Wocklum. Land unter in Wocklum: Ein Mini-Gewitter hat große Schäden angerichtet. Dennoch herrscht am Tag danach Dankbarkeit vor. Warum ist das so?

Abends um sieben war die Welt nicht mehr in Ordnung. Steffie Friske erinnert sich am Tag danach daran, als spule sie einen Film zurück. Sie ist am Sonntag auf dem Weg von Balve nach Beckum. Beim Start deutet nichts auf irgendetwas Bedrohliches hin. Das ändert sich in Wocklum. Regen prasselt mit einer derartigen Macht, die nichts Gutes verspricht, aufs Auto des Sprecherin des Reitervereins nieder. In Beckum, am Ziel, erreicht kein Tropfen mehr den Boden. Der Sturzregen – er wirkt wie ein Spuk.

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Jede Menge Helfer versuchen noch in der Nacht zu Montag die Schäden in Wocklum in Grenzen zu halten.
Jede Menge Helfer versuchen noch in der Nacht zu Montag die Schäden in Wocklum in Grenzen zu halten. © Reiterverein Balve

Doch die Wassermassen sind kein Spuk; sie sind Realität. Steffie Friske wird wenig später zurück fahren nach Wocklum. Dort, in den Stallanlagen, zählt jede helfende Hand. Marisa Philipp wird sich am Tag danach voller Dankbarkeit daran erinnern.

Doch noch ist die Reitlehrerin zehn Minuten vom Unwetter entfernt, in Herdringen – ähnlich wie Marina Albersmeier vom gleichnamigen Hof in Wocklum. Marisa Philipp: „Ich bin angerufen worden, dass die Stallgasse voll unter Wasser steht. Ich bin sofort zurückgefahren. Bis Ortsmitte Beckum war es trocken, richtig trocken. Dann fielen ein paar Tropfen, dann kam Regen.“ Jede Menge Regen. „Tja“, sagt Matthias Camminady am Montag achselzuckend. Der Vorsitzende des Reitervereins fügt hinzu: „Scheinbar war die Gewitterzelle nur über Wocklum.“

Um 19.05 Uhr erreicht Marisa Philipp den Schauplatz des Dramas von Wocklum. „Dann ist von Wasser von oben runter, vom Steinbruch her, über den Acker gelaufen, inklusive Schlamm, durch die Boxen, über den Paddock, über die ganze Anlage. Die zweite Reithalle ist voll Wasser, die Remise. Der Außenplatz ist stark betroffen, das Reitstadion steht immer noch zu einem Drittel unter Wasser.“

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Betroffen sind auch Albersmeiers. Noch in der Nacht begrenzen sie den Schaden. „Wir haben den Schlamm in den Scheunen bis Mitternacht ‘rausgeschafft“, wird Marina Albersmeier am Montag nüchtern feststellen. „Wir mussten ein paar Pferde rausstellen und misten. Der Stall vom Reiterverein war mehr betroffen, er liegt näher am Hang.“

Am Tag nach dem Unwetter: Bagger prägen Wocklum. Sie räumen Schlamm weg. Es gibt eine Menge davon.
Am Tag nach dem Unwetter: Bagger prägen Wocklum. Sie räumen Schlamm weg. Es gibt eine Menge davon. © WP | jürgen overkott

Noch in der Nacht geschieht etwas, was andernorts als Wunder erlebt würde – in Balve indes ist es normal. „Wir hatten plötzlich ganz viele nette Helfer hier“, erinnert sich an Marisa Philipp. „Das war top. Die Pferde haben keinen Schaden genommen, bis auf nasse Füße. Ich muss sagen: Das war gigantisch. Es sind Leute aus den nahen Wohnhäusern gekommen, die mit dem Stall überhaupt nichts zu tun haben – sie haben bei uns den Schlamm ‘rausgeschüppt.“

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Reitlehrerin Marisa Philipp steht der Schreck ins Gesicht geschrieben.
Reitlehrerin Marisa Philipp steht der Schreck ins Gesicht geschrieben. © Reiterverein Balve

Turnierreiterin Philippa von Croy schrubbt am Montagmorgen Schlamm vom Parkplatz vor der Stallgasse weg, Matthias Camminadys Frau Tina richtet einen Wasserstrahl auf den Asphalt, der langsam wieder unter der braunen Masse hervortritt. Philippa von Croy weiß, dass der Sturzregen vor allem in der Reithalle großen Schaden angerichtet hat: „Der Boden steht aus Spezialsand; der ist richtig teuer.“ Matthias Camminady will sich aber noch nicht festlegen, wie hoch der Gesamtschaden ist. Das stehe erst in ein paar Tagen fest.

Wie auch? Am Montagmorgen prägt das Brummen von Baggern die Geräuschkulisse rund um Schloss und Reitanlagen, Dieselgeruch liegt in der Luft. Wocklum räumt auf.

Mitten drin: Jakob Graf Landsberg-Velen. Er steht im Türrahmen des Schlosses. Mit ruhiger Stimme erzählt der Schlossherr „Wir kriegen das in den Griff.“ Als Katastrophe will er den Sturzregen nicht verstanden wissen: „Schauen Sie mal ins Ahrtal – das war schlimm.“

DAS TROSTWALDBÜRO

Eine Viertelstunde Regen reichten, um aus Wocklum eine Schlammwüste zu machen.
Eine Viertelstunde Regen reichten, um aus Wocklum eine Schlammwüste zu machen. © Engelbert von Croy

Das Trostwaldbüro bleibt trotz des Sturzregens uneingeschränkt erreichbar. Das betonte Michaela Otto am Montag im Gespräch mit der Westfalenpost.

Das Büro ist telefonisch erreichbar unter 02375-9370966. Die E-Mail-Adresse lautet: . Informationen im Netz gibt es auf der Homepage: www.balve.trostwald.de.