Balve. Geld, Glück oder Gesundheit? Kofi-Ansah Johnson entschied sich gegen Karriere und für Familie. Ein Pflegekind spielt dabei eine große Rolle.
Kofi-Ansah Johnson ist Weltbürger. Er stammt aus dem westafrikanischen Land Sierra Leone, studierte in Kanada und lebt seit Jahren in Deutschland. Doch wie wurde aus dem 39-jährigen IT-Experten ein Paketbote in Balve? Bei einer Tasse Kaffee erzählte er seine Geschichte: Kofi-Ansah Johnson verzichtete auf beruflichen Erfolg und wurde durch familiäres Glück belohnt. Sein Herz ist so groß, dass sogar Platz ist für ein Pflegekind.
Dass Kofi-Ansah Johnson in Deutschland landen würde, war nicht geplant. Aber zufällig war es auch nicht. Nach seinem Studium war Sierra Leone keine Option. In seiner Heimat herrschte damals, in den 90ern, Bürgerkrieg. Aber wohin?
Als Sohn eines IT-Unternehmers besuchte Kofi-Ansah Johnson in seiner Jugend ein Internat, auf dem auch deutsche Kinder unterrichtet wurden. Deutschland wurde zum Land seiner Träume, und seit 21 Jahren lebt er seinen Traum in Deutschland. „Ich bin hier angekommen“, sagt der Mann, der mit seiner Familie in Hemer lebt.
Der Aufenthalt in Deutschland hatte seinen Preis. Sein Hochschulabschluss wurde nicht anerkannt. Kofi-Ansah Johnson wollte dennoch das tun, was er gut kann. So arbeitete er als Netzwerk-Fachmann in Iserlohn. Später arbeitete er für private Firmen.
Kofi-Ansah Johnson war mindestens genauso gefragt wie gefordert. Am Ende war sein Rücken überfordert: „Ich hatte massive Probleme mit meiner Wirbelsäule.“ Untersuchung ergaben, dass in seinem Rücken ständig Nerven eingeklemmt sein würden. Dazu kam beruflicher Stress. „Ich hatte am Ende kein Leben mehr. Selbst um zwölf Uhr nachts ließ mich die Arbeit nicht los, nicht mal im Urlaub.“ Was tun?
Durch Zufall geriet Kofi-Ansah Johnson an eine Anzeige von DHL/Deutsche Post. „Meine Frau und meine Kinder haben gesagt: Nee, das kann ein Netzwerk-Techniker nicht machen“, gesteht Kofi-Ansah Johnson. Er lacht dabei. „Aber ich habe gesagt: Das wird meiner Gesundheit gut tun.“
Entspannung war aber bei der Post zunächst nicht angesagt: „Als ich vor drei Jahren anfing, kam ich direkt mitten ins Weihnachtsgeschäft.“ Der Start als Zusteller war die Schule des Lebens. „Mein erster Tag dauerte bis 21 Uhr. Danach wurde es allmählich besser: 20 Uhr, 19 Uhr. Und heute mache ich einen ganz normalen Job“, stellt Kofi-Ansah Johnson zufrieden fest, „ich habe meinen Weg gefunden.“ Er macht eine Pause, um hinzufügen: „Das war die beste Entscheidung, die ich je in meinem Leben getroffen habe.“ Seine Töchter sehen das längst auch so, Pflegekind inklusive. Pflegekind?
Kopfschmerz und plötzliche Blindheit
Kofi-Ansah Johnson erzählt: „Eigentlich wollte ich nur zwei Kinder. Aber jetzt habe ich vier, drei eigene und ein Pflegekind.“ Wie kam es dazu? Eine schwangere Freundin seiner Frau hatte 2014 – „es war bei einem WM-Spiel“ – plötzlich extreme Kopfschmerzen. Kurz darauf war sie blind. Die Diagnose im Krankenhaus ergab: Hirntumor. Später fiel sie ins Koma. Der Mann der Freundin, ständig unterwegs in Sachen EU-Projekte, zeigte sich überfordert: „Ich sagte mir“, erzählt Kofi-Ansah Johnson, „Du musst was tun; Du musst helfen.“ Nach langem Papierkrieg erhielt er die Erlaubnis, für das sechsjährige Mädchen zu sorgen. „Es fühlt sich an, es wäre es mein eigenes.“