Langenholthausen. Die Corona-Zwangspause war auch für den Zweirad-Handel schlimm. Doch danach nahm das Geschäft richtig Fahrt auf. Jörg Apprecht berichtet.

Mit den Coronamaßnahmen sind deutlich mehr Menschen aufs Fahrrad gestiegen. Ob nun, um auf den Weg zur Arbeit Menschenmassen in Bus und Bahn aus dem Weg zu gehen, vor allem aber als Freizeitgestaltung mit Abstand. Das hat man auch bei Radsport Apprecht in Langenholthausen gemerkt.

WP-Redakteur Jürgen Overkott testet den neuen Radweg an der Hönne zwischen Balve und der Balver Höhle.
WP-Redakteur Jürgen Overkott testet den neuen Radweg an der Hönne zwischen Balve und der Balver Höhle. © WP | jürgen overkott

Detlef Apprecht und Bettina Schuppert haben mit der WP über Trends und Entwicklungen rund um die Zweiräder gesprochen. Der Sommer sei letztlich überdurchschnittlich gut gewesen, erzählen die beiden. Das hat natürlich auch mit der Pandemie und all den Einschränkungen zu tun. „Dadurch gab es einige Neueinsteiger und Menschen, die lange nicht mehr Rad gefahren sind“, berichtet Detlef Apprecht. Und die haben sich dann in dem Fachgeschäft am Hangweg in Langenholthausen entweder ganz neu ausgestattet oder das Bike auf Vordermann bringen lassen.

Zunächst aber stand im März der Beginn des Lockdowns und damit auch ein geschlossenes Geschäft. Eine schwere Zeit, erklärt Apprecht, nachdem die Räumlichkeiten zuvor auch schon lange wegen mehrerer Baumaßnahmen im Ort schwer zu erreichen gewesen seien. Das Frühjahr sei die beste Zeit, um den Drahtesel für das Sommerhalbjahr zu ertüchtigen. „Sobald die ersten warmen Sonnenstrahlen rauskommen, zieht es einen wieder raus aufs Rad“, weiß Detlef Apprecht.

Von der Stadt Balve hätte er sich rund um die ersten Öffnungen und nun notwendige Hygienekonzepte für den heimischen Handel mehr Unterstützung und Rat gewünscht. „Wir mussten alles immer selber erfragen, manchmal mehrfach.“

Beratung hat ihren Preis

Im Trend liegt Mountainbiken. Hier die Gruppe Vitalo Pedalo vor einer Ausfahrt
Im Trend liegt Mountainbiken. Hier die Gruppe Vitalo Pedalo vor einer Ausfahrt © WP | Jürgen Overkott

Aber als die Wirtschaft wieder anlief, brummte das Geschäft. In der überwiegenden Mehrzahl geht es bei Apprecht um das Rad als Bestandteil der Freizeit, weniger als Fortbewegungsmittel zum Arbeitsplatz oder für Erledigungen in der Stadt, weiß Bettina Schuppert. Gründe dafür könnte sowohl die hügelige bis bergige Landschaft in Balve sein. Aber auch fehlende Möglichkeiten, in der Innenstadt und am Arbeitsplatz das (E-)Bike sicher abzustellen. Denn selbst die besten (und teuersten) Schlösser seien für viele Langfinger am Ende kein wirkliches Hindernis.

Und wie sieht es aus ihrer Perspektive mit der Qualität der heimischen Radwege aus? Apprecht: „Der Radweg hier von Langenholthausen nach Balve zum Beispiel ist richtig gut geworden“, lobt er. Anderswo müsste man noch nachholen. Die Erfahrung aus dem Fachgeschäft ist, dass Menschen lieber näher an der Natur als an verkehrsreichen Hauptstraßen fahren.

Dass Apprecht und Schuppert über die Gewohnheiten und Wünsche ihrer Kunden so gut Bescheid wissen, hat vor allem mit ihrer ausführlichen Beratung zu tun. Eine Erfahrung, die nicht nur sie als Einzelhändler machen mussten: Interessierte Menschen lassen sich lange und in mehreren Geschäften beraten. Gekauft wird dann dort, wo es am billigsten ist, womöglich im Internet. Aus Kundensicht vielleicht verständlich, für Geschäftsleute, die sich viel Zeit nehmen, letzten Endes nicht tragbar. Deshalb gibt es hier das ausführliche Gespräch an einem vorher festgelegten Termin nicht umsonst, der Preis wird bei einem Kauf aber wieder abgezogen. Ein faires Angebot, findet Detlef Apprecht. Schließlich werden Maße des Kunden ermittelt, sportliche Gewohnheiten und Wünsche erfragt und am Ende dafür das zentimetergenau passende Rad bereitgestellt, inklusive Probefahrt und weiterer detaillierter Einstellungen. Verkauft (oder auch umgerüstet) wird hier in Langenholthausen der Drahtesel mittlerweile in überwiegender Zahl mit Elektromotor.