, dass man die Höhle nicht betreten darf. Als Naturliebhaber war mir zwar klar, dass ich die Wege in Naturschutzgebieten nicht verlassen darf, aber in diesem Fall habe ich die Situation falsch erfasst. Der große Platz vor der Höhle mit seinen Ruhebänken und das offene Portal habe ich als Einladung wahrgenommen. Ein Fehler.

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„Wenn festgestellt wird, dass viele Menschen in die Höhle gehen, dann kann das dazu führen, dass sie komplett verschlossen wird“, deutet Andreas Kolarik an. Dann bliebe den Menschen davor noch nicht einmal die Möglichkeit, einen Blick ins Innere zu werfen. Einen Hinweis auf das Verbot, die Feldhofhöhle zu betreten, gebe es eigentlich auf den Schildern. „Das wird aber immer wieder von irgendjemandem entfernt“, erklärt Kolarik.

Andreas Kolarik kann Faszination und Neugier verstehen

Die Faszination für die offene Höhle und die Neugier, diese zu erkunden, kann Kolarik natürlich nachvollziehen – er selbst hat sich schon als Kind von seinem Vater für die Höhlen im Hönnetal begeistern lassen. Er befasst sich wissenschaftlich mit ihnen und gehört zu den Menschen, die auch immer wieder neue Hohlräume in dem Massiv entdecken. Andreas Kolarik ist Vorsitzender des Naturhistorischen Vereins Hönnetal, der in Balve besonders viele Mitglieder hat. Deshalb ist er auch mit den Problemen vertraut, dass Menschen immer wieder abseits der Wanderwege unterwegs sind – nicht nur, aber eben auch in der Feldhofhöhle. Wer sich intensiver mit den Höhlen befassen will, ist seiner Meinung nach in den Vereinen besser aufgehoben. Neben dem Naturhistorischen Verein Hönnetal gibt es zum Beispiel auch noch die Arbeitsgemeinschaft Kluterthöhle und die Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Sauerland Hemer. „Die Vereine freuen sich über engagierte Mitglieder“, weiß Kolarik.

Wer sich eine solche Mitgliedschaft nicht vorstellen kann, der sollte auf die Höhlen ausweichen, in denen es regelmäßige Führungen gibt. Dort lassen sich prächtige Tropfsteine – ob als von oben wachsende Stalaktiten oder von unten größer werdende Stalagmiten – bewundern, die es so in der Feldhofhöhle kaum gibt. Dennoch verlangt Kolarik den nötigen Respekt: „Höhlen sind Archive der Vergangenheit.“

Spuren von Neandertalern und prähistorischen Tieren

Das gilt natürlich auch für die Feldhofhöhle. Dort wurden Spuren von Neandertalern nachgewiesen, die dort vor etwa 100.000 bis 40.000 Jahren gelebt haben. Knochen von Wollnashörnern, Rentieren, Pferden, Hyänen und Wölfen zeugen zudem davon, dass auch Tiere die Höhle als Unterschlupf nutzten. Ob Geologie, Biologie oder Anthropologie: Wer sich mit Höhlen befasst, kann das in unterschiedlichen Wissenschaftsfeldern tun. Gerade deshalb ist bei den Vereinen auch jeder willkommen.

Die Vereine wollen dabei vor allem informieren. „Man muss sich einfach an ein paar wichtige Regeln halten“, sagt Kolarik. Und er gibt noch einen weiteren Hinweis: Wie andere Höhlen auch nutzen Fledermäuse die Feldhofhöhle, um dort ihren Winterschlaf zu halten, der von Oktober bis April dauern kann. Störungen sind unbedingt zu vermeiden – und auch deshalb ist das Betreten der Höhle tabu.

Von der Feldhofhöhle aus öffnet sich ein herrlicher Ausblick zur Burg Klusenstein.
Von der Feldhofhöhle aus öffnet sich ein herrlicher Ausblick zur Burg Klusenstein. © WP | Dirk Becker

Wer nun glaubt, ein Spaziergang zur Höhle lohne sich nicht, der irrt. Denn zum einen ist es erlaubt, von außen durch das Portal in die Höhle hineinzuschauen. Zum anderen bietet der Platz vor der Höhle einen hervorragenden Ausblick auf die Burg Klusenstein. Und außerdem gilt: Der Weg ist das Ziel. Der Genuss der herrlichen Natur im Hönnetal ist auch auf den Wanderwegen möglich.

Naturmonument

Zu „Nationalen Naturmonumenten“ können Gebiete erklärt werden, die aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, kulturhistorischen oder landeskundlichen Gründen und wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit von herausragender Bedeutung sind. In NRW wurden 2017 die Bruchhauser Steine und 2019 das Kluterthöhlensystem als Nationale Naturmonumente ausgewiesen. Bundesweit gibt es nur zwei weitere Schutzgebiete dieser Kategorie.

Quelle: NRW-Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr

Es gibt Bestrebungen, das Hönnetal als Nationales Naturmonument auszuweisen – ähnlich wie etwa die Bruchhauser Steine. Der Naturhistorische Verein Hönnetal unterstützt diese Bemühungen und hat dabei vor allem den Schutz von Landschaft und Natur im Blick. Eine Kehrseite der Medaille ist, dass dann wohl noch mehr Touristen ins Hönnetal kommen würden. „Das darf dann keine zu große Belastung werden. Vor allem böte sich dann aber eine Chance, noch mehr Aufmerksamkeit auf die Besonderheit des Hönnetals zu richten“, sagt Andreas Kolarik. Mit noch mehr Aufklärung sei es möglich, auch die Notwendigkeit des geltenden Betretungsverbotes für die Feldhofhöhle in den Köpfen zu verankern.