Beckum. Die Erzieherin Denise Tigges aus Beckum wird das Sauerland gegen Sandstrand tauschen. Sie will für ein halbes Jahr in der Karibik arbeiten.
Tausche grüne sauerländische Hügel gegen Sandstrände unter Palmen: Die Erzieherin Denise Tigges aus Beckum wird (mindestens) ein halbes Jahr im Ausland arbeiten. In der Karibik, und dabei doch auch in Europa.„Wenn ich es jetzt nicht mache, dann mache ich es vielleicht nicht mehr“, sagt Denise Tigges.
24 Jahre jung ist die Beckumerin und hat im Frühsommer erfolgreich die Ausbildung zur Erzieherin abgeschlossen, arbeitete dabei in ihrem Heimatort in der Kindertagesstätte St. Antonius. Jung und ungebunden, mit einem guten Abschluss in der Tasche, scheint das wie der perfekte Moment für eine ganz besondere Erfahrung. Was viele womöglich gar nicht wissen, und was Tigges deshalb auch besonders unterstreichen möchte: das Erasmus-Programm vermittelt nicht nur Studenten in europäische Länder, sondern auch Auszubildende. Und zwar noch bis ein Jahr nach Ausbildungsende. „Ich wollte aber nicht in Europa bleiben“, erzählt Tigges von ihrem Wunsch nach neuen Erfahrungen. „Ich träume von so etwas seit ich zwölf war.“
Internationale Schule
Also ein europäisches Austauschprogramm, und trotzdem ganz weit weg? Die Lösung besteht in den ehemaligen Kolonialgebieten europäischer Staaten. Aruba ist wie auch Curacao oder Sint Maarten Teil des Königreiches der Niederlande. Eine Insel im Pazifik, zu Südamerika gehörend, wenige Kilometer nördlich von Venezuela gelegen. Gut 100 000 Menschen leben dort (also etwas mehr als in Iserlohn) in dem Staat, der nach innen voll souverän ist mit eigener Währung und Regierung, in der Außenpolitik aber dem deutschen Nachbarland unterstellt. In der Hauptstadt Oranjestad gibt es die International School of Aruba. Dort wird die Beckumerin Denise Tigges am 1. September ihre Arbeit beginnen, wahrscheinlich in einer zweiten Klasse dieser internationalen Schule.
Unterschied zu Deutschland: hier hin kommen Kinder und Jugendliche zwischen Kindergartenalter und dem zwölften Jahrgang. Auch wenn die Amtssprachen auf Aruba das heimische Papiamento und Niederländisch sind, wird man gerade an einer internationalen Schule hauptsächlich mit englisch gut weiterkommen. „Ich möchte meine Englischkenntnisse weiter verbessern, eine neue Kultur kennenlernen, auch andere Lebensweisen verstehen“, unterstreich die 24-jährige Erzieherin. „Ich habe eine gute Ausbildung genossen, möchte das nun auch im Alltag in einem neuen Umfeld anwenden.“ Ihr neuer Arbeitsplatz soll auch mit der Montessori-Pädagogik arbeiten, viel spielerisch vermitteln. Ihre neuen Schützlinge werden also etwas älter sein als die Mädchen und Jungen in der Beckumer Kita. Zu dem Unterschied sagt sie: „Dauerhaft kann ich mir das als Beruf nicht vorstellen, freue mich aber auf diese Erfahrung.“ Hier in der Karibik wie auch in anderen Ländern gebe es begrifflich gar keinen Unterschied zwischen Lehrer und Erzieher. Wenn am Samstag in der Beckumer Kita ein besonderer Tag zum Thema Kinderrechte stattfindet, dann wird sich Denise Tigges dabei erstmal von hier verabschieden.
Erst Sightseeing, dann auf die geliebte Urlaubsinsel Aruba
Zunächst geht es für ein paar Tage Sightseeing und Shopping nach New York, dann weiter auf die beliebte Urlaubsinsel Aruba. Eine kleine Unterkunft ist gebucht. „Mit Pool“, freut sich die 24-Jährige. Aber auch zum weißen Sandstrand sei der Weg dann kaum 15 Minuten lang. Berge mit atemberaubender Aussicht gibt es aber auch auf der Insel, die nur etwa zweieinhalb mal so viel Fläche hat wie Balve.
Auf welche Aspekte ist Denise Tigges neben der Arbeit auch noch gespannt? „Wie man in der Karibik Weihnachten feiert zum Beispiel.“ Natürlich hofft sie, schnell Anschluss zu finden. „Ich möchte auf jeden Fall auch mit den Einheimischen zusammen feiern“, grinst die 24-Jährige, die dem fröhlichen Brauchtum ihrer Heimat wie einem zünftigen Schützenfest jedenfalls alles andere als abgeneigt ist. Das Austauschprogramm läuft zunächst ein halbes Jahr, also bis Ende Februar, könnte aber auch um die gleiche Zeit verlängert werden. Um vieles bei der Organisation kümmere sich das Erasmus-Büro sehr gut, erklärt Tigges, auch die Finanzierung dieses Austausches. Dass sie danach wieder in die Kita nach Beckum zuürck kommt, sei auf keinen Fall ausgeschlossen. Leiterin Anja Kremer betont: „Ich nehme sie gerne wieder zurück.“ Es könnte aber auch anders kommen. Denise Tigges lacht: „Vielleicht lerne ich dort den Mann fürs Leben kennen.“