Balve. Am Mittwoch sind zahlreiche Apotheken dicht. Sie streiken. Warum sie das tun – und wie die Lage in Balve ist.
Am kommenden Mittwoch bleibt ein Großteil der Apotheken im Märkischen Kreis – so auch in Balve – „aus Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung geschlossen“, wie Apotheker Dr. Gunther Fay, Sprecher der Apothekerschaft im Märkischen Südkreis, erklärt. Auch Balve ist vom Aprotheken-Streik betroffen.
Apotheken-Sprecher im MK schlägt Alarm
„Die Notversorgung ist an diesem Tag durch Notdienstapotheken gewährleistet. Auch wenn wir protestieren, lassen wir dank der dezentralen Versorgung niemanden im Regen stehen. Wir empfehlen zudem, Medikamente vorausschauend an anderen Tagen zu besorgen und Fragen an das Apothekenteam möglichst vor oder nach dem Protesttag zu klären“, beschwichtigt Fay. Doch der Protest sei unumgänglich, „weil die Politik der Bundesregierung unsere Arbeit – die ordnungsgemäße Versorgung der Bürgerinnen und Bürger – massiv gefährdet“. Wegen der vielen Lieferengpässe bräuchten Apothekenteams bei ihrer Arbeit möglichst viel Flexibilität. Das Versorgungssystem sei allerdings voller Bürokratie und drohender Strafzahlungen an die Krankenkassen. Die Arbeit in der Apotheke sei somit herausfordernd, brauche viel Fachwissen und Verständnis für die Probleme der Menschen, die Hilfe benötigen. „Arzneimittel-Lieferengpässe haben unsere Arbeit noch komplizierter gemacht und kosten Kraft und Zeit. Eine finanzielle Anerkennung für diese Mehrarbeit wird den Apotheken jedoch versagt“, heißt es dazu unisono aus den beiden Balver Apotheken. „Zum Teil haben wir fehlende Medikamente selber mit einem hohen Zeitaufwand hergestellt, ohne dafür extra abrechnen zu können“, teilt die Balver Adler-Apotheke mit. „Auch hier fordern wir von der Politik eine gerechte Lösung“, betont Apotheken-Sprecher Fay daher.
Balver Filialen wollen mitmachen
Das Honorar der Apotheken besteht zu einem wesentlichen Anteil aus einem Festbetrag, der die laufenden Kosten abdecken soll. Dieser Festbetrag ist seit zehn Jahren nicht mehr angepasst worden, trotz steigender Kosten. Die Apotheken sind so von der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung abgekoppelt. „Dies ist nicht mehr nur ungerecht, sondern inzwischen für viele Apotheken existenzgefährdend. Andere wichtige Versorgungsinstanzen wie beispielsweise Arztpraxen und Krankenhäuser haben dafür Extra-Zahlungen erhalten.
+++ Hintergrund: Mendener Apotheken am 14. Juni allesamt dicht +++
Zuletzt haben in Deutschland so viele Apotheken für immer schließen müssen, wie noch nie zuvor.“ Apotheken regelrecht kaputtzusparen bedeutet, so Fay, die flächendeckende, niedrigschwellige und wohnortnahe Arzneimittelversorgung kaputtzusparen. „Wir wissen: Das kann nicht im Sinne unserer Patientinnen und Patienten sein – und deshalb protestieren wir.“ Damit in Balve die Notversorgung gesichert ist, haben die Apotheke am Drostenplatz und die Adler Apotheke einen Notdienst eingerichtet. Bis 9 Uhr übernimmt die Apotheke am Drostenplatz diese. Danach stehen für wichtige Notfälle das Team von der Adler Apotheke zum Notdienst bereit.