Balve. Carmen Schlebrowski ist Digitalisierungsbeauftragte bei der Stadt Balve. Die gelernte Schriftsetzerin erklärt ihren ungewöhnlichen Werdegang.
Wenn man Carmen Schlebrowski fragt, wie sie mit Herausforderungen umgeht, steht ihre Antwort ganz klar fest: Mit Selbstsicherheit und Mut nehme sie diese an und wende ihre größte Stärke an, sagt die Fachfrau für Digitalisierung bei der Stadt Balve. Im Gespräch mit der Westfalenpost im Rahmen der Serie „Starke Frauen in Balve“ berichtet sie von ihrem Werdegang, wie sie Frauen unterstützte, wieder in den Beruf zurückzufinden und welche Eigenschaft ihr dabei am meisten half.
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Gelernte Schriftsetzmeisterin ist jetzt Digitalisierungsbeauftragte
Die gelernte Schriftsetzmeisterin machte beruflich viel Erfahrung in verschiedenen Bereichen. So habe ihr Ursprungsberuf zwar ebenfalls einen technischen Aspekt und brachte sie schon damals in Berührung mit Computern, ihr Aufgabenfeld unterscheidet sich jedoch stark zu ihren damaligen Tätigkeiten. „Den Beruf gibt es in der Form nicht mehr, aber ich kann es ja“, sagt Schlebrowski. Bei der Stadt Balve vereinfacht sie seit Juni 2018 digitale Prozesse und verknüpft Schnittstellen zwischen den Bürgern und der Verwaltung. Dabei sei ihr ihre größte Stärke zugute gekommen. „Ich kann technische Zusammenhänge gut verstehen und auch vermitteln“, sagt sie selbstbewusst. In den verschiedensten Abteilungen der Stadt Balve arbeitet sie sich in die unterschiedlichsten Themen ein und bringe frischen Wind mit neuen Ideen ein. „Ich gehe die Dinge neutral an und lerne von meinen Kollegen“, erklärt sie.
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Ihre pragmatische Einstellung neue Herausforderungen einfach anzugehen, wolle sie auch an andere Frauen weitergeben. „Mach mal was ganz anderes“, rät sie. Mit ihren „Wiedereinsteigerkursen“, die sie von 2009 bis 2017 gab, wollte sie genau das erreichen: Frauen helfen nach der Familiengründung wieder in den Beruf zu finden. „Damals hat sich in einem kurzzeitigen Ausstieg schon viel verändert. Da gab es noch die Schreibmaschine als man aus dem Beruf gegangen ist und bei dem Einstieg gab es schon Computer“, erzählt sie. Sie gab Frauen die Möglichkeit, sich in der neuen, digitalen Welt zurechtzufinden und den Anschluss wiederzufinden. So vermittelte sie Grundkenntnisse, wie die Nutzung von Programmen wie Word und Excel und wie man beispielsweise eine PDF-Datei formatiert. „Ich will Frauen immer Mut machen“, erzählt Schlebrowski.
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Expertin fordert: Frauen sollen sich mehr aktiv bewerben
Dabei stehe für sie auch die Ausweitung der beruflichen Möglichkeiten für Frauen im Mittelpunkt. Schlebrowski sagt, sie glaube, dass eine Aufteilung einer Vollzeitstelle in zwei Teilzeitstellen nur positive Effekte hat. „Da steckt Power hinter“, findet sie. Ihr sei es wichtig, dass Frauen unabhängig sind und selbst arbeiten gehen können.
Sie finde gerade Annalena Baerbock, Bundesministerin des Auswärtigen, sehr inspirierend. Ihr Ehemann Daniel Holefleisch übernimmt einen Großteil der Erziehungsarbeit ihrer zwei Töchter. „Eine starke Frau braucht immer eine starke Familie oder ein starkes Netzwerk. Allein ist man nicht stark“, findet Schlebrowski. Sie wünsche sich, dass es egal ist, ob der Mann oder die Frau in Elternzeit geht. Dennoch wisse sie, dass sich das damalige Familienbild stark gewandelt hat. Sie wünsche sich, dass Frauen ein noch größeres Selbstvertrauen besitzen würden und sich trauen ihre Wünsche zu verwirklichen. „Ich finde es schade, wenn sich Frauen auf eine Stelle gar nicht erst bewerben“, erzählt sie. Sie bevorzugt das Motto der Kindheitsheldin Pippi Langstrumpf: „Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe“.