Balve. Land unter an der Hönnetalstraße: Das war nach der Jahrhundertflut Fakt. Wird sich die Lage durchs Baugebiet Hönnewiesen künftig verschlimmern?

Die Sonne scheint dieser Tage herrlich auf die Hönnewiesen unweit der Balver Höhle. Niemand würde auf die Idee kommen, dass noch vor wenigen Tagen das Wasser hier knöcheltief stand – als Folge des Jahrhundert-Hochwassers. Doch haben sich genau hier auf dem Hof von Cäcilia Siedhoff ebendiese Szenen abgespielt.

Inzwischen hat die Hönne am nahen Pegel Helle einen Wasserstand von rund 50 Zentimetern. Das war am Mittwoch voriger Woche dramatisch anders. Damals schnellte der Pegel binnen weniger Stunden auf 2,30 Meter hoch.

+++ HÖNNETALSTRASSE IST BALVES EINKAUFSMEILE +++

Kastanien-Aktion der Malteser, Stefan Schewell, Kristina Stadelhofer, Cäcilia Siedhoff (von links, Archiv). Dieser Tage bechäftigen sich Cäcilia Siedhoff und Anwohner der Hönnetalstraße mit den Folgen künftiger Hochwasser-Situationen.
Kastanien-Aktion der Malteser, Stefan Schewell, Kristina Stadelhofer, Cäcilia Siedhoff (von links, Archiv). Dieser Tage bechäftigen sich Cäcilia Siedhoff und Anwohner der Hönnetalstraße mit den Folgen künftiger Hochwasser-Situationen. © WP

„Das Wasser kam vom höher gelegenen Netto-Parkplatz durch unsere Gabionen gedrückt“ berichtet Cäcilia Siedhoff. Sie wurde wie viele Balver vom Hochwasser überrascht. „Ich habe glücklicherweise die App vom Wetterdienst auf dem Handy. Da wurden wir ja schon Tage vorher über mögliches Hochwasser gewarnt – ganz im Gegenteil zur Stadt. Von deren Seite wurde nicht gewarnt. Zumindest haben wir und unsere Schwiegertochter davon nichts mitbekommen“, meinte Siedhoff weiter.

+++ SO WILL DIE STADT IN DEN HÖNNEWIESEN BAUEN LASSEN +++

Es haben sich mehrere Anwohner auf Siedhoffs Hof an der Hönnetalstraße zum Gespräch auf Einladung von Cäcilia Siedhoff mit der Westfalenpost getroffen. Sie alle sind vom Hochwasser getroffen worden. Ein wichtiges Thema: die Planungen der Stadt, auf den Hönnewiesen ein neues Baugebiet entstehen zu lassen. Die Anwohner zeigen sich besorgt angesichts der letzten Überflutungen des Bereiches Netto und Hönnewiesen.

Gedankenspiel zu Wasserschäden

„Jetzt machen wir mal folgendes Gedankenspiel: Angenommen auf den Hönnewiesen baut eine junge Familie mit Kindern. Die bezahlen ihr Leben lang für ein Haus mit der Gefahr eines immensen Wasserschadens“, regt Victoria Siedhoff zum Nachdenken an.

Ein Nachbar ergänzt, das Problem in diesem Bereich sei das neugestaltete Ufer beim Netto mitsamt Brücke. So sei die Brücke ein einengender Faktor für die Hönne, was ein Ansteigen des Pegels begünstigen würde, fügt er hinzu.

+++ DAS SAGT BALVES RAT ZUM REGIONALPLAN +++

Balves Stadt-Spitze nach der Hochwasser-Katastrophe: Bürgermeustrer Hubertus Mühling zeigt eine Karte mit einer Hochwasser-Prognose für eine Jahrhundertflut.
Balves Stadt-Spitze nach der Hochwasser-Katastrophe: Bürgermeustrer Hubertus Mühling zeigt eine Karte mit einer Hochwasser-Prognose für eine Jahrhundertflut. © WP | jürgen overkott

Die Anwohner machen diese Stelle für die Überflutungen des Netto-Parkplatzes sowie darauffolgende Überschwemmungen mehrerer Grundstücke verantwortlich. „Wir sind auch besorgt darüber, dass hier gebaut wird, ja auch der Boden verdichtet und versiegelt wird. Wo soll das Wasser, das die Dächer herunterläuft, denn hin? Es kann ja nur in die wahrscheinlich hohe Hönne“, befürchtet ein Anwohner. Im Laufe des Gespräches wird auch klar: Man fühle sich im Stich gelassen. So fühlte man sich bei „Kyrill“ deutlich besser Informiert. Auch von Bürgermeister Hubertus Mühling (CDU) fühle man sich vergessen, heißt es in der Runde.

In Volkringhausen wurde die Feuerwehr zur Wasserwehr..
In Volkringhausen wurde die Feuerwehr zur Wasserwehr.. © WP | jürgen overkott

Aber man möchte nicht nur nach Problemen suchen. „Besonders möchte ich die Feuerwehr loben! Auch wenn die viel zu tun hatten, waren sie da und haben geholfen. Das war absolut klasse!“, betont Cäcilia Siedhoff. Allerdings befürchten die Anwohner der Hönnetalstraße , dass viele Balver nicht genau wissen, wie sie sich im Katastrophenfall zu verhalten haben.

Man könne sich eine kostenlose Beratung analog zur Einbruchsschutzberatung der Polizei vorstellen. „Wir ehemaligen Handwerker wissen, wie eine Pumpe zu bedienen ist und kennen manche Besonderheiten. Aber viele, gerade Jüngere, kennen solche Extremsituationen ja gar nicht. Da könnte es ja hilfreich sein, wenn man im Vorfeld jemanden hat, der sich damit auskennt und sich die Situation bei dir zuhause anguckt und dir dann Tipps gibt, wie du dich am besten verhalten kannst“, wird in der Runde vorgeschlagen.

HINTERGRUND: BALVES WARNSYSTEM

Im Balver Stadtgebiet hat die Feuerwehr vorigen Mittwoch am späten Nachmittag und obendrein gegen 20 Uhr Sirenenalarm gegeben. Wie Feuerwehr-Chef Frank Busche am Mittwoch auf Anfrage der WP sagte, seien in Balve und in den Ortsteilen Sirenen vorhanden. Sie seien auf dem Stand der Digitaltechnik.

Im neuen Feuerwehr-Gebäude in Mellen seien per Sirene sogar Lautsprecher-Durchsagen möglich. Die Sirenen in den übrigen Ortsteilen sollen nach und nach ebenfalls mit dieser Funktion ausgestattet werden.

Pegelstände sei die Feuerwehr nicht nur schnell vor Ort gewesen, sondern habe Bewohner gefährdeter Gebäude auch unmittelbar aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen, betonte Busche.