Balve. Der Waldboden im Hönnetal ist rappeltrocken. Den Bäumen fehlt Wasser. Und jetzt steigt die Waldbrandgefahr.
Bei Förster Richard Nikodem werden Erinnerungen wach, böse Erinnerungen. Nach einem Winter mit monsunartigem Regen scheint Petrus, dem der Volksmund die Zuständigkeit fürs Wetter zuschreibt, den Wasserhahn zugedreht zu haben. In der ersten Monatshälfte fiel in Balve, eigentlich einer der regenreichsten Orte weit und breit, kaum mehr als ein Hauch von nichts. Kein Wunder, dass die Waldbrandgefahr steigt. Zumal Zwangsurlaub und Kurzurlaub für Bürger Freizeit ohne Ende bedeutet. Was tun?
Kümmerliche Niederschläge
Doch zunächst die Fakten: Die private Internetseite www.wetter-balve.de meldet kümmerliche 0,5 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter bei fast frühlingshaften Temperaturen. Normalerweise fallen im April 61 Millimeter Niederschlag. Ein ordentlicher Halbzeitwert hätte also bei plus-minus 30 Millimetern liegen sollen. Tatsächlich aber ist der Boden in Wald und Flur staubtrocken. Und dann drängen sonnenhungrige Bürger in die Natur. Ein Problem?
Richard Nikodem sieht das Interesse der Hönnetaler an der Natur vor ihrer Haustür zunächst einmal unproblematisch: „Grundsätzlich finde ich das gut - auch und gerade für die Kinder, weil sie ja sonst nur noch am Daddeln sind.“ Und dennoch macht der Fachmann vom Landesbetrieb Wald und Holz Einschränkungen.
„Wer den Wald nutzt, sollte auf den Hauptwegen bleiben“, mahnt der Wald-Experte. Nicht nur das: „Auch im Wald gilt die Abstandsregel von 1,50 Meter.“ Das sei für Freizeitsportler nicht immer leicht umzusetzen. Richard Nikodem hat beispielsweise Mountainbiker beobachtet, die bei der Fahrt im Forst brav die Abstandsregeln beachten: „Aber wenn sie Pause machen, stecken sie alle die Köppe zusammen und lesen die Karte.“
So machen Waldnutzer den Förster „ösig“
Auch Spaziergänger und Wanderer machen dem Förster nicht nur Freude. „Da gibt es einige“, moniert Richard Nikodem, „die meinen, sie könnten mit dem Auto so weit in den Wald reinfahren, bis es nur noch ebene Wanderwege gibt.“ Damit bezieht er sich ausdrücklich nicht auf Menschen mit Einschränkungen oder Leute, die auf einen Rollator angewiesen sind: „Da sage ich auch nichts. Das sind Herrschaften, die können nicht anders.“ Bei bewegungsfaulen jungen Leuten indes wird der Förster „ösig“.
„Ösig“ wird er auch, wenn Waldnutzer Müll wegschmeißen und, mehr noch, das Wild in der Brut- und Setzzeit aufscheuchen.
Und die Waldbrandgefahr? Richard Nikodem weiß, dass gerade Frühjahrstrockenheit große Feuergefahr für den Forst birgt. „Gott sei Dank ist es bei uns noch relativ ruhig“, stellt er fest. Bis auf kleine Flächenbrände gab es zwischen Binolen und Beckum, Volkringhausen und Höveringhausen noch keine ernsthaften Probleme. Bisher hat es ausgereicht, wenn der Förster an Erholungssuche appellierte: „Seid vernünftig - raucht nicht im Wald! Schmeißt keine Kippen weg.“ Auf dem Boden liegt nämlich rappeltrockener Reisig. „Fichten“, weiß der Wald-Experte, „brennen hervorragend. Das Feuer hüpft schnell von Baum zu Baum. Und dann brennen große Flächen.“
INFO
Die Frühjahrstrockenheit macht Fichten zu schaffen - und mindestens genauso Buchen. Fichten brauchen viel Wasser. Sie sind Flachwurzler wie die Buchen. Der Wassermangel macht beiden Baumarten zu schaffen. Fichten werden anfällig für Borkenkäfer. Ihnen fehlt schlicht das Harz, um die gefräßigen Insekten abzuwehren. Buchen wiederum vertrocknen schnell. Beide Naturerscheinungen waren bereits in den Dürre-Sommern 2018 und 2019 zu beobachten. Das wichtigste Gegenmittel heißt: Regen.