Balve. Balver haben großherzig gespendet. Caritas und Stadt Balve haben das verstanden und bereits 90 Prozent ausgezahlt. Welche Kriterien galten?
Bürgermeister Hubertus Mühling (CDU) hat sein Versprechen wahr gemacht, in dem er sorgt, dass Spendengelder möglichst schnell an die am schwersten betroffenen Haushalte im Stadtgebiet weitergeleitet werden. Im Gespräch mit der Westfalenpost zog er am Mittwoch eine vorläufige Bilanz.
Demnach sind nach dem Hochwasser am 14. Juli binnen kurzer Zeit mehr als 160.000 Euro an Hilfsgeldern zusammengekommen. Mühling betonte, er habe sich bereits am Tag nach dem Hochwasser vor Ort ein Bild von Schäden gemacht. Zudem habe er ungezählte Gespräche mit Betroffenen geführt.
Am härtesten habe es 15 bis 20 Haushalte getroffen, sagte der Verwaltungschef. Menschen aus diesen Haushalten können derzeit gar nicht mehr in ihren Häusern oder Wohnungen leben, oder sie müssen auf die Nutzung von Wohnraum verzichten – und seien es lediglich bauliche Schäden im Keller. Allein ein Schaden am Estrich könne dazu führen, dass ein Wohnbereich „locker zwei Monate lang nicht benutzbar ist“. Je nach Größe der Schäden gehe es um höhere fünfstellige, wenn nicht sechsstellige Summen – etwa wenn ein Haus kernsaniert werden müsse.
Mühling ist sich bewusst, dass selbst eine vergleichsweise große Summe wie 160.000 Euro für die Betroffenen kaum mehr als „ein Tropfen auf den heißen Stein“ sei: „Das ist finanziell erste Hilfe.“
Mühling fügte hinzu: „Wir haben bereits 90 Prozent ausgezahlt, nach einem bestimmten Schlüssel.“ Ausschlaggebend waren Grad und Umfang der Schäden. Mühling hat nach eigenen Angaben mit einer Handvoll Leuten von der Caritas-Konferenz beraten, wer mit welcher Summe unterstützt werden sollte. „Wir haben inzwischen Dankesbriefe erhalten“, sagte Mühling, „die Auszahlung der Gelder wirkte ganz viel wie Seelenbalsam.“
+++ HOCHWASSER-CHAOS IN BALVE +++
Ursula und Franz Kistowski kennen sich mit Nothilfe aus. Sie spielen seit Jahren eine wichtige im De-Cent-Laden der Caritas-Konferenz St. Blasius Balve eine wichtige Rolle – Ursula Kistowski ist längst Ehrenvorsitzende der Caritas. Wie haben die Kistowskis die Tage nach der Flut erlebt? „Seit dem 15. Juli gibt es im Hause Ursula und Franz Kistowski nur noch ein beherrschendes Thema“, fasste Markus Halbowetz am Mittwochmorgen in einer Mitteilung zusammen. Er ist Verwaltungschef des Katholischen Pastoralverbundes Balve-Hönnetal.
+++ AM TAG, ALS DER REGEN KAM +++
Für die Kistowskis bedeutet das bis heute ein persönlicher Einsatz, „wie er bisher noch nicht da gewesen ist“. Was heißt das? „Tägliche Gespräche mit von der Überflutung betroffenen Bürgern, Besichtigung von Schäden und dann die sofort nötigen Auszahlungen zu entscheiden, das ist eine riesige Aufgabe“, stellte Hablowetz fest.
Sehr schnell erkannte die Caritas-Konferenz, dass eine Erweiterung des Gremiums notwendig war. Neben Bürgermeister Mühling wurde der ehemalige Landrat Thomas Gemke dazugebeten.
Viele Institutionen verfolgen ein Ziel
Schließlich flossen Spendengelder aus verschiedenen Quellen zusammen. Zu finanziellen Mitteln der Caritas-Konferenz St. Blasius Balve kamen umfangreiche Kollektensammlungen, dazu Geld aus dem Krisentopf des Erzbistums Paderborn. Damit nicht genug: Die Bürgerstiftung Balve, die Balver Bürgergesellschaft und weitere Spender hatten ebenfalls Gelder für den guten Zweck gesammelt.
„Selbst auf dem Libori-Fest in Paderborn wurde an einem Waffelstand ausdrücklich für die Flutopfer in Balve gesammelt“, notierte Hablowetz. Ein beachtlicher Geldbetrag sei nach Balve überwiesen worden.
+++ HOCHWASSER-SCHUTZ REICHT NICHT +++
Die Anstrengungen der ehrenamtlichen Institutionen und das persönliche, tägliche Engagement vor Ort vieler Beteiligter hat zu einem stattlichen Ergebnis geführt.
Franz Kistowski betont aber, dass die Aktion damit noch nicht beendet sei. Er denkt langfristig: Auch für langfristig geschädigte Flutopfer werde das Gremium in der nächsten Zeit tätig sein und Hilfen bereitstellen. Hablowetz sieht das Zusammenwirken als „tolles Zeichen von kirchlichem und kommunalem Engagement vor Ort“.