Langenholthausen. Die Goldbäckerei Grote in Langenholthausen startet eine Ausbildungsoffensive. Dabei geht sie ungewöhnliche Wege.
Start ins Berufsleben für zehn junge Leute bei der Bäckerei Grote, mit dem ersten August hat ihre Ausbildung angefangen. Familie Grote freut sich über die Verstärkung mit ganz unterschiedlichen Lebenswegen, konnte einen Bereich des Unternehmens bislang aber noch nicht besetzen.
Sieben junge Leute sind am Montag offiziell in der Goldbäckerei Grote mit der Ausbildung zum Bäckereifachverkäufer beziehungsweise Bäckereifachverkäuferin gestartet. Mehr als von dem Langenholthauser Familienunternehmen ursprünglich geplant und damit in diesem Bereich nun insgesamt 17 Auszubildende. „Und damit mehr als je zuvor“, sagt Juniorchef Carl Grote. Gut sieht es auch aus in der Fachrichtung Konditor mit zwei jungen Frauen die dazustoßen. „Eigentlich war nur eine Stelle eingeplant, wir haben dann aber beide gerne genommen“, unterstreicht Grote weiter. Besetzt ist auch der eine Platz des Azubis zum Industriekaufmann. Soweit die guten Nachrichten beim Nachwuchs.
Bäckerlehrling gesucht
Was noch fehlt ist ein Bäckerlehrling, diese Stelle zunächst unbesetzt. „Zwei machen bei uns im Moment Praktikum, und ich hoffe, dass sich einer von beiden vielleicht noch für die Ausbildung entscheidet“, sagt Carl Grote. Ein Praktikum sei für viele junge Leute der Weg, der in die Ausbildung führe: für den Betrieb die beste Möglichkeit, neues Personal zu rekrutieren.
Beim Azubi-Frühstück erzählen die Neuen von ihrem Werdegang, der zur Goldbäckerei geführt hat. Fast alle von ihnen nennen entweder ein mehrwöchiges Schulpraktikum oder die Arbeit als Aushilfe in einer Grote-Filiale als entscheidenden Grund für den Ausbildungsstart. Ebenfalls auffällig: Nur eine Minderheit der insgesamt zehn Neuen hat Abitur, die meisten wollen schon nach Haupt-, Real- oder Berufsschulabschluss beruflich durchstarten. Juniorchef Carl Grote unterstreicht, dass es auch ohne Abitur erfolgreich weitergehen könne. „Man kann hinterher trotzdem noch studieren“, wie er auch anhand des eigenen Lebensweges betont, mit Ausbildungen zum Bäcker und Konditor fern der Langenholthauser Heimat, Meisterschule und schließlich dem Studium.
Schon ein Abitur in der Tasche zu haben, bedeutet aber Erleichterung in der Ausbildung zum Bäckereifachverkäufer. Ann-Sophie Kemmerling kann nämlich von zwei auf drei Jahre verkürzen. Mit ihr in der gleichen Fachrichtung starten in der Bäckerei Mike Hütter, Keith Wetzel, Elias Tyrer, Sirem Aksoy, Kira Freiburg und Patricia Löffler.
Letztgenannte durchaus mit einer Herausforderung, denn die junge Frau Anfang 20 ist Mutter zweier Kinder. Bei Grote hat sie die Möglichkeit einer Teilzeitausbildung. Das bedeutet, dass der Umfang in der Berufsschule, in diesem Fall einmal oder zweimal die Woche in Lüdenscheid, im Vergleich zur normalen Ausbildung gleich bleibt, die Zeit im Betrieb aber um ein Viertel kürzer ausfällt. Dadurch müsse vieles kompakter vermittelt und gut strukturiert werden, erklären Carl Grote und Adelgunde Buchgeister, einer der Verantwortlichen für die Azubis. Gerade mit diesem Modell und mit jungen Müttern habe man bisher aber gute Erfahrungen gemacht, die jungen Frauen seien oft voller Ehrgeiz und in Selbstorganisation gut eingespielt.
Patricia Löffler hatte bisher als Aushilfe in Grote-Filialen gearbeitet: „Der Verkauf macht mir viel Spaß.“ In anderen Betrieben indes habe sie große Skepsis aufgrund der privaten Situation erfahren.
Keith Wetzel, so berichtet er, habe zunächst eine Ausbildung zum Elektriker absolviert, so hier aber nicht so glücklich geworden, deshalb nun der Weg zu Brötchen, Kuchen und Co. Christian Arvai aus Sundern startet in der Bäckerei nun die Ausbildung zum Industriekaufmann. Mia Tebbe und Sofia Metz wollen Konditorinnen werden. Beide haben das im Praktikum ausprobiert, und selber schon als Kinder gerne gebacken, wie sie erzählen. Mia Tebbe: „Das Praktikum hat Spaß gemacht, der Umgang ist sehr freundlich.“ Zu den für viele ungewohnten Arbeitszeiten: „Ich arbeite sogar lieber nachts.“ Sofia Metz hingegen berichtet, dass sie sich darauf schon umstellen müsse, die Freude an der Arbeit das aber aufwiege.
Carl Grote kennt aber auch die Vorteile: „Man hat dann natürlich früher frei, kann jetzt im Sommer viel schneller ins Freibad.“
Fahrgemeinschaft statt Bus
Ein Problem sei die Arbeit mitten in der Nacht bei Nachwuchsgewinnung aber durchaus. Manche Azubis sind schließlich noch nicht volljährig und nicht immer können Eltern Fahrdienst machen oder mit in der Nähe wohnenden Kollegen eine Fahrgemeinschaft gebildet werden. Und die Erreichbarkeit mit ÖPNV bei vielen Filialen im Sauerland und vor allem der Zentrale in Langenholthausen ja selbst schon am Tag schwierig. Carl Grote freut sich, auch in schwieriger Zeit überdurchschnittlich viel Nachwuchs zu gewinnen. 26 sind es aktuell insgesamt in dem Betrieb mit 320 Mitarbeitern und 22 Filialen. An die Azubis gerichtet: „Wir hoffen, dass ihr nicht nur diese drei Jahre bei uns bleibt, sondern vielleicht 30.“