Balve. Bürgermeister Hubertus Mühling im WP-Interview zu Infektionszahlen bei der Stadt Balve, kurzfristigen Schulmails und zum Corona-Protest.

Zwei Jahre Corona – Bürgermeister Hubertus Mühling zieht Bilanz. Nicht alles lief schlecht.

Ich erlebe, dass die Leute nach zwei Jahren Pandemie genervt sind. Wie nehmen Sie die Situation wahr?

Hubertus Mühling Es ist ein Wechselbad der Gefühle.

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Sind Bürger gereizter als vor Corona, wenn sie mit der Stadtverwaltung Kontakt aufnehmen?

Nein, das kann ich nicht sagen. Aber ich nehme eine größere Gereiztheit im allgemeine Gebrummsumse wahr. Jeder redet über Corona: Ich bin es so leid, kann das nicht mal anders werden?

Andernorts gibt es Protest gegen Corona-Schutzmaßnahmen. Was davon kommt bei der Stadt an?

Balves Bürgermeister Hubertus Mühling im Rathaus mit Maske: Corona-Regeln greifen mal mehr, mal weniger in den Alltag ein (Archivbild vom Januar 2021)
Balves Bürgermeister Hubertus Mühling im Rathaus mit Maske: Corona-Regeln greifen mal mehr, mal weniger in den Alltag ein (Archivbild vom Januar 2021) © WP | jürgen overkott

Da muss man differenzieren bei denjenigen, die in der Öffentlichkeit ihren Unmut zeigen. Ich glaube, wir sind weit weg von thüringischen und sächsischen Verhältnissen. Wir haben eine große Achtsamkeit in Balve. Sie hat uns bisher gut durch die Pandemie geführt. Ich habe ein gewisses Verständnis für die Kritiker. Damit meine ich aber nicht Impfgegner und Querdenker im Extremen. Wir haben ja jetzt auch „Spaziergänger“ hier in Balve, die sagen, ich bin’s leid. Wir reden da über die Einschränkung von Grundrechten. In Balve sind das nicht nur Impfgegner. Da heißt es dann auch, ich bin drei Mal geimpft, warum muss ich dann noch mit Einschränkungen leben?

Die Spaziergänger in Balve sind nicht militant.

Nein! Das ist eher die allgemeine Unzufriedenheit mit den Regeln. Ich sage, wir müssen angesichts der Infektionszahlen, die noch auf dem aufsteigenden Ast sind, drei, vier Wochen in Geduld üben, bis wir die Spitze erreicht haben.

Spiegelt sich das Infektionsgeschehen in der Verwaltung wider?

Ja! Das kommt auch bei uns an. Wir haben uns in den vergangenen zwei Jahren mit den Regeln, die wir uns gegeben haben, ganz gut gerettet. Aber jetzt ist es so: Wir wollten den Präsenzunterricht, und die Kinder bringen die Viren aus der Schule mit nach Hause.

Gibt es Verwaltungsbereiche, die durch Corona eingeschränkt sind?

Eingeschränkt schon. Es gibt ein paar Reibungsverluste, etwa dadurch, dass vieles nur über Mails oder übers Telefon läuft. Aber es ist nicht so, dass die kritische Infrastruktur wie Wasserversorgung oder IT hausintern gefährdet sind. Das gilt auch für den Bauhof, für den Winterdienst.

Wie stark ist die Feuerwehr von der Omikron-Welle getroffen?

Stadtwerke-Chef Hans-Jürgen Karthaus (rechts) im Gespräch mit Feuerwehr-Chef Frank Busche (Archiv)
Stadtwerke-Chef Hans-Jürgen Karthaus (rechts) im Gespräch mit Feuerwehr-Chef Frank Busche (Archiv) © WP | jürgen overkott

(Wehr-Chef, Red.) Frank Busche hat gesagt, die Feuerwehr ist voll einsatzfähig. Die Wehr-Leitung achtet sehr darauf, dass sich ihre Leute bei Einsätzen nicht gegenseitig anstecken.

Positiv war, dass Corona die Digitalisierung städtischer Dienstleistungen vorangetrieben hat.

Wir haben unser Angebot ausgebaut. Ein Punkt war beispielsweise die elektronische Terminreservierung fürs Bürgerbüro.

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Veränderungen, die bleiben.

Diese Veränderungen drehen wir nicht wieder zurück. Für die Bürger ist das so, wenn sie ihre Termine elektronisch reserviert haben, dann kommen sie dran, dann müssen sie nicht noch eine halbe Stunde warten. Das ist eine Wohltat: Das jedenfalls bekommen wir von den Bürgerinnen und Bürgern mit. Wir haben Planungssicherheit, der Bürger auch. Es muss nur gut getaktet sein.

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Digitalisierung trifft auch Schulen.

Wir waren 2019 schon so weit, vor der Pandemie. Wir haben ein Digitalkonzept vorgestellt, auch für die Grundschulleitungen. Die Realschule hat sich sogar schon zwei Jahre vorher auf den Weg gemacht, mit Tablets fürs Lehrerkollegium, dann erst für Klasse 7. Wir haben auch schon früh angefangen, auf Whiteboards umzurüsten. Wir konnten den Kindern, als die Pandemie begann und Home-Schooling aufkam, schon was bieten.

Das Management der Stadt hat im Schulbereich gut geklappt. Auf der Ebene Stadt-Land hapert’s.

Grundschule Balve dicht: 2020 war lange Zeit Home-Schooling angesagt.
Grundschule Balve dicht: 2020 war lange Zeit Home-Schooling angesagt. © WP | jürgen overkott

Jetzt wieder! Beim reinen Management kann man nach zwei Jahren Pandemie erwarten, dass das besser klappt. Wir erfahren Veränderungen bei den Pooltests aus den Medien. Die Schulmail kam am anderen Tag. Das versteht niemand mehr.

Gibt es interne Runden zwischen Stadt und Schulministerium?

Wir haben keinen direkten Kontakt. Erst kommt das Schulamt des Kreises, dann die Bezirksregierung. Das Schulministerium ist für uns ganz weit weg.