Balve. Funke-Verlegerin Julia Becker und ihr Mann Otto im WP-Interview. Warum sie das Balve Optimum lieben und warum Reiten Geflüchtete integrieren kann.

Julia Becker ist Verlegerin der Funke Medien-Gruppe. In der Freizeit schlägt ihr Herz für den Reitsport. Julia Beckers Ehemann Otto ist Nationaltrainer der deutschen Springreiter. Beide sind dem Balver Optimum (9. bis 12. Juni) seit langen Jahren verbunden. Zum Gespräch mit der Westfalenpost kamen sie in die frisch renovierte Balver Redaktion.

Otto Becker (Cheftrainer der deutschen Springreiter) und Julia Becker, Aufsichtsratsvorsitzende der FUNKE Mediengruppe, Hündin Babett, stehen zusammen mit Redakteur Jürgen Overkott vor der Redaktion der WestfalenPost in Balve, am Dienstag, 31. Mai.
Otto Becker (Cheftrainer der deutschen Springreiter) und Julia Becker, Aufsichtsratsvorsitzende der FUNKE Mediengruppe, Hündin Babett, stehen zusammen mit Redakteur Jürgen Overkott vor der Redaktion der WestfalenPost in Balve, am Dienstag, 31. Mai. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Corona hat unser Leben durcheinander gewirbelt. Wie hat sich das in Ihrem Leben bemerkbar gemacht?

Otto Becker: Wie wohl die meisten Menschen haben auch wir uns nicht vorstellen können, was da auf uns zukommt. Für den Sport war das schwierig. Bei den Turnieren herrschte plötzlich Stillstand. Andererseits: Als Turniersportler war ich so viel unterwegs, dass ich nicht traurig war, dass man mal zur Ruhe kam und zuhause war. Die ersten zwei, drei Monate waren gar nicht schlimm. Das habe ich auch von Kolleginnen und Kollegen gehört.

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Aber nur in der ersten Zeit, vermute ich.

Otto Becker: Irgendwann waren wir natürlich froh, dass die ersten Turniere wieder stattfinden konnten.

Kinder und Jugendliche haben das sicher etwas anders erlebt.

Otto Becker: Für Kinder und Jugendliche war es traurig, dass sie, im Gegensatz zu den Berufsreitern, nicht reiten durften. Inzwischen hat sich wieder Normalität eingestellt. Corona hat dazu geführt, dass wir diese Normalität mehr zu schätzen wissen als früher.

Pferde gelten als sehr sensible Tiere. Haben die Tiere gespürt, dass sich die Zweibeiner anders verhalten haben?

Julia Becker: Unser Leben zuhause hat sich nicht verändert – wir leben mit den Pferden. Aber wir hatten viel mehr Zeit für die Pferde und die Familie. Und ich selbst – ich bin ja keine Turnierreiterin – habe es sehr genossen, die Wochenenden mal zuhause zu verbringen. Wir mussten nicht Freitag, Samstag, Sonntag zum Turnier, da musste nicht in aller Früh der Lkw beladen werden. Es ist etwas mehr Ruhe in den Alltag im Stallbetrieb eingekehrt. Da war viel mehr Zeit, um beispielsweise mit jungen Pferden, die noch nicht im Sporteinsatz sind, in der Ausbildung kontinuierlicher zu arbeiten. Das war eine Zeit, die für unsere Familie, die Mitarbeiter und auch die Tiere gut war. Die Pferde haben Veränderungen gespürt, ja, aber im positiven Sinne. Wir versuchen das Eine oder Andere aus der Zeit mitzunehmen, dazu gehört etwas mehr Muße und Entschleunigung.

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Das klingt wie ein guter Vorsatz zum Jahresbeginn. Was ist davon übriggeblieben?

Die Aufsichtsratsvorsitzende der FUNKE Mediengruppe, Julia Becker und ihr Ehemann Otto Becker (Cheftrainer der deutschen Springreiter), stehen zusammen mit Redaktur Jürgen Overkott, in den neu renovierten Räumen der Westfalenpost in Balve, am Dienstag, 31.05.2022. Foto: Olaf Fuhrmann / FUNKE Foto Services
Die Aufsichtsratsvorsitzende der FUNKE Mediengruppe, Julia Becker und ihr Ehemann Otto Becker (Cheftrainer der deutschen Springreiter), stehen zusammen mit Redaktur Jürgen Overkott, in den neu renovierten Räumen der Westfalenpost in Balve, am Dienstag, 31.05.2022. Foto: Olaf Fuhrmann / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Otto Becker: Wir freuen uns, dass es wieder Turniere gibt, und wir spüren, dass es dem Publikum genauso geht. All das genießen wir das jetzt bewusster.

Julia Becker: Ich glaube, dass das gemeinsame Erleben von Sportveranstaltungen wichtig ist, egal ob das jetzt beim Reiten oder – im größeren Maßstab – beim Fußball ist. Das ist der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält, bei allen Herausforderungen, die die Menschen beschäftigen und besorgen. Aber noch mal zurück zu den guten Vorsätzen: Mir gelingt es beispielsweise sehr gut, meine Reisen zu reduzieren. Ich fliege nicht mehr für ein Abendessen irgendwo hin, weil ich glaube, dass die Dinge im persönlichen Gespräch geklärt werden müssen; das geht auch per Zoom.

Aber nicht immer.

Julia Becker: Manchmal ist das tatsächlich ermüdend – vor allem wenn ich längere Sitzungen leite. Ich kann ja nicht weg. Ich finde es schwierig, wenn man da wie festgetackert sitzt. Aber gerade ein Medienhaus lebt ja von der Kommunikation. Ich achte jetzt bewusst darauf, ob ein Vier-Augen-Gespräch nötig ist oder man die Sache anders klären kann.

Videoschalten sind oft mit langem Sitzen verbunden. Welche Rolle kommt da dem Reiten zu?

Julia Becker: Manchmal habe ich schon Lust, nach einer siebenstündigen Aufsichtsratssitzung einen Ausritt zu machen – oder ich gehe eine Runde zu Fuß mit den Hunden durch den Wald, und der Rest der Familie reitet.

Da wären Sie beim Reiterverein Balve perfekt aufgehoben.

Therapeutisches Reiten im Balver Ortsteil Langenholthausen: Kirsten Reppel-Böhmer mit Patientin Erika Heilsberg
Therapeutisches Reiten im Balver Ortsteil Langenholthausen: Kirsten Reppel-Böhmer mit Patientin Erika Heilsberg © WP | Sven Paul

Julia Becker: Das ist genau unser Format. Ich gehe, und Du (sie wendet sich an ihren Mann) reitest. Oder wir wechseln mal (Otto Becker lacht).

Wie viele Möglichkeiten haben Sie, Kontakte zum Sauerland zu pflegen?

Julia Becker: Ich habe freundschaftliche Kontakte zur Familie Landsberg, aber auch über meine drei reitenden Töchter zu den Turnieren im Sauerland, zum Beispiel in Arnsberg, Vosswinkel oder Warstein.

Das Sauerland ist Pferdeland. Ich sehe seit einiger Zeit einen Pferdeboom .

Otto Becker: Ich kann das bestätigen. Kontakt zu Pferden ist etwas unglaublich Schönes. Und das entdecken immer mehr Reiterinnen und Reiter, die ein eigenes Pferd besitzen, eine Reitbeteiligung haben oder die in einem Verein sind. Und das ist auch für unsere Jugend etwas richtig Gutes und Sinnvolles. Als Bundestrainer steht für mich der Spitzensport im Vordergrund. Aber es gibt eben auch eine enorme Breite, die begeistert reitet.

Haben Sie eine Erklärung dafür?

Aufräumen nach dem Unwetter vom 22. August vorigen Jahres: Der Reiterverein Balve wird von ehrenamtlichem Engagement getragen.
Aufräumen nach dem Unwetter vom 22. August vorigen Jahres: Der Reiterverein Balve wird von ehrenamtlichem Engagement getragen. © WP | jürgen overkott

Otto Becker: Gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit gehen die Leute wieder mehr aufs Land. Die tägliche Beschäftigung mit dem Pferd bringt viel Freude, viel Ruhe und viel Entspannung.

Julia Becker: Darüber hinaus dass gibt es noch einen Mehrwert beim Kontakt von Menschen zu Pferden gibt. Rosalie von Landsberg-Velen, die Organisatorin des Reitturniers in Balve, ist auch Vorsitzende des Kuratoriums für Therapeutisches Reiten. Ein begleiteter Umgang mit Pferden hilft Menschen mit körperlichem Handicap und Menschen mit psychischen Problemen. Verantwortung für ein Lebewesen spielt dabei eine Rolle, aber auch die Haptik. Der Umgang mit Pferden hat einen förderlichen Effekt auf die Entwicklung eines Menschen – und auf die seine Heilung. Darauf sollten Krankenkassen zunehmend ihren Blickwinkel richten: auf eine Therapieform, die unglaubliche Fortschritte bringt.

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Das Pferd eignet sich gut für Inklusion.

Voltigier-Show des Reitervereins Altena beim Balve Optimum: Reiten fördert Teamgeist.
Voltigier-Show des Reitervereins Altena beim Balve Optimum: Reiten fördert Teamgeist. © Unbekannt | Dietmar Reker

Julia Becker: Und das gilt nicht nur für Menschen mit Handicap. Der Umgang mit Pferden kann eine wunderbare Brücke für Menschen sein, die als Geflüchtete zu uns gekommen sind, Kontakte zu Anderen zu knüpfen. Da zählt nicht die Sprache, sondern der gemeinsame Umgang mit dem Pferd – das Satteln, das Spielerische und das Kennenlernen des Tieres. Das hilft vor allem Kindern, das Ankommen bei uns zu erleichtern.

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INFO: BALVE OPTIMUM

Das Balve Optimum findet vom 9. bis 12. Juni auf der Reitanlage am Schloss Wocklum. Sie ist Austragungsort der Deutschen Meisterschaften im Dressur- und Springreiten bis 2025.