Balve. Corona hin, Heimunterricht her: Alina Kremer schockt das nicht. Die Garbeckerin beendet ihre Ausbildung mit Bestnoten. Wie hat sie das gemacht?
Alina Kremer hat ihre Chefin beeindruckt. Die 19-jährige Garbeckerin ist seit kurzem Medizinische Fachangestellte in der Praxis von Frauenärztin Gabriele Richter an der Bogenstraße. Sie beendete ihre Ausbildung mit der Note 1,9. Mehr noch: Im praktischen Teil erreichte sie 100 von 100 möglichen Punkten. War das eine Überraschung?
„Ja, schon“, sagt Alina Kremer am Mittwochnachmittag beim Gespräch in der Praxis bescheiden. „Für mich nicht“, hält ihre Chefin lachend gegen. Das Talent ihrer jungen Mitarbeiterin hat sie früh erkannt. Alina Kremer beeindruckte Gabriele Richter bereits als 15-Jährige bei ihrem ersten Praktikum: „Sie war überdurchschnittlich engagiert. Das war für uns beide eine schöne Zeit.“ Kein Wunder, dass die ehemalige Hauptschülerin eine Ausbildung letztlich in der gynäkologischen Praxis beginnen durfte.
Was Alina Kremer allerdings nicht erwartet hatte, war das Ende ihrer Ausbildung. Es fiel in den Höhepunkt der Corona-Krise. Der Unterricht in der Berufsschule fiel flach. Doch die Prüfungen standen unmittelbar bevor. Was tun?
Alina Kremer erzählt, dass sie sich selbst gut allein organisieren kann: „Ich habe da echt hintergesessen. Und ich wurde hier, in der Praxis, total gut auf die Prüfung vorbereitet. Wir haben viele Prüfungssituationen durchgespielt – einfach, um Routine zu kriegen.“
Das galt auch für die praktischen Abläufe in der Praxis. Alina Kremer hatte schließlich so viel Routine, dass sie im praktischen Teil der Prüfung buchstäblich alles richtig machte: 100 von 100 möglichen Punkten – mehr geht nicht. Inzwischen ist wieder Alltag in Alina Kremers Berufsleben eingekehrt. Wie sieht er aus?
„Zu meiner Arbeit gehört die Betreuung der Patientinnen vor und nach der Untersuchung“, erläutert Alina Kremer ihre Aufgaben, „wir machen Termine, das hat viel mit Organisation zu tun, und viel mit Dokumentation.“ Und noch etwas kann Alina Kremer besonders gut, wie ihre Chefin betont: Ihre junge Angestellte kann gut mit Menschen umgehen. Gabriele Richter über Alina Kremer: „Sie hat einen guten Draht zu Menschen, und sie hat das nötige Fingerspitzengefühl.“
Das ist gerade in Zeiten der Angst vor Ansteckung mit dem Corona-Virus wichtig. „Corona ist etwas, das uns alle beeinflusst und auch beeinträchtigt hat“, stellt Gabriele Richter fest. „Die Praxis lebt von vielen Accessoires, die jetzt alle weg sind. Wir haben sonst hier Bücher und Zeitschriften, viel Kinderspielzeug, in den Sesseln haben wir Kissen, außerdem viel Deko-Material – das ist jetzt alles weg. Wir haben das jetzt aus hygienischen Gründen heruntergefahren.“
Geändert haben sich auch die Wege in der Praxis. Gabriele Richter: „Wir haben jetzt einen kontrollierten Ein- und Ausgang.“
Teamarbeit hilft
Verändert haben sich auch die Möglichkeiten, mit Patientinnen zu kommunizieren. Die Gesichtsmaske verdeckt die Mimik: „Jetzt müssen die Augen sprechen“, sagt Gabriele Richter. „Aber das klappt ganz gut.“ Das Ziel des offenkundig eingespielten Praxis-Teams ist, „den Menschen die Angst zu nehmen. Das ist wichtig gerade bei Menschen, die ständige Betreuung benötigen – wie Schwangere. Das war eine logistische Herausforderung für einen möglichen Infektionsfall, der aber bisher Gott sei Dank noch nicht aufgetreten ist.“ Teamarbeit half. Gabriele Richter: „Wir haben uns oft zusammengesetzt und Pläne erarbeitet, Abläufe durchdacht.“
Das ist beinahe schon ein Blick zurück. Wie geht es weiter mit Alina Kremer? Sie will auf jeden Fall in der Praxis bleiben. Ihr Mund ist verdeckt. Aber ihre Augen strahlen.