Balve. Vom Himmel hoch, da kommt es her: Hubert Sauers Landmaschinen im Hönnetal werden ab sofort per GPS-Technologie aus dem All gesteuert. Warum?
Nachtfrost hin, Eisheilige her: Der Hafer und Raps blühen bereits auf den Feldern im Hönnetal. Aktuell werden die Maisfelder in Balve bestückt. Landwirt Hubert Sauer probiert in der Grübeck dafür dieses Jahr erstmalig eine neue Technologie aus. Aber was hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr durch die neue Technologie in der Landwirtschaft verändert?
„Die Landwirtschaft ist im Wandel. Beim Anbau unterstützt uns die neue technologische Möglichkeit, das Saatgut effizienter und nachhaltiger einzusetzen“, berichtet Sauer, der zugleich als Ortslandwirt amtiert. Dazu wird die zu bestückende Fläche von einem Satelliten ausgemessen. Die Daten sind öffentlich zugänglich und können kostenlos in einer App nachvollzogen werden.
Lediglich in das Programm für die Datenauswertung der Bodenbeschaffenheit und Flächengröße, musste der Landwirt investieren. Die Software erstellt eine Applikationskarte, nach der die Maissamen eingepflanzt wird. Diese wird mit Hilfe einer SIM-Karte in das System der Feldmaschine eingespeist. Der Traktor verfügt dank einer Antenne über ein starkes GPS-Signal und kann daher bis auf einen Zentimeter genau auf der Karte geortet werden. Die Positionsbestimmung ist vergleichbar mit einem Navi. Aber sie ist viel genauer und aktualisiert sich rund um die Uhr.
„Die Daten, die wir dank der Software von nun an speichern, können uns in mehreren Jahren helfen zu verstehen, wo es noch Verbesserungspotenzial bei der Bewirtschaftung der Felder in der Region gibt“, hofft Hubert Sauer.
An welchen Schrauben kann ein Landwirt drehen? Die Bestimmung der Bodenbeschaffenheit und Feldgröße dient dazu, die Samen so effizient wie möglich auf der Fläche zu verteilen. Die Karte gibt an, wo sich Steine im Boden befinden. „Da wo Steine sind, ist weniger Wasser vorhanden. Aber Wasser ist wichtig für das Wachstum der jungen Pflanzen“, erklärt Sauer mit Blick auf die extreme Trockenheit in der zweiten Aprilhälfte (WP berichtete).
Der Ungleichverteilung des Wassers auf den Äckern versucht Sauer mithilfe der neuen Technologie entgegenzuwirken, indem weniger Saatgut in den steinigen Untergrund eingepflanzt werden als in die nährstoffreichen Bereiche des Feldes. Darüber hinaus berechnet die Software genau, wie viele Linien für die Aussaat auf dem Feld möglich sind. Die Technologie hilft den Landwirten dabei, akkurater und ressourcenschonender zu arbeiten.
„Die regionale Landwirtschaft befindet sich im Wandel, um Arbeitsabläufe zu vereinfachen und nachhaltiger zu gestalten“, fasst Hubert Sauer zusammen. Er erhofft sich von der neuen Form der Landwirtschaft seine Erträge langfristig zu erhöhen. „Gerade bei der Maispflanze gilt, je breiter sie auf die Fläche verteilt wird, desto höher sind die Erträge hinterher“, erzählt er. So steigert sich der Gewinn, obwohl die gleiche Menge an Dünger und Samen eingesetzt wird. Der Einsatz der neuen Technik könnte Sauers Meinung nach auch dazu führen, dass Saatgut eingespart werde. Höhere Erträge, weniger Dünger: Für Landwirte für Sauer zeichnet sich eine Win-win-Situation ab.
Einsatz rechnet sich dauerhaft
Ihm zufolge wird sich diese Anbauform daher für viele Landwirte in der Zukunft dauerhaft rechnen und sich hoffentlich flächendeckend durchsetzen. Außerdem kann der Verbrauch des Düngers so besser ermittelt werden, um zu überprüfen, ob es dort auch Einsparungspotenziale gibt.
Aber um eine umfassende Bewertung vornehmen zu können, müssen erst genügend Daten zur Auswertung vorhanden sein. „Ohne menschliche Kontrolle funktioniert die Aussaat trotz der neuen Technologie nach wie vor nicht“, erklärt Hubert Sauer. Der Arbeitsaufwand ist also nicht geringer. Aber dank der neuen technischen Möglichkeiten unterstützt die Landwirtschaft dabei effektiver und gleichzeitig nachhaltiger zu werden.