Balve. Corona stoppt das Balver Schützenfest. Was bedeutet das für die Bruderschaft St. Sebastian?

Die Balver Schützen spüren, wie der Festspielverein Balver Höhle, Verständnis von Mitgliedern und Mitbürgern, Förderern und Freunden für den corona-bedingten Ausfall von Veranstaltungen. Das sagten der Geschäftsführer der Schützenbruderschaft St. Sebastian, Thomas Scholz, und der Festspielvereinsvorsitzende Lukas Koch am Donnerstag übereinstimmend. Der Ausfall des Schützenfestes hat nebenher ein kuriose Folge.

Mit dieser Patrone schoss Pfarrer Andreas Schulte den Vogel ab.
Mit dieser Patrone schoss Pfarrer Andreas Schulte den Vogel ab. © WP | Jürgen Overkott

„Wir hatten die Entscheidung erwartet“, sagte Scholz im Gespräch mit der „Westfalenpost“. Der Schützenvorstand habe sich bereits Mitte März damit befasst, welche Folgen extrem strenge Corona-Beschränkungen im öffentlichen Leben für die Bruderschaft haben könnten. Den Schützen entgehen Mieteinnahmen durch abgesagte Veranstaltungen in der Höhle. Zudem fehlen der Bruderschaft Einnahmen aus Schützenfest und Abrechnung. Scholz: „Wir haben das durchkalkuliert und sind zu dem Ergebnis gekommen: Wir haben keine Existenzangst.“

Die Schützen können auf Rücklagen zurückgreifen. Sie waren eigentlich für Um- und Ausbau des Schützenheims gedacht.

Zwei Events im Herbst

Die drohenden finanziellen Verluste könnten abgemildert werden, wenn von September bis November Veranstaltungen in der Höhle stattfinden dürfen. Scholz brachte den „Höhlenmarkt“ des Veranstalters Form & Art sowie die Après-Ski-Party von SuS Beckum und Schützen Beckum ins Gespräch. Noch einmal Scholz: „Wir müssen aber erst mal abwarten, welche Regeln dann gelten.“

Probleme mit Partner Veltins-Brauerei gibt es nicht. Die Balver Schützen haben keine Verbindlichkeiten: „Wir sind schuldenfrei.“

Der Vorstand der Balver Schützenbruderschaft St. Sebastian kündigt Veränderungen an: Geschäftsführer Thomas Scholz, Vorsitzender Christoph Rapp, Kassierer Tobias Keil und Oberst Andreas Fritz (von links).
Der Vorstand der Balver Schützenbruderschaft St. Sebastian kündigt Veränderungen an: Geschäftsführer Thomas Scholz, Vorsitzender Christoph Rapp, Kassierer Tobias Keil und Oberst Andreas Fritz (von links). © WP | jürgen overkott

Die Balver Schützen verzichten vorerst auf staatliches Fördergeld. Finanzielle Hilfen seien für Unternehmen wichtiger – mit Blick auf drohende Kündigungen oder sogar Insolvenzen.

Das Veranstaltungsverbot hat nicht nur finanzielle Auswirkungen – es trifft auch das Vereinsleben. Der amtierende Schützenkönig, Präses Pfarrer Andreas Schulte, muss auf das Hofstaat-Treffen verzichten. Geplant war die Party für den 30. April. Er bedauert zudem, benachbarte Schützenvereine nicht besuchen zu können. Diese Treffen seien normalerweise wichtig, um Kontakte zu Nachbardörfern zu pflegen, sagte der Pfarrer der WP noch am Mittwochabend.

Gestrichen sind obendrein die Feste der vier Kompanien der Balver Schützen sowie die Abrechnung nach dem Schützenfest. „Ob es in diesem Jahr Ersatztermine gibt, ist noch offen“, sagte Scholz.

Die Balver Schützen sehen – jenseits rechtlicher Vorgaben und wirtschaftlicher Erwartungen – eine Verpflichtung gegenüber Mitgliedern und Gästen. Sie wollen Veranstaltungen nur dann organisieren, wenn „kein Restrisiko“ besteht. Das Schlimmste, was passieren könne, seien Corona-Kranke oder gar Tote nach einem Schützen-Event. Ein weiteres Szenario wollen die Schützen ebenfalls verhindern: eine Gäste-Auswahl nach Altersklassen.

Dem amtierenden König steht derweil eine ungeplante Verlängerung seiner Amtszeit bevor. „Das ist das erste Mal nach dem Zweiten Weltkrieg“, stellte Scholz fest. „Nur in Zeiten der Weltkriege sind Schützenfeste ausgefallen.“ In der Satzung stehe keine Klausel, dass die Königswürde befristet ist. „Das heißt: Unser Präses, der Pfarrer, ist weiter König bis zum nächsten Schützenfest.“ Scholz hofft, dass das Schützenfest im kommenden Jahr wieder wie geplant stattfinden könne: „Dann hat der Schützenkönig seinen Sonntag.“ Tags drauf würde sein Nachfolger ermittelt.