Balve. Regen im Winter, Nässe im Herbst: Förster Richard Nikodem ist dennoch nicht zufrieden. Warum im Wald weiter Alarmstufe rot gilt.

Balve. Frost hin, Schnee her: Wer sich ans Wetter im vorigen Jahr erinnert, denkt eher an wenig Regen und warme Temperaturen. Viele Hönnetaler freuten sich über die milden Temperaturen und unternahmen im Corona-Jahr 2020 möglichst viel außerhalb der eigenen vier Wände. Gerade im Zuge der Pandemie waren die Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten begrenzt, weshalb viele Menschen in der Natur waren. Doch der Grat zwischen Freud und Leid ist bekanntermaßen schmal. Davon kann Förster Richard Nikodem vom Landesbetrieb Wald und Holz ein trauriges Lied mit vielen Strophen singen.

Die Daten der Wetterstation alarmieren

Die Natur leidet nun das dritte Jahr in Folge erheblich unter den insgesamt geringen Niederschlagsmengen und milden Temperaturen. Im Jahresrückblick der Wetterstation in Blintrop, deren Ergebnisse auf der Internetseite wetter.com nachzulesen sind, gab es im vergangenen Winter und im Spätherbst reichlich Regen. Frühjahr und Sommer indes waren trockig, ja sonnig.

Borkenkäfer attackieren geschwächte Bäume

Die drastischen Auswirkungen haben sich besonders 2020 bemerkbar gemacht. Die Wälder trocknen aus und werden laut Nikodem schwächer, was die Ausbreitungen von ungewollten Besuchern zur Folge habe. Borkenkäfer befallen demnach den Forst und verbreiten sich wie ein Lauffeuer, denn dieser ist nicht stark genug, um sich zu wehren.

Gefräßige Insekten gehen nicht nur auf Fichten los

Auch Balves Wälder seien von der Invasion der Schädlinge betroffen und leiden unter den Konsequenzen. Nikodem blickt nur ungern auf das vergangene Jahr zurück, aber ebenfalls die folgende Zeit bereitet ihm Sorgen. „Unsere Wälder hat es extrem getroffen, auch wenn es zeitweise mehr geregnet hat. Der Grundwasserspiegel ist immer noch nicht da, wo er sein sollte“, erzählt der Balver Förster im Gespräch mit der Westfalenpost. Der winterliche Niederschlag komme zu spät und somit sterben immer mehr Fichten ab oder stehen zumindest kurz davor. Auch viele Waldflächen, die jetzt noch grün schimmern, werden nach Nikodems Einschätzung schon bald ganz anders aussehen. Die Situation begünstige die rapide Ausbreitung der Borkenkäfer. Nikodem: „Fast alle Fichten sind befallen, teilweise sogar schon andere Baumarten. Durch das herrschende Klima können die Schädlinge sich besonders gut vermehren. Die Bäume waren zu dem Zeitpunkt bereits so trocken, dass sie sich nicht mehr gegen den Befall wehren konnten. Wir haben versucht, möglichst viel zu retten.“

Waldbauern können Kosten kaum decken

Statt der üblichen circa 5000 Festmeter Wald mussten die Arbeiter im letzten Jahr zehn Mal so viel verarbeiten. Der Forst müsse großflächig neu gestartet werden, weiß Nikodem. Dazu seien aber hohe Investitionssummen der Besitzer notwendig, die sich in der aktuellen Wirtschaftslage nicht einfach aufbringen lassen. Die Erträge decken laut Nikodem kaum die nötigsten Kosten. Trotz Förderungen vom Staat müssen die Waldbauern demnach tief in die eigene Tasche greifen, um den Wiederaufbau und Erhalt des Forstes zu sichern. Der Kampf um die Zukunft der Forstindustrie werde nicht einfach. Richard Nikodem versucht positiv zu bleiben, muss aber dennoch der Realität ins Auge blicken: „Wir sind bemüht, als Förster vernünftige und viele Baumarten hier nach Balve zu holen und so wieder einen soliden Mischwald entstehen zu lassen. Die Probleme sind aber nur in den Griff zu kriegen, wenn es kühler wird."