Balve. Die Realschule bittet am Samstag zum Tag der offenen Tür. Schulleiterin Nina Fröhling freut sich über starke Schüler, fördert aber auch schwache.
Realschulleiterin Nina Fröhling beobachtet eine scheinbar paradoxe Situation: Sie weiß, dass ihre Schülerschaft im Durchschnitt deutlich besser lesen kann als Mädchen und Jungen andernorts. Zugleich wird aber auch im Hönnetal die Gruppe der schwachen Kinder größer. Wie kommt das?
Sprache ist Schlüssel zum Erfolg – in allen Lebensbereichen. Nina Fröhling: „Eine Textaufgabe in Mathe kann man erst lösen, wenn man sie verstanden hat.“ Das gilt auch für die Bedienung technischer Geräte.
Die Rektorin blickt fünf Jahre zurück. 2015 kamen Flüchtlinge in Massen. Öffentliche Einrichtungen, wie die Realschule, mussten blitzschnell reagieren. „Viele Menschen, eben auch Kinder, kamen ohne Sprachkenntnisse hierher, und manche waren sogar Analphabeten, oder sie kannten zumindest unsere Schriftzeichen nicht. „Das war sehr, sehr schwierig für uns“, erinnert sich Nina Fröhling. „Wir waren ein bisschen überfordert damit.“
Die Schule stellte sich auf die neue Situation ein. „Wir haben sofort den DaZ-Unterricht eingeführt, Deutsch als Zweitsprache“, berichtet die Pädagogin. „Das ist nach wie vor so. Bis zu zehn Stunden können die Kinder daran teilnehmen. Da geht es dann erst mal darum, das Alphabet zu lernen, und wir bringen den Kindern das Schreiben und Sprechen bei.“ Sie selbst gab DaZ-Unterricht.
Zum Schreiben gehört Lesen. Genau da türmte sich ein Problem auf. „Wir lesen einfache Texte. Am Anfang waren das Grundschultexte. Es hat damals nichts Altersgemäßes gegeben. Und diese Texte sollen 14-Jährige lesen. Aber 14-Jährige interessieren sich nicht für solche Texte.“ Auch wenn inzwischen besser geeignete Lernmittel vorliegen: Das Grundproblem bleibt. Dafür nennt Nina Fröhling gute Gründe. Jugendliche sind dem Kindesalter entwachsen, sie sind in der Pubertät angekommen. Dazu kommt, dass Kriegserfahrungen oftmals Lernschwierigkeiten nach sich ziehen.
Nina Fröhling hat beobachtet, dass Mädchen mit der neuen, ungewohnten Umgebung besser zurecht kommen als Jungen. „Die Mädchen verließen den DaZ-Unterricht meist ganz schnell, weil sie super gut Deutsch konnten. Bei den Jungen klappt das oft nicht so.“
Einfühlungsvermögen hilft
Zu Sprachbarrieren kommen Kulturbarrieren. Jungs aus Männergesellschaften tun sich schwer mit Lehrerinnen. Auf elterliche Unterstützung ist bei Zuwanderer-Kindern kaum zu hoffen. „Auch sie sind der Sprache nicht mächtig. Oft haben diese Eltern mehrere Kinder und können nicht an Sprachkursen teilnehmen, und die Männer wollen arbeiten“, weiß Nina Fröhling.
Das Realschul-Kollegium lässt sich jedoch nicht beirren. „Wir versuchen die Jungen zu erreichen durch Einfühlungsvermögen, Menschlichkeit und gute Laune“, sagt Nina Fröhling. Gott sei Dank sei die Gruppe der Kinder ohne Deutsch-Kenntnisse überschaubar. Nina Fröhling will gar nicht daran denken, welche Probleme sie in Hagen hätte. Denn: Kleine Gruppen erzielen zumeist die größten Erfolge.
INFO
Die Realschule zeigt interessierten Eltern und Schülern am Samstag, 25. September, wie sie arbeitet. Einlass: 9.15 Uhr. Die Schulleitung hält um 9.45 Uhr einen Einführungsvortrag. Von 10.40 bis 13 Uhr können sich Eltern und Schüler in Aula und Foyer über die Schule informieren. Von 10.40 bis 11.10 Uhr sowie von 11.30 bis 12 Uhr werden Führungen durch die Unterrichtsräume angeboten.
Kollegium und Schüler haben ein großes Programm vorbereitet. Angesprochen werden Augen, Ohren und auch der Geschmackssinn.
Ausführliche Informationen gibt es im Netz: www.realschulebalve.de.