Balve. In NRW sind Rufe nach Schulimpfungen aufgekommen. Dr. Gregor Schmitz sieht den Kreis am Zug. Zugleich übt er harte Kritik.
Dr. Gregor Schmitz gilt als einer der besten Kenner der medizinischen Versorgung im Märkischen Kreis. Der Balver Hausarzt leitete die Impfaktionen des Kreises. Inzwischen zeichnet Gesundheitsdezernent Volker Schmidt verantwortlich. Dennoch erledigt der Balver Mediziner noch bis zum Jahresende eine überörtliche Aufgabe. Er ist regionaler Ansprechpartner der Kassenärztlichen Vereinigung für die Covid-Impfungen bei niedergelassenen Ärzten. Was sagt Schmitz zu Impfungen für Kinder?
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Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt inzwischen auch Impfungen für die Gruppe der 5- bis 11-Jährigen – unter bestimmten Bedingungen. Landesweit sind Rufe nach Impfungen in Schulen zu hören – auch wenn der städtische Fachbereichsleiter André Flöper am Dienstag auf Anfrage der Westfalenpost erklärte, dass sich bei ihm noch keine der insgesamt vier Balver Schulen gemeldet habe. Wie beurteilt Schmitz die Lage?
„Wenn in den Schulen geimpft werden soll, liegt das ganz alleine in der Verantwortung des öffentlichen Gesundheitsdienstes. Als die Impfung von Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren ermöglicht wurde, habe ich als damaliger ärztlicher Leiter des Impfzentrums sogenannte Impfpartnerschaften zwischen niedergelassenen Ärzten und Schulen initiiert. In zwei Schulen des Kreises konnten wir dadurch Impfangebote für die Schüler machen. Die anderen Schulen haben mitgeteilt, dass ihnen solche Impfungen von der Bezirksregierung untersagt worden seien“, resümiert Schmitz. Und: „Wenn es schon bei den älteren Kindern staatlich nicht gewollt war, wie soll es dann jetzt bei den Jüngeren funktionieren?“
Höherer Beratungsaufwand
Schmitz erläutert die besondere Situation der Kleinen. Bei 5- bis 11-Jährigen sei „ein deutlich höherer Aufklärungsaufwand erforderlich“.
Die organisatorischen Voraussetzungen für Impfungen in Schulen müsse das Gesundheitsamt schaffen, „einschließlich der Stellung des ärztlichen und nichtärztlichen Personals“.
Und die Impfstoff-Mengen für Kinder? Schmitz skeptisch: „Im aktuellen Impferlass des Gesundheitsministeriums NRW werden die öffentlichen Impfstellen schon angewiesen, nur die Hälfte des gelieferten Kinderimpfstoffs zu verimpfen und den Rest für die Zweitimpfung zurückzuhalten, da nicht bekannt ist, wann wie viel Impfstoff Anfang Januar geliefert wird.“
Schmitz äußert sich zugleich kritisch zur Impf-Situation Erwachsener: „In den letzten Tagen werden die Bürgerinnen und Bürger durch verschiedene Äußerungen insbesondere der Politiker massiv verunsichert. Im neuesten Erlass des NRW-Gesundheitsministeriums werden die öffentlichen Impfstellen angewiesen – sofern gewünscht –, bereits vier Wochen nach der Zweitimpfung eine Boosterimpfung anzubieten. Das ist eine politische Empfehlung, die unter anderem damit zusammenhängt, dass reichlich Impfstoff gekauft wurde, der jetzt zu verfallen droht.“
Stiko mit abweichender Position
Die Stiko habe eine abweichende Position. Sie rate zu früher Impfung, nur bei „schwer immundefizienten Personen mit einer erwartbar stark verminderten Impfantwort“. Überdies überlege Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, allen Geboosterten mehr Freiheit einzuräumen. Das führe zu „einer enormen Zunahme der Impfnachfrage“.
Forscher warnen Schmitz zufolge aber, zu früh zu boostern. Andernfalls bestehe der Schutz kürzer als erhofft. Das mache eine vierte Impfung wahrscheinlicher. Was folgt daraus für Balve?
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„In unserer Impfstelle in der Hauptschule werden wir bis Weihnachten daher weiter Boosterimpfungen ab fünf Monaten nach der Zweitimpfung anbieten. In der Weihnachtspause werden wir die Situation dann noch einmal an Hand der bis dahin vorhandenen Studienlage neu bewerten.“ Ihre Position wollen Schmitz und Hausarzt Dr. Paul Stüeken jr. zeitig bekanntgeben. Die ersten Impfungen gibt es am 5. Januar 2022.
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Fest steht zudem: „Wir werden in Balve in beiden Hausarztpraxen ab Donnerstag Kinder ab fünf Jahren impfen. Da es bei den Kindern noch wichtiger ist, die medizinische Vorgeschichte zu kennen, werden wir auch nur Kinder impfen, die wir auch bislang schon behandelt haben.“