Balve. Landwirte Hubert Sauer und Frank Hötger hoffen auf viel Landregen. Förster Heiner Otto droht den Kampf gegen den Borkenkäfer zu verlieren.
Regen bringt Segen. Nachdem der Mai zu warm und vor allem viel zu trocken war, bringt der Juni bislang zumindest ein wenig Entlastung für Wald und Feld. Das ist bei weitem aber noch nicht genug. Balver Landwirte und Förster schätzen die Situation an der Schwelle zum Sommer ein. Meteorologisch hat die warme Jahreszeit am 1. Juni , kalendarisch ist es am kommenden Wochenende mit der Sommersonnenwende so weit.
Blick auf Regenradar und Wetter-App schon allmorgendliches Ritual
Jeden Morgen wandert der Blick von Hubert Sauer auf Regenradar und Wetter-App. „Und im Moment kommt ja manchmal sogar etwas Regen wenn er gar nicht vorhergesagt war“, sagt der Landwirt aus der Grübeck, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsvereins. Jeder Tropfen wird benötigt, nachdem es bereits zwei sehr trockene und heiße Sommer in Folge gab. Die Saat ist längst ausgebracht, bis zur Ernte von Kartoffeln, Mais oder Weizen dauert es noch bis in Spätsommer und Herbst.
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Aktuell beschäftigt viele heimische Betriebe der Grünschnitt. Das Futter fürs liebe Vieh muss in möglichst großer Menge und hochwertig eingebracht werden. Aktuell läuft auf den Feldern der zweite Grünschnitt des Jahres, der erste ist längst rum. Landwirt Frank Hötger schätzt, dass er bei ihm um etwa 20 Prozent schlechter ausfiel als im Durchschnitt.
Balver Landwirte tragen der Politik ihre Sorgen vor
Auch der Politik tragen heimische Landwirte ihre Wünsche vor. Günther Buttighofer, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, traf im Juni mit CDU-Generalsekretär (und MdB Paul Ziemiak und dem Landtagsabgeordneten Thorsten Schick zusammen. Buttighoffer forderte die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft so zu gestalten, dass man flexibel auf Wetter und Klimawandel reagieren kann.
So nennt der Verband etwa eine begrenzte Lockerung des Grünland-Umbruchverbots, eine „praxisnahe Auslegung der Düngeverordnung“ oder auch eine deutliche Reduzierung der fortschreitenden Flächenversiegelung.
Hötgers Milchviehbetrieb liegt in Langenholthausen. Um durch ein paar Tage mehr Wachstum nach den Regenfällen noch auf mehr Menge zu kommen, hat er den zweiten Grünschnitt bis jetzt hinausgezögert. Darunter aber, so vermutet er, werde die Qualität der Pflanzen leiden. „Ich hoffe für die nächsten Wochen auf genügend Regen, damit die nächsten Schnitte besser werden.“ Vier oder fünf Schnitte sollte es in einem guten Jahr geben.
Trotz eher düsterer Aussichten: Der Optimismus bleibt
Dafür müsste der Regen regelmäßig und in überschaubarer Menge kommen, nicht als Wolkenbruch in kurzer Zeit. Sonst kann das Wasser gar nicht richtig in den Boden und fließt sofort ab. Besser ist es, wenn der Untergrund langsam aufgeweicht wird.
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Und wenn es den dritten trockenen Sommer in Folge gib? Hötger: „Dann stehen wir alle wieder vor der Frage, Futter zuzukaufen oder den Viehbestand anzupassen.“ Also zu verkleinern. Hubert Sauer bleibt zunächst einmal optimistisch. „Wir Landwirte sind es ja gewohnt, mit den äußeren Bedingungen zurecht kommen zu müssen. Und wir können das auch. Vielleicht kommen wir auch wieder mit einem blauen Auge davon in diesem Sommer.“ Der erste Grasschnitt, so hat er es auch von anderen Kollegen gehört, fiel besser aus als befürchtet. Aber: „Abgerechnet wird, wenn alles auf dem Wagen liegt“, weiß Sauer.
Bei fehlender Feuchtigkeit produzieren die Bäume nicht genügend Harz
Förster Heiner Otto betreut in Balve die Wälder der Familie Landsberg-Velen. Wie überall treibt hier der Borkenkäfer sein Unwesen. Und das mehr oder weniger ungestört, wenn die Bäume wegen fehlender Feuchtigkeit nicht genug Harz produzieren und sich damit gegen den Schädling wehren können. In der Region drohen wieder große Schäden. Heiner Otto formuliert es drastisch: „Eigentlich kann uns nur noch ein verregneter Sommer retten. Sonst verlieren wir den Kampf gegen den Borkenkäfer.“