Balve. Seit Jahren schraubt Siggi Mertens leidenschaftlich an Fahrrädern. Beinahe 400 sind es mittlerweile. Nun sucht er nach helfenden Händen.

Siegfried „Siggi“ Mertens ist nicht nur der diesjährige Stadtradelstar, sondern ist auch ein Bastelfreund mit Herz und Seele, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, alte Fahrräder für Balver Flüchtlinge wieder ein neues Leben einzuhauchen. Was ihn antreibt und Spaß am Ehrenamt macht.

Knapp 400 Räder aufbereitet

„Auf die Idee bin ich 2015 mit der ersten Flüchtlingswelle gekommen“, erzählt uns Mertens beim Besuch in seiner kleinen Radwerkstatt in den Räumen der Balver Realschule. „Wir haben uns dem Bündnis fürFlüchtlingen schon ganz früh angeschlossen und weil ich selbst gerne Fahrradfahrer und Hobbyschrauber bin, hatte ich gefragt, ob man so etwas auch für unsere Flüchtlinge anbieten könne.“ Dieser Vorschlag von Mertens stieß direkt auf großes Interesse und auch die Spendenbereitschaft an guten und gebrauchten Rädern und Ersatzteilen war von Anfang an sehr hoch. „Ich möchte damit erreichen, dass die Flüchtlinge wieder selber einen kleinen Teil von Mobilität bekommen und so selbstständig am aktiven Leben teilhaben können oder ihre alltäglichen Dinge erledigen können.“

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Knappe 400 Räder hat Mertens in den vergangenen Jahren wieder auf die Straßen der Hönnestadt gebracht. Anfangs befand sich seine Werkstatt noch in den Räumen der Balver VHS, welche aber von der Stadt dann selber gebraucht wurden. „Dafür hat mir dann die Stadt hier in der Realschule einen großen Raum mit sehr viel Platz zum Schrauben zur Verfügung gestellt. Hier kann ich viele Ersatzteile und Räder lagern, die nur darauf warten, wieder im Einsatz gebracht zu werden.“ Er mache das alles ehrenamtlich und freue sich über jede Sachspende. Vielleicht finde sich auch noch ein begeistertet Schrauber, „der mich hier bei meiner Arbeit unterstützen mag. Da ich ja noch selber arbeite, verbringe ich meine Freizeit sehr oft hier in der Werkstatt und würde mich über Unterstützung beim Schrauben sehr freuen“, sagt Siggi Mertens. Er stecke „viel Herzblut“ in sein Ehrenamt. „Aber wenn ich sehe, dass ich damit Menschen helfen kann, erfreut es mich umso mehr.

Fünf bis 15 Euro kostet es, einen Geflüchteten, bei Mertens ein verkehrstaugliches Fahrrad zu bekommen. „Ich verschenke aus gutem Grund die Räder nicht. Es hat etwas mit Wertschätzung des Gegenstandes zu tun. Diese Anregung kam aus der Politik. Die Flüchtlinge sollen auch lernen, dass es nicht alles umsonst gibt.“ Der Gedanke: Wer zumindest einen kleinen Teil für den Drahtesel bezahlt, gehe damit sicher auch pfleglicher um. „Das hat sich schon oft so bewährt und ist auch ein wichtiger Teil der Eingliederung dieser Menschen“, betont Mertens nach mehreren Jahren des ehrenamtlichen Engagements.

Unterstützung gesucht

Die Einnahmen aus dem Verkauf der Räder werden wiederum direkt in die Beschaffung von neuen Ersatzteilen gesteckt. „Viele möchten auch ganz besondere Teile an ihren Rädern haben. Auch dabei müssen sie sich mit einem kleinen Anteil beteiligen.“

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Immer dienstags von 17 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr schraubt und bastelt Mertens in seiner Werkstatt. „Ich kann aber manchmal diese Zeiten nicht genau einhalten, weil ich ja berufstätig bin und auch bei mir zu Hause Sachen zu erledigen hab“, sagt der engagierte Balver mit einem Schmunzeln. Deswegen würde er sich über helfende Hände in der Werkstatt freuen, die ihn unterstützen und vertreten, wenn er einmal keine Zeit haben sollte. „Die Nachfrage bei den Flüchtlingen nach Rädern ist doch sehr groß.“