Balve. Neustart nach der coronabedingt langen Probenpause. Der Männerchor Balve hat am Montag erstmals im Reitstadion Wocklum gemeinsam gesungen.

Endlich wieder gemeinsam singen. Wo sonst die Pferde sportliche Höchstleistungen erbringen, erschallt nun der kräftige, harmonische Klang des Balver Männerchores.

Früher Montagabend, reguläre Probenzeit beim Männerchor Balve, beziehungsweise seit dem Coronaausbruch nun eben nicht mehr. Schauplatz ist nicht wie üblich der Drostenboden in der Innenstadt, sondern das Reitstadion Wocklum. Es liegt eine gewisse Spannung in der Luft. Aber nicht über die Frage, wie souverän die Pferde heute die Hindernisse überspringen, sondern wie an diesem ungewöhnlichen Ort für Chormusik die kräftigen Männerstimmen erklingen werden.

Auch Chorleiter Hubertus Schönauer (rechts) muss sich bei Alexander Jedowski (links) in die Anwesenheitsliste eintragen.
Auch Chorleiter Hubertus Schönauer (rechts) muss sich bei Alexander Jedowski (links) in die Anwesenheitsliste eintragen. © Alexander Lück

Nach den ersten Corona-Lockerungen sind auch Chorproben wieder möglich, allerdings mit so großen Abständen, dass für die allermeisten Sängergemeinschaften ihr üblicher Ort einstweilen nicht mehr in Frage kommt. Matthias Camminady, Tenor im Männerchor und seit vielen Jahren im Reiterverein engagiert, hat daraufhin die Zügel in die Hand genommen und das Reitstadion als neuen Probenort mit ausreichend Platz organisiert.

Für Matthias Camminady ist die Reitanlage ein zweites Zuhause

Für Camminady ist diese Anlage ein zweites Zuhause, Chorleiter Hubertus Schönauer, der für die Proben seiner Balver Jungs immer aus der Heimat im Kreis Olpe anreist, ist am Montag zum ersten Mal in Wocklum.

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„Eine tolle Anlage", staunt der Musikprofi. Aber viel wichtiger: die Eignung dieses Platzes für Chormusik wird sich wenige Minuten später auch als passend erweisen. Dank des niedrigen Daches entwickelt sich eine gute Akustik, die vorne beim Chorleiter, der direkt an der Bande am E-Piano Platz nimmt, als gut gemischter Klang ankommt. Vor allem nach vorne, in die sogenannte Ausstoßrichtung, muss der Abstand zum nächsten Sänger groß sein, zum rechten und linken Nebenmann nicht ganz so weit.

Das führt dazu, dass die Sänger ihre Nachbarn deutlich weniger hören als am üblichen Probenort, wie einige schnell bemerken. Aus musikalischer Perspektive betrachtet, nimmt das zwar einerseits etwas die Sicherheit eines guten Nebenmanns, kann aber durchaus auch der eigenen Stimme und dem Selbstbewusstsein einen Schubser geben: Jeder Sänger muss jetzt eben umso mehr mit seinem eigenen Sangesorgan Präsenz zeigen.

Zwei neue Lieder zum Start

Für den Neustart am Montag hat Hubertus Schönauer zwei neue Lieder ausgesucht. Der „Abendfrieden" von Rudolf Desch ist eines seiner Lieblingslieder für den Chor. „Es klingt sehr schön und ist auch schnell einzuüben." Somit gut geeignet für das besondere Ambiente. Und dann wird es noch italienisch. Und auch wenn vielleicht manche Stimme etwas eingerostet ist in den letzten Monaten, so klingt es doch wirklich schön und harmonisch durch das Reitstadion. Auch der Dirigent lobt immer wieder: „Das habt Ihr fein gemacht."

Proben immer montags

In den kommenden Wochen wird erstmal weiter so geprobt wie bei der Premiere, um 18 Uhr am Montag die Tenöre, ab 18.45 Uhr die Bässe. Hoffen sollte der Männerchor dabei auf trockenes Wetter, denn wie laut das Kunststoffdach der Tribüne bei Regen das Singen störe würde, möchte man nicht unbedingt testen müssen.

Für Chorleiter Hubertus Schönauer war es nicht die erste Nach-Corona-Chorprobe. Auch andere Gruppen von ihm singen schon wieder im Freien und in kleinen Gruppen. Digitale Proben als Ersatz seien für ihn keine gute Lösung, so der Profimusiker, deshalb habe er auf solche Aktionen während des Lockdowns verzichtet.

Die rechtlichen Regelungen für Chorproben sehen einen Mindestabstand zum Vordermann in der sogenannten Ausstoßrichtung von vier Metern vor, zur Seite reichen die auch sonst üblichen eineinhalb bis zwei Meter.

Wegen des deutlich erhöhten Platzbedarfes proben zunächst beide Tenorstimmen, anschließend die Bässe. Insgesamt sind gut 40 Sänger des Balver Männerchores in den zwei Gruppen am Montag in Wocklum zusammengekommen. Die erlaubten Sitzplätze hat der Vorsitzende des Chores, Bernhard Krüdewagen, im Blick und weist seine Mitsänger entsprechend ein. Und sie alle genießen nicht nur das erste gemeinsame Singen nach langer Zeit. „Ich freue mich wirklich, Euch wieder zu sehen", sagt Chorleiter Schönauer und spricht damit sicher auch noch vielen anderen aus dem Herzen.

Der Sänger Alexander Jedowski, der auch an der Organisation der ungewöhnlichen Proben beteiligt ist indem er etwa die notwendigen Teilnehmerlisten führt und kontrolliert, sagt dazu: „Vieles hat mir in dieser Coronazeit gar nicht so gefehlt, aber das Singen doch mit am meisten."