Balve. Die Polizei MK bringt gestohlene, beschädigte Kreuze nach Mellen. Eigentümer sind fassungslos. Der Pastoralverbund will helfen.

Seit Mitte vergangenen Jahres verschwanden im Raum Balve immer wieder sakrale Gegenstände, Wegkreuze wurden geschändet, zerstört. Auch vor Grabkreuzen machte der Täter nicht halt. Ein Verdächtiger konnte inzwischen ermittelt werden. Am Mittwochvormittag waren Polizeihauptkommissar Thomas Meier und Polizeikommissaranwärter Samet Baser aus Menden ins Pfarrheim in Mellen gekommen. Im Gepäck hatten sie eine große Menge an Asservaten, die aufgefunden worden waren.

„Wir haben alle uns bekannten Geschädigten angeschrieben und sie nach Mellen gebeten, um ihre Fundstücke zu identifizieren und zuzuordnen“, erklärt Meier. „Die Ermittlungen werden noch eine Weile dauern.“

+++ WEGEKREUZE: ZIEMIAK WILL HELFEN +++

Die Geschädigten schauen zum Teil fassungslos in die Kartons mit den Bruchstücken und auf die auf Tischen aufgereihten Kruzifixe, denen manchmal Hände, Beine oder Köpfe fehlen. Für alle sind die Gegenstände mit emotionalen Erinnerungen verbunden. Traurig hält Hildegard Prumbaum ein beschädigtes Grabkreuz in den Händen. „Es lag zuerst auf dem Sarg des Verstorbenen. Nach der Beerdigung hatten wir es auf das Grab gesteckt“, erklärt sie betroffen. Für sie zähle der emotionale Wert. Es sei für sie auch eine Störung der Totenruhe: „An solchen Dingen darf sich niemand vergreifen.“

Gefühle verletzt

Dechant Andreas Schulte schaut bestürzt in einen Karton, in dem die zerschlagenen Überreste einer größeren Christusdarstellung liegen. Noch wird gerätselt, woher sie stammt. „Hier ist nicht nur ein materieller Schaden entstanden, es ist auch ein kultureller Wert zerstört worden, der oft auch mit Gefühlen verbunden ist“, sagt er, als er den zerschlagenen Korpus in den Händen halt. Ein religiöses Symbol zu zerstören treffe die Gefühle. „Wir bringen schon den Kommunionkindern bei, die Symbole des Glaubens zu achten. Diese Taten sind nicht nachvollziehbar“, so der Dechant.

+++ KREUZ-FREVEL: DAS STECKT DAHINTER +++

Betroffen sind die Gemeinden des Pastoralverbundes Balve-Hönnetal. „Wir haben uns in der vergangenen Woche mit Vertretern der Kirchengemeinden und den Ortsvorstehern aus den Gemeinden Balve, Garbeck, Beckum, Volkringhausen und Mellen getroffen, um zu beratschlagen, was wir tun können“, erklärt Kirchenvorstand Ludger Terbrüggen. Das Ziel sei, einen Weg zu finden, die zerstörten Christusdarstellungen an den Kreuzen wieder herzustellen. „Es soll keine Rolle spielen, ob diese in Privatbesitz sind oder der Kirche gehören“, betont Terbrüggen. Manchmal werden die Schäden vielleicht nur 50, 60 Euro betragen. Die Wiederherstellung des Kruzifixes an der Gransauer Mühle werde auf 1600 Euro geschätzt. Die Reparatur des Kruzifixes am Mausoleum an St. Blasius werde im fünfstelligen Bereich liegen. Terbrüggen erinnert daran, dass oft Schicksale mit den Kreuzen verbunden seien: „Mal wurde ein Kreuz errichtet, weil ein Sohn aus dem Krieg zurückkam, ein Unfall überlebt oder eine Krankheit geheilt wurde. Auch traurige Schicksale sind manchmal mit einem Kruzifix verbunden.“ Und nun?

+++ KREUZ-FREVEL: HAUSDURCHSUCHUNG IN BALVE +++

„Wir werden einen Spendenaufruf starten und das Geld in einen Fond geben, aus dem dann die Reparaturen oder der Ersatz der zerstörten oder gestohlenen Gegenstände bezahlt werden soll. Bis Ostern wollen wir so weit sein“, erklärt Terbrüggen. Die nicht mehr zu rettenden Kreuze und Kruzifixe werden auf keinen Fall entsorgt. Dechant Schulte: „Sie werden als Grabbeigaben mitgegeben.“

Spenden nimmt der Pastoralverbund Hönnetal gerne unter dem Stichwort „Kreuze“ entgegen. Spendenkontonummer: IBAN DE17 4476 1534 0010 0394 00