Balve. In weniger als einer Stunde soll der Antigen-Test Auskunft geben, ob man mit Corona infiziert ist. Ein Balver Arzt kritisiert die Glaubfähigkeit.

„Ein falsch-negatives Ergebnis ist schlimmer als gar keins“, sagt Doktor Gregor Schmitz, Allgemeinmediziner der Hausärztlichen Gemeinschaftspraxis Balve. Die Meinungen über den Covid-19-Antigen-Test gehen auseinander. Bei der Adler-Apotheke in Balve wird immer öfter auf das Produkt zurückgegriffen.

Die Corona-Pandemie hat das alltägliche Leben fest im Griff. Unsicherheit und die Angst vor einer Infektion verbreiten Unruhe unter Balvern. Um den Sars-CoV-2-Virus nachzuweisen, ist ein Gang zum Arzt so gut wie unausweichlich. Üblich ist ein PCR-Test. Wie funktioniert er?

Bei dem PCR-Test wird ein Abstrich aus Mund-, Nasen- oder Rachenraum entnommen. Aufgrund von Laborkapazitäten und Transport kann das Ergebnis 24 bis 48 Stunden auf sich warten lassen. Nicht nur das Warten oder die Nervosität lassen viele Menschen verzweifeln, sondern auch der schlichte Verlust von Zeit.

Um schneller zu Ergebnissen zu schaffen, greifen viele medizinische Einrichtungen auf den sogenannten Sars-CoV-2 Rapid Antigen Test zurück. Der Test verspricht eine einfache Handhabung, Ergebnisse nach maximal 30 Minuten und Abhilfe, falls kein Labortest zur Verfügung steht.

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Tests nur für medizinisches Personal

Auch in der Adler Apotheke in Balve geht der Schnelltest immer häufiger über die Theke. „Die Tests sind nur für medizinisches Personal und Einrichtungen vorgesehen. Mittlerweile wird vermehrt auf diese Option zurückgegriffen. Die Antigen-Schnelltests dienen auch als Lastabnahme, da sie schnell ein Ergebnis anzeigen und so enorm viel Zeit und Aufwand sparen. Dennoch ist es nur eine Momentaufnahme. Der Test zeigt nur an, ob man im Moment infektiös ist, und nicht ob man das Virus überhaupt in sich trägt. Außerdem ist die richtige Durchführung wichtig, auch wenn der Test nur an medizinische Einrichtungen verkauft werden darf. Es gibt also Vor- und Nachteile. Der PCR-Test bietet nach wie vor die zuverlässigsten und validesten Ergebnisse“, sagt Cornelia Matuscheck, Apothekerin in der Adler-Apotheke.

Der Antigen-Test der Marke Roche wirbt mit einer Sensitivität von 96,52 Prozent und einer Spezifität von 99,68 Prozent. Die Sensitivität gibt an, wie viele Fälle korrekt erkannt wurden, die Spezifität, ob es sich tatsächlich um den Sars-CoV-2-Erreger handelt.

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Fragen an die Patienten

Die Zahlen hören sich für den Otto Normalverbraucher erst einmal überzeugend an. Dennoch gibt es sowohl in den Medien als auch unter Medizinern nicht nur Befürworter. Auch Dr. Gregor Schmitz empfiehlt, auf diese Methode zu verzichten.

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„Von den Schnelltests kann ich nur dringend abraten. Einerseits sind sie von der Genauigkeit her nicht mit einem PCR-Test vergleichbar. Selbst bei korrekter Anwendung gibt es – je nach Test – zahlreiche falsch-positive oder negative Ergebnisse. Und ein falsch negatives Ergebnis ist schlimmer als gar kein Test. Diese Patienten wiegen sich in falscher Sicherheit, da sie glauben, keine Sars-CoV-2-Viren in den Atemwegen zu haben, in Wirklichkeit aber hoch ansteckend sein können. Das zweite Problem ist die korrekte Testdurchführung. Für den Test muss ein korrekter Nasen-Rachen-Abstrich entnommen werden. Wer dies nicht gelernt hat, wird sich das Stäbchen sicher nicht durch die Nase bis in den Rachen, genauer gesagt: durch den Mund bis hinter das Zäpfchen schieben. Diese Erfahrung machen wir in unserer Praxis jeden Tag, wenn wir nach dem Abstrich nachfragen, ob sich der Patient so selber den Abstrich entnommen hätte.“