Balve/Schwitten.

Es ist noch gar nicht so lange her, da klagten Balver über weiße Flecken und schwarze Löcher bei Mobilfunk und Internet-Verbindungen. Inzwischen ist Bewegung in die Digitalisierung des Hönnetals gekommen. Verwaltung und Politik haben die Botschaft verstanden. Bei der Benennung des Ausschusses Ehrenamt, Schule, Digitalisierung, Soziales nach der Kommunalwahl vollzog der Rat das nach, was die Stadt schon seit längerem vorantreibt. Dahinter steckt ein kluger Kopf: Carmen Schlebrowski.

Balve-App (Screenshot). Infos aus dem Rathaus kommen direkt aufs Smartphone.
Balve-App (Screenshot). Infos aus dem Rathaus kommen direkt aufs Smartphone. © WP | jürgen overkott

Seit zweieinhalb Jahren hievt die Schwittenerin kommunale Dienstleistungen von der Akten-Ära ins Zeitalter von Bits und Bytes. „Uns ist das Thema ganz wichtig“, betont Fachbereichsleiter Michael Bathe.

Getrieben wurde der Wandel von zwei Seiten. Der Gesetzgeber hat die Kommunen aufgefordert, ihre Unterlagen elektronisch zu erfassen und zu ordnen. Zudem hat die Stadt Balve erkannt, dass auch große Teile der Generation Smartphone Dienstleistungen per Internet erwarten. Vor zweieinhalb Jahren hat die Verwaltung daraus die Konsequenz gezogen, für die Digitalisierung von Akten und Ordnern eine Vollzeitstelle auszuschreiben.

Beruflich neu orientiert

Carmen Schlebrowski hat sich darauf beworben. Sie hat sich damals neu orientiert: „Ich wollte wieder eine Vollzeitstelle; meine Kinder waren groß genug.“

Carmen Schlebrowskis Bewerbung hat Erfolg. Für beide Seiten ist es „ein ganz neues Feld“. Die Fachfrau ackert seither tatkräftig und, wichtiger, so effizient wie effektiv.

Der erste Schritt, im Januar 2019, ist ein neues Dokumentensystem für die Verwaltung. „Das ist der Grundstein für alles“, weiß die IT-Fachfrau. Bevor Bürger digitale Dienstleistungen in Anspruch nehmen können, müssen kommunale Daten digital verfügbar sein. Alte Akten – etwa die der Hausanschlüsse in Balve – sind gescannt worden. Bei neuem Dokumente gilt: Abspeichern statt Abheften. Aber Digitalisierung bedeutet mehr als Abspeichern von Dateien. Sie müssen im Haus für alle Mitarbeiter zugänglich sein. Dafür gibt es inzwischen einen einheitlichen Aktenplan für klarer Struktur. „Jetzt sind wir dabei, in der Kämmerei ein digitales Archiv anzulegen“, sagt Carmen Schlebrowski über ihren aktuellen Aufgaben-Schwerpunkt, „das sind 500.000 bis 700.000 Seiten.“

Digitalisierung wird immer wichtiger: Breitband-Experte André Flöper, Rathaus-Vize Michael Bathe und Sven Rotauge vom Bauamt (von links) in der Ratssitzung am 9. Dezember in der Schützenhalle Beckum
Digitalisierung wird immer wichtiger: Breitband-Experte André Flöper, Rathaus-Vize Michael Bathe und Sven Rotauge vom Bauamt (von links) in der Ratssitzung am 9. Dezember in der Schützenhalle Beckum © WP | jürgen overkott

Carmen Schlebrowski ist sich bewusst, dass mit der Umstrukturierung viel Arbeit verbunden ist – notwendige Arbeit. Die Kollegenschar zieht mit. „Es geht ein Ruck durch die Verwaltung“, stellt die Computer-Expertin fest und schmunzelt dabei.

Die Endvierzigerin spielt eine nicht unbedeutende Rolle. Carmen Schlebrowski macht ihre Kollegenschar fit für die Zukunft: „Dabei hilft mir mein beruflicher Hintergrund.“ Die gelernte Schriftsetzermeisterin kann nicht nur Konzepte, sie kann auch reden, vermitteln, schulen. „Da hat sie das nötige Fingerspitzengefühl“, lobt Carmens Schlebrowskis Chef Michael Bathe.

Ihre Arbeit zielt auf Kollegen ab, sondern, beinahe noch wichtiger, auf Balves Bürgerschaft. Längst sind Termine bei der Verwaltung via Homepage balve.de online buchbar. Zudem hat die Stadt – nachdem ein WhatsApp-Service an rechtlichen Hürden gescheitert ist – eine kostenlose, vielgenutzte Balve-App mit Infos aus dem Rathaus bereitgestellt. Auch der städtische Online-Auftritt soll in Kürze aufgefrischt werden. Obendrein ist ein kommunaler YouTube-Kanal im Gespräch.

Kein Wunder, dass der Rat der Einrichtung eines Fachbereichs zugestimmt hat, der sich vorrangig um Digitalisierung kümmert. Chef ist André Flöper, Bereichsleiterin Carmen Schlebrowski.

Mehr Informationen aus dem Hönnetal: www.wp.de/staedte/balve