Balve. Bei Facebook tobte eine Debatte um iPads für Balver Realschüler. Die Dinger seien zu teuer, hieß es. Jetzt wehrt sich die Rektorin.

Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung des Unterrichtes vorangetrieben – vor allem in der Realschule. Doch der verstärkte Einsatz von Tablet-Computern wie dem iPad weckt bei manchen Eltern Ängste, finanziell überfordert zu werden. Das spiegelte sich in einer emotional geführten Debatte bei Facebook wieder. Inzwischen hat Schulleiterin Nina Fröhling reagiert.

Neustart nach der Corona-Zwangspause Ende April: Balves Real- und Hauptschule starten nach Corona neu: Gespräch mit Michael Bathe (Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisrers), Nina Fröhling (Rektorin der Realschule), Hans-Jürgen Stracke Leiter der Hauptschule)
Neustart nach der Corona-Zwangspause Ende April: Balves Real- und Hauptschule starten nach Corona neu: Gespräch mit Michael Bathe (Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisrers), Nina Fröhling (Rektorin der Realschule), Hans-Jürgen Stracke Leiter der Hauptschule) © WP | jürgen overkott

Die Mutter aus Neuenrade kritisierte den in der Schule eingesetzten Geräte-Typ. Das Gerät, hieß es, sei den Eltern „aufgezwungen“ worden: „Ist es notwendig, dass ein Kind eines der teuersten Geräte für die Schule braucht? Sind das die Werte, die wir vermitteln wollen? Ist mein Kind besser in der Schule, weil es ein Highendgerät benutzt? Wir mussten nun kurzfristig 630 Euro locker machen oder uns für 18 Euro Ratenzahlung entscheiden. Tja, gut finde ich es nicht und werde mich auch nicht damit zufriedengeben.“

Zudem hatte die Mutter die Informationspolitik der Schulleitung als unzureichend kritisiert. So soll anfangs lediglich von 150 Euro Leihgebühr die Rede gewesen sein, „später“ jedoch von etwa 300 Euro. Am Ende zahlte die Mutter nach eigenen Angaben für Gerät, Hülle, Stift und Versicherung 630 Euro. Allerdings erwähnte sie nebenher, dass zur Finanzierung des Kaufpreises auch Ratenzahlung in Höhe von 18 Euro pro Monat möglich gewesen sei. Die Mutter: „Irgendwie müssen doch Zuschüsse für uns Eltern drin sein.“ In diesem Zusammenhang wies sie darauf hin, dass etliche Eltern kurzarbeitsbedingt mit weniger Einnahmen auskommen müssen.

Ein Elternabend sei coronabedingt ausgefallen. Stattdessen seien Eltern mit Info-Mail und Bestellübersicht „abgefertigt“ worden, schimpfte die Mutter.

Der Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters, Michael Bathe, sagte der „Westfalenpost“ am Montag auf Anfrage, das Land stecke eine Milliarde Euro in die Bereitstellung moderner Technik in den Schulgebäuden. Das habe das Landeskabinett im September vorigen Jahres beschlossen. Parallel treibt die Landesregierung den Ausbau schneller Netze voran. Bis Ende 2022 sollen alle Schulen daran angeschlossen sein.

Zuschuss für Geräte kommt

Nina Fröhling mit Desinfektionsspender
Nina Fröhling mit Desinfektionsspender © WP | jürgen overkott

Der Bund beschloss zudem Ende April ein Förderprogramm, um bedürftige Schüler mit Lern-Computern auszustatten. Dazu stellt der Koalitionsausschuss 500 Millionen Euro bereit. Wie Bathe weiter sagte, ist noch nicht geklärt, wie viel Fördergeld die Stadt Balve erhält. Erst wenn genaue Zahlen vorliegen, lasse sich sagen, welche Schüler Zuschüsse erwarten dürfen und wie hoch sie ausfallen.

Schulleiterin Fröhling konterte inzwischen die Kritik. Zunächst räumte sie ein, dass eine Info-Veranstaltung „für alle Beteiligten“ das Beste gewesen sei. Die Rektorin verteidigte den angeschafften Geräte-Typ als bestmögliche Lösung – auch im Hinblick auf einheitliche Software. Vergleichsprodukte seien schlechter gewesen. Die Anschaffung des sogenannten Apple Pencils – ein Stift, der auf dem Computer Schreibschrift erlaubt – sei von den Eltern mit überwiegender Mehrheit mitgetragen worden.

Zu den Kosten von Gerät und Zubehör sagte Fröhling, es habe lediglich eine Frage zur Marke des Tablets und eine Frage zur Finanzierung gegeben. Von einer Leihgebühr sei nie die Rede gewesen. In Ausnahmefällen seien Zuschüsse via Förderverein möglich. Allerdings müssen Eltern das Gespräch mit Lehrern suchen.

Fröhling zeigte sich enttäuscht, dass die Debatte nicht in der Schule, sondern bei Facebook geführt worden sei.

INFO

Schulleiterin Nina Fröhling betonte, die Realschule gehe bereits beim Tag der Offenen Tür transparent mit der iPad-Anschaffung ab Klasse 7 um. Kollegium, Eltern und Kindern haben sich demnach per Schulkonferenzbeschluss für die Digitalisierung des Unterrichtes entschieden.

Die Rektorin weiter: „Die meisten Schulen wählen iPads, weil diese mit aktuell 379 Euro die günstigsten Geräte sind, die sich zur effizienten Arbeit über vier Jahre in der Schule anbieten.“ Apple unterscheide sich von Mitbewerbern durch ein Angebot von sehr viel und sehr guter Software für Schulen, „also für die Arbeit der Kinder“.

Ein Dreier-Team um Thomas Münch kümmere sich um die Schul-IT – am Wochenende und in den Ferien unbezahlt.