Balve. Die Zehntklässler von Haupt- und Realschule sind zurückgekehrt. Die Rektoren loben die Stadt Balve. Sauer sind sie aufs Land.
Die weiterführenden Schulen und die Stadt Balve haben sich am Donnerstagmittag zufrieden gezeigt nach dem Teilneustart. Zugleich übten Verwaltung und Schulen Kritik an der Landesregierung.
Der Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters, Michael Bathe, und Realschulleiterin Nina Fröhling sagten, sie hätten sich mehr Zeit gewünscht, um Schule, Kollegium und Schüler auf die Rückkehr in die Unterrichtsräume vorzubereiten. Bathe verwahrte sich ausdrücklich gegen die Kritik der nordrhein-westfälischen Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP), die Schulträger seien für Hygiene-Mängel verantwortlich. Tatsache ist: Das Schulzentrum am Krumpaul ist in den Eingangsbereichen mit Spendern für Handdesinfektion ausgestattet worden. Zuvor hatten Mitarbeiter der Stadtverwaltung gemeinsam mit Rektorin Fröhling und Hauptschulleiter Hans-Jürgen Stracke die Räume in den Schulen begutachtet und ein Hygiene-Konzept erarbeitet.
Desinfektionsmittel seien reichlich vorhanden, versicherte Bathe. Kanister seien vorrätig, Nachschub sei bereits bestellt.
Die Stadt Balve hat sich unterdessen schon jetzt auf die ab Montag geltende Maskenpflicht in Nahverkehr und Einzelhandel vorbereitet. Bathe brachte wiederverwendbare Atemschutzmasken für Schüler mit, die mit Bus oder Bahn zum Schulzentrum kommen. Sie seien bei 90 Grad waschbar, erklärte er.
Eine Maskenpflicht im Unterricht lehnen Fröhling uns Stracke ab – es sei denn, das Schulministerium schreibe den Maskengebrauch zwingend vor.
Weitere Entwicklung abwarten
„Kommunikation geht sehr viel über Mimik und Gestik“, sagte Fröhling. „Wir achten sehr viel auf Sprache und Aussprache. Wir glauben, dass die Masken den Unterricht erschweren, weil man Mimik und Gestik nicht mehr erkennen kann und weil wir nicht mehr richtig auf die Aussprache achten können. Vielleicht gibt es sogar Verständigungsprobleme.“
Verstanden haben die Zehntklässler beider Schulformen die Abstandsregel von 1,50 bis zwei Meter. Sie soll die Ansteckungsgefahr durch das Corona-Virus verringern. „Ich war positiv überrascht“, resümierte Fröhling. „Es ist schon schwierig, nicht im Drubbel zusammenzustehen, wenn man sich nach langer Zeit wiedersieht. Die Jugendlichen haben sich total gefreut. Sie haben gesagt, das wieder ein Schritt in Richtung Alltag.“
Der Schulbetrieb startete mit einer Einweisung in die Corona-Regeln. Außerdem wollten die Lehrer wissen, wie es den Jugendlichen in der unterrichtsfreien Zeit ergangen sei. Die Schüler meldeten überwiegend gute Erfahrungen zurück. Lernstress oder familiärer Ärger sei die Ausnahme gewesen, hieß es.
Das 27-köpfige Kollegium der Realschule ist weitestgehend einsatzfähig. Einige Kollegen aus der Risikogruppe ließen sich von ihren Ärzten Arbeitsfähigkeit bescheinigen. Lediglich drei Mitglieder werden derzeit nicht eingesetzt. Zwei Lehrer gehören zur Risikogruppe, eine Lehrerin wird Mutter.
Das zwölfköpfige Kollegium der Hauptschule indes ist nur zu 50 Prozent vor Ort. Sechs Kollegen zählen zur Risikogruppe.
Beide Schulen konzentrieren sich vorerst auf die Hauptfächer. Hintergrund: Die Abstandsregel erzwingt Arbeit in Kleingruppen. Dafür sind mehr Lehrer als gewohnt erforderlich.
Die Umstellung des Unterricht von 45- auf 60-Minuten-Einheiten in der Realschule kam bei den Zehntklässlern gut an, wie Fröhling feststellte. Die Zeitstunde erlaube konzentrierteres Arbeiten an einem Stück, habe es bei Schülern geheißen. Fröhling: „Sie fanden das super.“
Mit gemischten Gefühlen sehen Stadt und Schulen jedoch eine weitere Lockerung der Corona-Vorschriften für den Unterricht. Sobald alle Schüler wieder zurückkommen, sind Probleme absehbar.
INFO
Die Realschule unterrichtet insgesamt 413 Schüler(innen). Die Neun und Zehn bestehen aus insgesamt vier Klassen: rund 60 Jugendliche. Wegen der Abstandsregel werden die Klassen halbiert.
Die Vorstellung des Landes von Komplett-Unterricht sei unrealistisch, sagte Rektorin Nina Fröhling, nicht mal mit zeitversetztem Unterricht.
Hauptschulleiter Hans-Jürgen Stracke teilte die Einschätzung. Derzeit erhalten 18 Zehntklässler Unterricht in der Hauptschule.