Balve. Was lange gärt, wird endlich Wut. St. Blasius Balve kündigt den Vertrag mit Altenheim-Träger Katholische Klinik im MK gGmbH. Wie es weitergeht.
Das Altenpflegeheim St. Johannes in Balve bekommt einen neuen Betreiber. Die St. Blasius-Gemeinde hat zum Jahresende den Erbbaurechtsvertrag gekündigt und setzt damit die Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis gem. GmbH (KKiMK) als größten Gesellschafter und Betreiber vor die Tür. Eine Entscheidung, die lange gereift ist, wie der Kirchenvorstand am Donnerstagabend mitteilte.
Das Pflegeheim aber bleibt erhalten, versichern die Verantwortlichen. Die Vorwürfe des Kirchenvorstandes St. Blasius an den Betreiber des Altenpflegeheimes, die KKiMK sind keineswegs Nichtigkeiten. Jürgen Känzler, Geschäftsführender Vorsitzender des Kirchenvorstandes St. Blasius erklärte am Donnerstagsabend, dass es in der Einrichtung mittlerweile zu einem großen Investitionsstau gekommen sei. Von der lange geplanten und geforderten Erweiterung um zehn vollstationäre Pflegeplätze sei immer noch nichts zu sehen. Genauso wenig vom Umbau, um die gesetzliche Quote an Einzelzimmern endlich zu erfüllen (deswegen müssen im Moment Zimmer leer bleiben). Der Kirchenvorstand, so Känzler, mache nun schon seit vielen Jahren Druck, habe konkrete Maßnahmen auch im Vertrag festschreiben lassen, als in 2018 zum letzten Mal der Erbbaurechtsvertrag verlängert wurde. „Leider mussten wir feststellen, dass nichts davon umgesetzt wurde. In den letzten Jahren ist deshalb einiges Vertrauen weggebrochen.“ Känzler weiter: „Der Ist-Zustand hätte für das Altenpflegeheim auf absehbare Zeit das Aus bedeutet.“
Fristgerechte Kündigung
Der Kirchenvorstand St. Blasius hat den Vertrag fristgerecht zum Jahresende 2020 gekündigt. Die Gemeinde ist Eigentümer von Grund und Boden der Einrichtung am Brucknerweg. Damit sind die KKiMK ab dem Jahreswechsel nicht mehr der Betreiber. Ob sie auch ihre 51 Prozent Gesellschafteranteile an der St. Marien gem. GmbH verkaufen werden, liege in der Entscheidung der KKiMK, sagte Känzler. „Wirtschaftlich macht aber alles andere eigentlich keinen Sinn.“
Zumindest sind die KKiMK aber erstmal noch beim Betreuten Wohnen im Geschäft. Die Wunschlösung des Kirchenvorstandes wäre es jedenfalls, dass ein neuer Gesellschafter genau die 51 Prozent Anteile der KKiMK übernimmt und, die St. Marien gem. GmbH also in ihrer bisherigen Form bestehen bleibt. Kommt es zu keiner Einigung mit den KKiMK, soll eine neue Gesellschaft gegründet werden, die alte würde weiter bestehen als Konstrukt auch wirkliche Aufgabe, was Jürgen Känzler als „hohlen Vogel“ bezeichnete.
Die Gesellschafteranteile der Gemeinde liegen aktuell bei 47 Prozent, zwei Prozent gehören der CURA Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft, über die das Erzbistum Paderborn vertreten ist.
Jahrelange Unzufriedenheit
Die Entscheidung, den Vertrag zu kündigen, sei keineswegs überstürzt gefallen, berichtete Känzler weiter. Schon seit etwa 2014, 2015 sei die Gemeinde unzufrieden mit dem Betreiber. Aber man habe zunächst weiter gehofft, dass der Betreiber endlich gesteigertes Engagement für eine zukunftsfeste Entwicklung des Hauses zeige. Für die Einrichtung selber unterstreicht Känzler dessen ausgezeichneten Ruf und das ebenso gute Personal. Auf etwa 6,5 Millionen schätzt man notwendige Investitionen. Die Rücklagen dafür seien auch da.
Mehrere Interessenten haben sich laut Känzler als mögliche Betreiber und Gesellschafter für das Haus gemeldet. In den nächsten Wochen geht der Kirchenvorstand in die engere Auswahl mit drei Anbietern von Altenpflege. Namen will man noch nicht verraten. Nur so viel sagt Känzler: „Alle drei sind namhafte, große Akteure. Und alle kommen aus dem kirchlichen Bereich. Das war uns sehr wichtig.“
Die Entscheidung für einen davon soll zeitnah fallen um einen reibungslosen Übergang zum 1.1.2021 stemmen zu können. Geprüft wurde die Idee, als Kirchengemeinde eventuell komplett aus der Altenpflege auszusteigen, das Haus samt Grundstück in Gänze an einen privaten Betreiber zu verkaufen. Pfarrer Andreas Schulte lag aber viel daran, dass St. Blasius mit diesem Standbein der Daseinsvorsorge am Ort vertreten bleibt. Er und Känzler unterstrichen: „Ganz oben bei unseren Entscheidungen steht das Wohl der Bewohner, Mitarbeiter und Angehörigen.“ Die Botschaft an alle lautet: da Haus bleibt erhalten. Die Belegschaft soll komplett (inklusive Hausleitung) vom neuen Betreiber übernommen werden, auch zu bisherigen Konditionen. Die Betroffenen waren bereits am Mittwoch über die neuesten Entwicklungen informiert worden. Der Kirchenvorstand will mit dem neuen Betreiber die Entwicklung des Standortes vorantreiben, möglicherweise nicht nur die lange geplante Erweiterung im zehn Pflegeplätze angehen, sondern auch in Tages- oder Kurzzeitpflege investieren.
INFO
Der neue Gesellschafter des Pflegeheims soll mit 51 Prozent die Mehrheitsanteile und damit letztlich die Entscheidungsvollmacht bekommen. Der Kirchenvorstand will aber zugleich im neuen Gesellschaftervertrag die Position der Gemeinde stärken.