Garbeck/Neuenrade. Arbeitgeber machen Azubis mobil. Wie geht das? Mit einem Mix aus vier Elementen. Am Dienstag wurde er vorgestellt.
Der Märkische Arbeitgeberverband (MAV) macht Azubis mobil. Ein Modellprojekt stellte MAV-Geschäftsführer Özgür Gökce am Dienstag mit Partnern in Neuenrade vor. Die Nahverkehrsprobleme junger Leute will der Verband gemeinsam mit der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG) und Stadtwerken Menden/Balve lösen. An dem Projekt beteiligen sich das Neuenrader Unternehmen Schniewindt und das Garbecker Unternehmen Rickmeier. Es beinhaltet einen Mix aus verbilligtem Azubi-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr, Shuttle-Service für Berufsschulwege sowie E-Bike oder E-Scooter für den letzten Kilometer von der Haltestelle zum Betrieb. Das Vorhaben läuft bis zum Jahresende – Verlängerung und Ausweitung sind denkbar. Welche Hoffnungen haben die Beteiligten?
Fachkräftemangel auch durch lange Fahrtwege
Dr. Sarah Schniewindt leitet den gleichnamigen Familienbetrieb im Neuenrader Gewerbegebiet an der Hönne. Das Unternehmen ist auf Heizungs- und Klimatechnik spezialisiert. Die Chefin sucht künftige Anlagen- und Energieelektroniker – oft vergebens. „Zum Thema Fachkräftemangel gehört auch die Anreise“, sagt Dr. Sarah Schniewindt der „Westfalenpost“. So hatte sie vor nicht allzu langer Zeit Oberstufler aus Gymnasien im weiteren Umkreis im Betrieb: „Und da sagte mir ein Physiklehrer aus Schwerte: Wie sollen denn meine Schüler nach Neuenrade kommen?“ Damals war auch der Arbeitgeberverband dabei, erkannte das Problem und arbeitete fortan an einer Lösung.
16-Jähriger spart Zeit
Jonas Timmermann könnte davon profitieren. Vor 14 Tagen ist er 16 Jahre alt geworden. Ein eigenes Fahrzeug hat er nicht – aber einen langen Weg. Er kommt aus Eisborn. Die knapp 16 Kilometer lange Strecke zieht sich, wenn junge Leute wie Jonas kein eigenes Fahrzeug besitzen. Was ändert sich für ihn?
Ab sofort verkehrt am Mittwoch- und Donnerstagmorgen regelmäßig ein Shuttle-Bus auf der Strecke Neuenrade-Balve-Iserlohn. Ziel ist die Berufsschule. Die letzten Meter von der Haltestelle bis zum Betrieb legt Jonas künftig mit dem E-Scooter zurück.
Die Fahrzeit verkürzt sich drastisch. Bis zu anderthalb Stunden für eine Strecke war er bisher zur Berufsschule in Iserlohn unterwegs. Per Shuttle-Bus sind es nur noch 30 Minuten. Auch Neuenrade ist für Jonas ab sofort schneller erreichbar.
Rickmeier-Chefin setzt Hoffnung auf Azubi-Ticket
Rickmeier-Chefin Christiane Rickmeier, mit Ausbildungsleiter Michael Volmer vor Ort, verspricht sich von dem Modellversuch ebenfalls, dass ihr Unternehmen für die Fachkräfte von morgen attraktiver wird. „Wir setzen unsere Hoffnungen vor allem in das Azubi-Ticket“, sagt sie der WP.
Stefan Janning von MVG hat ein Paket entwickelt, das Nahverkehrsprobleme junger Leute lösen soll. Das Azubi-Ticket kostet von Oktober bis Dezember nur 59,50 Euro pro Monat. Es gilt für ganz Westfalen.
Bernd Reichelt und Alexander Nickel von den Stadtwerken Menden/Balve stellen Gerät und Expertise bereit. Sie setzen junge Leute mit E-Bikes oder E-Scootern in Bewegung. Zudem arbeiten die Stadtwerke an einer Lösung der Mobilitätsprobleme auf dem Land. Reichelt und Nickel sehen das als neue Form der Daseinsvorsorge.