Binolen. Trotz Inflation brummen Restaurant und Hotel. Uli und Maria Vanselow könnten glücklich sein. Doch Haus Recke in Binolen hat ein Problem.
Nach der Coronazeit brummt die Gastronomie wieder an vielen Orten. Dafür bleibt der Fachkräftemangel nicht ohne Folgen. Welche genau das für Haus Recke im Hönnetal sind, berichtet Familie Vanselow. Und davon, wo sie auf keinen Fall Einschränkungen machen wollen.
Direkt vor dem Haupteingang erklärt eine Schrifttafel die aktuelle Situation: Restaurantbesuch am liebsten und wenn möglich nur mit Reservierung. Maria Vanselow, Juniorchefin im Haus Recke mitten im Hönnetal erklärt: „Eigentlich möchte ich keine Gäste wegschicken.“
Manchmal aber muss sie das. Gerade weil das Geschäft wieder brummt. Die Pandemie mit ihren Einschränkungen scheint zumindest hier tatsächlich vorbei zu sein, die Inflation auch nicht so zu merken. „Der Betrieb ist stärker als vor Corona“, sagt deshalb auch Seniorchef Ulrich Vanselow. Ausgebuchte Tische seien mittlerweile eher die Regel denn die Ausnahme.
Gleiches gelte für die Hotelzimmer nebenan. Mit dem nahen Osterfest beginnt in Binolen die Hauptsaison, bis in den Herbst hinein seien viele Tage und Wochenende voll belegt, erzählt Familie Vanselow. „Und eigentlich freue ich mich total auf diese Zeit“, sagt Maria Vanselow.
Wenn da nicht die personelle Not wäre, der Fachkräftemangel. „Alle möchten am Wochenende was machen, was erleben. Aber wer kann ihnen das ermöglichen?“, fragte Ulrich Vanselow. Er weiß kaum noch, wo er Personal suchen soll, deutschland-, ja europaweit sei er schon unterwegs um Verstärkung zu finden für Küche und Service. Das Ergebnis bislang: gleich null. Und das aktuelle Personal, teils schon viele Jahre dabei, wolle man nicht verheizen. Folge für das Haus Recke: die Gastronomie hat einen zweiten Ruhetag in der Woche, neben dem Montag nun auch der Donnerstag.
Er selber, so erzählt Ulrich Vanselow, stehe mit weit über 60 wieder öfter am Herd, als er das selber geplant habe. Auch Events außer der Reihe, sehr beliebt und gefragt bei den Gästen, könne man in der aktuellen Situation mit wenigen Ausnahmen erstmal nicht anbieten.
Eine Selbstbedienung im Restaurant einzurichten, wie kürzlich selber in Bayern erlebt, ist für Familie Vanselow auch nicht die Lösung. „Die Gäste wollen sich doch verwöhnen lassen.“ Aber wie geht es dann in Frühling und Sommer weiter?
In der Pandemiezeit haben Vanselows ordentlich investiert, die Außenterrasse umgestaltet, Loungemöbel angeschafft. Aber ob sie es in der warmen Jahreszeit schaffen werden, den Außen- wie auch den Innenbereich von Haus Recke gleichzeitig zu bespielen, das sei im Moment noch unsicher. Als eine der großen Hürden für neues Personal sehen die beiden mittlerweile vor allem die Arbeit am Wochenende, immer wieder in Gesprächen auch so kommuniziert. Und damit erschafft sich der Teufelskreis selber. Denn bei mehr Personal könne man dann auch immer wieder frei Wochenende anbieten, in der momentanen Situation leider nicht, erläutert Maria Vanselow. Und auf Stundenten zum Beispiel als Aushilfe habe die Gastronomie in Großstädten ein einfacheren Zugriff.
+++ HAUS RECKE: RETRO UND HIGH-TECH +++
Dabei betont sie selber überzeugend die Vorteile, unter der Woche frei zu haben und dann mal rauszugehen.
Und dann ist da auch noch die Bürokratie: Ulrich Vanselow erzählt von einem Mann, der Interesse gehabt hätte an einem Job, in Deutschland geboren, aber den Pass eines , aktuell in Österreich tätig. Vanselow habe mit den zuständigen Behörden wegen der Arbeitserlaubnis gesprochen, und die hätten schon ein schnelles Verfahren ins Aussicht gestellt.
+++ HAUS RECKE: DAS IST DIE NEUE CHEFIN +++
Dauer: „Sieben bis acht Monate. Ich brauche die Leute aber innerhalb weniger Wochen.“ Und Länder, die bislang durchaus noch als Reservoir an Arbeitskräften für Deutschland gedient hätten, seien mittlerweile in der Gastronomie auf einem solchen Stand und Bedarf angekommen, dass ein Engagement in Deutschland nicht mehr so attraktiv erscheine. Ulrich Vanselow erzählt zum Beweis mit Begeisterung von einem letzten Rumänien-Besuch. Am Geld könne es schließlich aber nicht liegen, betont Maria Vanselow. „Man verdient mittlerweile gutes Geld in der Gastronomie, sonst würde man auch niemanden mehr bekommen.“
An anderer Stelle möchte man nicht sparen. Ulrich Vanselow betont, dass im Haus Recke alles frisch gekocht werde. „Und von dieser Qualität gehen wir nicht runter. Das ist mir wichtiger als ein paar Gäste mehr.“
VON ZIGARREN, WHISKY UND CROSS-MASCHINEN
Neu eingerichtet im Haus Recke ist die Zigarrenlounge mit einer Auswahl korrespondierender Drinks wie Whiskey oder Rum. Und die werde auch bereits gut angenommen, erzählt Ulrich Vanselow.
Haus Recke wird immer wieder Anlaufpunkt zahlreicher Biker. Vanselow, selber bekennender Zweiradenthusiast, hatte kürzlich die Teilnehmer der Benefizaktion Hönnetrail zu Gast, die im Beckumer Steinbruch ihre Runden im Gelände abseits befestigter Straßen drehten.