Balve. Prima Klima in Balve: Die Stadtverwaltung arbeitet schon seit Jahren dran. Dahinter steckt ein kluger Kopf.

„Wir haben den Anspruch, uns auf den Weg zu machen. Erneuerbare Energien, aber auch Einsparungen sind wichtig. Dazu müssen wir auch als Stadt Balve unseren Beitrag leisten“, erklärte Bürgermeister Hubertus Mühling. Durch Energieverknappung, enorme Preissteigerungen und die Folgen des Klimawandels ständen die Bürgerinnen und Bürger aber auch Verwaltungen, Institutionen und die Politik seit 2021 verschärft vor gewaltigen Herausforderungen, die es zu meistern gelte. „Es liegt in der menschlichen Psyche, manchmal erst in letzter Minute, aber manchmal auch zu spät zu reagieren.“

Balves Bürgermeister Hubertus Mühling arbeitet seit Jahren an einer Strategie zur Senkung des Energieverbrauchs und zum Ausbau erneuerbarer Energiequellen.
Balves Bürgermeister Hubertus Mühling arbeitet seit Jahren an einer Strategie zur Senkung des Energieverbrauchs und zum Ausbau erneuerbarer Energiequellen. © WP | Peter Müller

Hubertus Mühling kommt vom Fach. Nach einer Ausbildung als Heizungsbauer in Menden studierte er von 1987 bis 1991 Kommunal- und Umwelttechnik in Burgsteinfurt. „Bereits damals habe ich beim Nobelpreisträger Dr. Paul Crutzen über die Klimaerwärmung gelesen“, erklärt Mühling. Der 2021 verstorbene Crutzen war davon überzeugt, dass die politischen Versuche, die menschengemachten Treibhausgase zu reduzieren, zum Scheitern verurteilt seien. Als künstliche Kühlmethode schlug er vor, Schwefelpartikel freizusetzen. So sei die Menschheit in der Lage die Auswirkungen der Verbrennung fossiler Brennstoffe rückgängig zu machen. So könne Zeit gewonnen werden. Das Beste sei aber, die Emissionen der Treibhausgase drastisch zu reduzieren.

Stadt reagiert frühzeitig

„Nun, da die Energiekrise und der Klimawandel bei allen Menschen spürbar ankommen, müssen wir uns alle damit beschäftigen“, so Mühling. In Balve habe man bereits vor sieben bis acht Jahren begonnen öffentliche Gebäude zu sanieren. Verbundsysteme zur Wärmedämmung seien eingesetzt worden und Blockheizkraftwerke habe man eingebaut. „Das Schulzentrum hat eine Hackschnitzel-Anlage zum Heizen bekommen“, verdeutlicht Balves Bürgermeister.

Doch das soll nicht alles sein. Es gebe drei Biogasanlagen im Stadtgebiet, die grünen Strom erzeugen. Im Zuge der kommunalen Wärmeplanung wird auch überlegt, kleine Nahwärmenetze zu bauen, um den Biogasanlagen die Wärme abzunehmen und diese in ein Netz für umliegende Häuser einzuspeisen.

Melanie Rose aus Beckum ist Energieberaterin. Sie kennt Sparpotenziale. Und sie fängt den Sonnenschein - per Solaranlage.
Melanie Rose aus Beckum ist Energieberaterin. Sie kennt Sparpotenziale. Und sie fängt den Sonnenschein - per Solaranlage. © WP | jürgen overkott

In Mellen sei eine Energiegenossenschaft gegründet worden, die mit einer großen Freiflächen Photovoltaikanlage dort Strom aus Sonnenenergie gewinnen wird. „Auch dort bringen wir uns investiv ein. Die Stadtwerke Balve und Menden sind als Genossen beteiligt. Wer sich als Genosse einbringt, erhält dann einen günstigeren Stromtarif“, so Mühling.

Photovoltaik für Dächer

Für Photovoltaik mit Stromspeicher auf öffentlichen Gebäuden gibt es vom LandFörderung. „Das hat nur einen Haken“, so Mühling und erklärt die Klemme: „Wir bekommen das nur gefördert, wenn wir achtzig Prozent der erzeugten Energie selbst verbrauchen. Das erreichen wir nicht. Eine Schule ist nicht den ganzen Tag in Betrieb. So haben wir keine Förderung beantragt und den Grundsatzbeschluss gefasst, dass wir selber investieren.“

Man habe für alle Dächer der öffentlichen Gebäude Berechnungen anstellen lassen und bereits eine halbe Million Euro für die ersten Photovoltaikanlagen bereitgestellt. Auf dem Rathausdach sei die erste Anlage bereits installiert. Folgen soll der Sonderklassentrakt der Realschule. Geplant sei auch, wenn die Statik es erlaubt, die Schützenhalle in Garbeck mit einer Anlage auszurüsten. „Strom, der nicht verbraucht wird, speisen wir ein und erhalten dafür eine Vergütung wie alle, die privat einspeisen. Wir wollen im Laufe der nächsten Jahre alle Dächer, bei denen es baulich möglich und sinnvoll ist, mit Photovoltaikanlagen ausstatten und dafür Eigenmittel bereit stellen.“

Zuschuss für Balkonkraftwerke

Autohaus-Chefin Ina Pape über E-Mobilität im Sauerland: Das Display weist den Weg.
Autohaus-Chefin Ina Pape über E-Mobilität im Sauerland: Das Display weist den Weg. © WP | jürgen overkott

Die kleinen Balkonkraftwerke tragen ebenfalls zur Produktion von ökologischem Strom bei. Die Stadt Balve fördert diese Kleinkraftwerke mit einem Zuschuss von 100 Euro. Inzwischen sind 108 Balkonkraftwerke angemeldet und in Betrieb. Der Antrag für einen Zuschuss zur Anschaffung eines Balkonkraftwerkes kann per Mail erfolgen:.

Mühling selbst betreibt auch eine PV-Anlage. Sie vermittle ein gutes Gefühl, selber etwas an einer guten Energiebilanz zu arbeiten. Im Geldbeutel mache es sich langfristig auch bezahlt.

+++ WINDKRAFT IN BALVE: DAS PLANT SL NATURENERGIE +++

Windrad im Beckumer Feld (Archiv)
Windrad im Beckumer Feld (Archiv) © WP | Marcus Bottin

„E-Mobilität gibt es bei der Stadt Balve noch nicht. Man muss nicht immer der Erste sein“, so Mühling. Er sei noch nicht überzeugt davon. Man verlege viele Probleme in andere Länder. Die seltenen Erden, Rohstoff für Akkus, müssten gewonnen und der Strom für die Fahrzeuge müsste regenerativ erzeugt werden. Die Entsorgung der Batterien sei auch nicht geklärt. „Was passiert mit ihnen, wenn die Lebensdauer abgelaufen ist?“ Die E-Mobilität alleine sei nicht das Allheilmittel, es müsse vielmehr ganzheitlich gedacht werden. Der Strom für die Autos muss grün erzeugt werden, die Lebensdauer der Batterien verbessert werden, und die Entsorgung oder besser Wiederverwendung der Batterien müssen klar sein.

+++ UWG-CHEF LORENZ SCHNADT SIEHT BALVE VON WINDRÄDERN UMZINGELT +++

Ein weiteres Feld ist die Ausnutzung der Windenergie im Stadtgebiet. Hier stehen in Balve bereits sieben kleine und auch größere Anlagen. In Kürze werden im Bereich des Balver Waldes drei weitere hinzukommen. Ferner sind eine ganze Reihe von Projekten im Stadtgebiet vorgesehen, vornehmlich im Bereich des Balver Waldes, des Beckumer Feldes und auf der Höhe zwischen Mellen, Langenholthausen und Affeln. „Hier“, so Mühling, „wird der Fokus darauf liegen, die Wertschöpfung die sich aus dem Bau und dem Betrieb der Windenergieanlagen ergibt, für Balve und die Bürgerinnen und Bürger bestmöglich auszunutzen.“

Trotz aller Herausforderung für die Stadt und die Menschen sieht Balves Bürgermeister zuversichtlich in die Zukunft. Doch eines sei sicher: „Die günstigen Zeiten sind vorbei. Es ist sparen und einsparen angesagt.“