Balve/Iserlohn. Das Handwerk MK schlägt wegen explodierender Energiepreise bei der Politik Alarm. Wie sieht es in Balves Bäckereien aus?
Das Handwerk schlägt Alarm. „Die aktuellen Energiepreise stellen eine existenzielle Gefährdung der Handwerksunternehmen des Märkischen Kreises dar“, erklärt der Geschäftsführer des Kreishandwerkerschaft in Iserlohn, Dirk H. Jedan. „Die Betriebe benötigen Schutz und Unterstützung durch den Staat, um nicht in Insolvenz zu geraten.“ Jedan nennt ausdrücklich auch Bäckereien. Wie sieht es in Balve aus?
„Goldbäcker“ Charly Grote rechnete im Gespräch mit der Westfalenpost vor, dass sein 360-Mitarbeiter-Unternehmen im Jahr eine Million zusätzliche Kosten für Energie aufbringen müsse: „Wir sind operativ gesund aufgestellt. Ich höre es nicht so krachen wie bei anderen Betrieben. Aber selbst für uns ist die Situation ein Tanz auf der Rasierklinge.“
+++ CHARLY GROTE AZUBI-OFFENSIVE +++
Charly Grote befürchtet, dass viele Mittelständler wegen der explodierenden Energiekosten in eine Krise geraten könnten. Selbst Insolvenzen sieht er kommen: „Dann wird’s wirklich kritisch.“
Erschwerend dazu komme die Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro. Sie bedeute ebenfalls einen zusätzlichen Kostenblock für den heimischen Mittelstand. „Das macht ungefähr 500.000 bis 600.000 Euro im Jahr aus. Ich weiß nicht, wie wir das packen wollen.“
Der Bäckermeister aus Langenholthausen betrachtete nicht nur das Handwerk, sondern auch Team und Kundschaft: „Die betrifft das auch.“
+++ CHARLY GROTE: JEDER KANN MICH ANSPRECHEN +++
Die steigenden Kosten der Unternehmen und die sinkenden Geldmittel der Verbraucher für den Konsum bringen das Bäckerhandwerk nach Einschätzung von Charly Grote in eine Zwickmühle: „Wir können gar nicht alles nehmen, was wir nehmen müssten.“ Er fügte hinzu: „Wir wollen ja gar nicht die ganz hohen Preise vom Verbraucher. Für uns ist jeder einzelne Bürger ein wichtiger Kunde. Da muss man ganz klar sagen: Wenn wir die Preise massiv anheben würden, müssten wir uns nicht wundern, wenn die Leute aus dem Laden rennen.“
Umsatzeinbrüche habe er bisher noch nicht erlebt, erklärte Charly Grote. Vielmehr erlebte er einen Zuwachs: „Die Leute merken, dass wir’s ehrlich meinen“, berichtete er, „Manche kommen sogar bewusst zu uns. Wir müssen sehen, dass wir den Bogen nicht überspannen.“
Wie sieht Mitbewerber Rainer Tillmann die Lage seines Betriebes? So offen Charly Grote antwortete, so verschlossen gibt sich der Balver Bäckermeister. Auf Anfrage der Westfalenpost mochte er sich nicht äußern.