Balve. Die geplante Klimawende bei Heizungen erhitzt Gemüter. Der Balver Rainer Schäfer bietet bei einer Info-Veranstaltung Fakten. Worum geht’s?

Die Diskussion um die Klimawende bei Gebäudeheizungen erhitzt die Gemüter. Heizungsexperte Rainer Schäfer aus Balve berichtet im Gespräch mit der Westfalenpost von einer nicht endenden Flut von Anrufen, WhatsApps und sogar ungemeldeten Hausbesuchen. Kein Wunder, dass er mit Kooperationspartnern kurzerhand die Bürgerschaft zu einem Informationsabend in die Schützenhalle Langenholthausen einlädt. Am Mittwoch, 26. April, 19 Uhr, ist es so weit. Thema sind das geplante Gebäudeenergiegesetz (GEG) und Fördermöglichkeiten beim Einbau neuer Heizungen.

Der Balver Heizungsexperte Rainer Schäfer informiert über die Klimawende bei der Gebäudeenergie. Hier beim Gespräch in der Redaktion.
Der Balver Heizungsexperte Rainer Schäfer informiert über die Klimawende bei der Gebäudeenergie. Hier beim Gespräch in der Redaktion. © WP | Jürgen Overkott/

Was ist das Ziel des Gesetzes?

Rainer Schäfer: Das Aus von Öl und Gas. Um Öl- und Gasheizungen weiterbetreiben zu können, wird verlangt, dass 65 Prozent der Heizwärme aus erneuerbarer Energie stammen. Dieses Ziel kannst Du nicht erreichen. Selbst mit einer großen Solaranlage auf dem Dach wird das nicht funktionieren.

+++ WÄRMEWENDE: DER KOMMENTAR +++

Was erwartet das Publikum an dem Informationsabend?

Wir haben einen Experten von Buderus da, vom Schulungszentrum in Wetzlar. Er erklärt das GEG, umreißt die Fördermöglichkeiten und gibt einen Ausblick, wie sich die Preise von Öl und Gas entwickeln werden, zumindest der deutsche Markt. Da geht es um eine grobe Richtung.

Wer muss seine Heizung austauschen?

Eine Ölheizung muss man nach 30 Jahren laut Gesetzgeber erneuern. Das gilt ja schon. Beim Gas ist es noch nicht so. Die 30-Jahres-Frist ist beim Gas noch kein Recht. Holz ist im Moment kein Thema. Pellets werden wohl wieder in den Förderbereich kommen.

Welche Heizung wäre in Zukunft ratsam?

Zunächst mal kommt es darauf an, wie die Gebäudehülle aussieht. Wir haben verschiedene Heizsysteme. Wir haben Heizkörper, wir haben Fußbodenheizung. Entscheidend ist die Gebäudehülle. Wie ist das Gebäude gedämmt? Welche Fenster habe ich? Was habe ich für eine Dachdämmung? Bevor ein Heizsystem wie eine Wärmepumpe eingebaut wird, sollte erst der Weg zu einem Energieberater beschritten werden. Das ist der Mann, der zuerst angesprochen werden sollte. Er würde erst einmal einen Ist-Zustand aufnehmen. Wenn ein Haus gut gedämmt ist, geht der Energieverbrauch runter. Dann kommen wir ins Spiel. Wie sehen die Heizkörper aus? Passt die Heizleistung zum Raum? Passt die Vorlauftemperatur?

Die Vorlauftemperatur bei Wärmepumpen gilt als Schlüsselwert. Was ist empfehlenswert?

Die Vorlauftemperatur bei einer Wärmepumpe sollte nicht über 45 Grad liegen. Natürlich kann eine Wärmepumpe eine höhere Temperatur liefern, über einen höheren Stromverbrauch, aber dann geht’s ins Geld. Bei Duschwasser ist das etwas anderes. Da kann man ruhig höher gehen, weil die Spitzen nur kurzfristig sind.

+++ WÄRMEWENDE: TIPP VOM SCHORNSTEINFEGER +++

Eine Wärmepumpe braucht Strom. Ist es schlau, den Strom per Solaranlage zu produzieren?

Das wäre der Idealfall. Eine Solaranlage ist nicht überall machbar, und es ist natürlich auch eine finanzielle Geschichte. Einige haben schon eine Solaranlage; dann ist es etwas einfacher.

Mit welchen Kosten ist zu rechnen?

Eine Wärmepumpe Luft-Wasser für ein Einfamilienhaus kostet rund 35.000 Euro – plus-minus 5000 Euro, je nachdem wie die Elektroanlage ist. Der Zählerschrank muss auf die Wärmepumpe abgestimmt sein. Außerdem kommt die Fotovoltaik dazu. Der Preis richtet sich nach Größe und Leistung.

Gibt es Alternativen zur Wärmepumpe?

Ich werde an dem Abend sechs verschiedene Angebote auslegen, damit die Leute Größenordnungen für ein Einfamilienhaus oder ein kleineres Zweifamilienhaus kennen: für Gas, für Öl, für Pellets, für Hybrid, für Sole-Wasser, Luft-Wasser…

Wie groß ist die Wartezeit für eine neue Heizung?

Wir liegen bei einer Auslastung von 80 Prozent. Alles, was Wärmepumpe anbetrifft, müssen wir nach hinten schieben; das kann auch im nächsten Jahr eingebaut werden. Öl- und Gasheizungen müssen vorgezogen werden. Da gibt es eine Frist. Das ist der 31.12. Ich gehe aber davon aus, dass die Industrie nicht alle Stückzahlen bewerkstelligen kann.

DAS PODIUM

Auf dem Podium sitzen Ansprechpartner von Buderus, Koch & Rau, Novelan, Tigges & Zepke, Mosecker, Pollmann, dazu Schornsteinfegermeister Carsten Hüpsel und Heizungsexperte Rainer Schäfer.

Der Besuch der Veranstaltung ist gratis.