Beckum/Menden. Ein Mann macht Masken. Er kann es. Er ist Textilingenieur. Und dennoch ist die Aktion von Christoph Schepers etwas ganz Besonderes.

Masken schützen. Der Bedarf ist gigantisch. Kein Wunder, dass in Privathaushalten ungezählte Nähmaschinen rattern. Auch am Langenloh in Beckum ist das so. Aber wenn Christoph Schepers Molton-Stoffe aus feinster Baumwolle zu Atemschutz verarbeitet, treibt ihn eine besondere Motivation. Der 62-Jährige verbrachte sein Berufsleben als Textilingenieur in leitender Position. Dabei musste er deutsche Unternehmen abwickeln. Die Produktion ging nach Fernost. Christoph Schepers Blick auf seine Vergangenheit schärfte seine Augen für eines der größten Probleme der Gegenwart.

So ist Christoph Schepers in der Textilbranche bekannt.
So ist Christoph Schepers in der Textilbranche bekannt. © WP | jürgen overkott

Das Corona-Virus bedroht nicht nur die Gesundheit der Menschen. Die Pandemie gefährdet auch die Weltwirtschaft. Die Krise begann, als die Lieferketten rissen. „Ich habe es damals kommen sehen“, sagt der Spross einer alteingesessenen Raumausstatter-Familie, „damals, als wir die Produktion verlagert haben. Mich wollte keiner hören. Man hat mir gesagt: ,Herr Schepers, machen Sie Ihre Arbeit.’“

Weich, dicht, atmungsaktiv

Dieser Tage, im Vorruhestand, macht Christoph Schepers erneut seine Arbeit. Ganz bewusst entschied er sich für Molton als Material. Das Gewebe ist weich, dicht, atmungsaktiv. Der Beckumer erstand das Material beim Mendener Textilhaus Dieler: Es war ein Zufallsfund, ein Restposten. Christoph Schepers schneidet das Tuch zu, vernäht die Kanten und versieht den Atemschutz wahlweise mit Gummizügen oder Stoffband. „400 Stück habe ich schon gemacht“, bilanziert er stolz.

Die weiße Ware hat er im Dorf verteilt, verschenkt. „So langsam müsste jeder Haushalt im Dorf einen Atemschutz haben“, sagt Christoph Schepers. Den Mund-Nase-Schutz überreicht er zusammen mit einem Zettel, der seine Motivation erklärt. „Es ist mir ein Bedürfnis, in dieser Zeit der Corona-Epidemie etwas aktiv tun zu können für uns Beckumer, um vielleicht den Einen oder Anderen aus unserem Dorf vor der gefährlichen Ansteckung zu bewahren.“

Masken für Beckum: Christoph Schepers näht und verschenkt sie gegen Spende für den Kindergarten im Dorf. Die Verteilung organisiert Simone Thomas in der Bäckerei Grote an der B 229.
Masken für Beckum: Christoph Schepers näht und verschenkt sie gegen Spende für den Kindergarten im Dorf. Die Verteilung organisiert Simone Thomas in der Bäckerei Grote an der B 229. © WP | jürgen overkott

Ausführlich geht der ehemalige Manager auf seine Karriere ein. Sie führte ihn sogar bis zum Gardinenhersteller Ado im Emsland. Die Produkte „mit der Goldkante“ waren lange Zeit ein unverzichtbarer Bestandteil der Fernsehwerbung: Geschichte. Sie endete aus Sicht von Christoph Schepers unrühmlich. Er musste sich dem Druck von Inhabern, Banken und Markt beugen. Im Gespräch fällt zudem immer wieder der Name der Unternehmensberatung Roland Berger. Christoph Schepers erlebte deren Mitarbeiter als knallharte Sanierer.

Er selbst bekennt sich dazu, Karriere machen zu wollen. „Ich wollte mit 30 TL sein“, sagt er, „Technischer Leiter.“ Dieses Ziel erreichte Christoph Schepers. Doch die Entwicklung des Marktes konnte er weder voraussehen noch ahnen.

Mit seinen Gratis-Masken will er der Gesellschaft etwas zurückgeben, sichtbar, fassbar, nützlich. Wer noch keinen Atemschutz hat, kann ihn sich in der Filiale der Goldbäckerei Grote an der B 229 im Dorf besorgen, bei Verkäuferin Simone Thomas.

Spenden sind gern gesehen. Sie kommen dem örtlichen Kindergarten St. Antonius zu gute. Christoph Schepers hofft auf einen vierstelligen Betrag.

INFO

Christoph Schepers sucht Unterstützer für seine Masken-Aktion. Er verfügt noch über einen Rest an Stoff und Gummibändern. Er stellt das Material gegen eine Spende für die Kita Beckum zur Verfügung.

Der Textilingenieur ist erreichbar: Telefon 0173-1935686; .