Balve.
Es war offenkundig die richtige Idee zur richtigen Zeit. Heike Guth-Mindhoff vom Verein „Treffpunkt Demenz“ hatte vor Ostern die Gründung einer Selbsthilfegruppe zum Nähen von Mund-Nasen-Tüchern angeregt. Längst hat sich die Gruppe formiert. Zehn Mitglieder lassen ihre Nähmaschinen nahezu pausenlos rattern. Ihnen bleibt kaum eine andere Wahl. Die Gruppe „Balver für Balver“ kann sich vor Anfragen kaum retten. „Wir haben“, sagte Heike Guth-Mindhoff der „WESTFALENPOST“ am Mittwochmorgen, „schon mehr als 270 Tücher genäht.“ Und das ist noch nicht das Ende.
Die Nähgruppe zusammenzubringen war leicht. Schwer indes war es für Heike Guth-Mindhoff, in Zeiten der Corona-Beschränkungen einen Vertrieb zu finden. Schließlich erklärte sich der Mellener Podologe Björn Freiburg bereit, die Tücher unters Volk zu bringen.
Er darf seine Praxis weiter öffnen. Denn seine Dienstleistung wird dem Medizinsektor zugerechnet. Kurzum: Björn Freiburg und sein Team gelten als „systemrelevant“, was früher einmal „unverzichtbar“ hieß. Obendrein unterstützt Björn Freiburg bereitwillig ehrenamtliche Vorhaben. So war er in Mellen treibende Kraft von Bürgerkneipe und Kinderkino.
Ungezählte Anrufe
Heike Guth-Mindhoff weiß das bürgerschaftliche Engagement von Hobbyschneidern, Stoffspendern und nicht zuletzt vom Team Freiburg zu schätzen. „Man kann die Tücher nämlich nicht einfach so abholen“, betont die Organisatorin des Stoffmasken-Projektes, „man muss sie vorher bestellen.“ Ungezählte Anrufe bringen die Telefonleitungen in der Praxis Freiburg förmlich zum Glühen – neben dem normalen Tagesbetrieb. Zudem kommen Bürger vorbei, um die bestellten Tücher abzuholen.
Heike Guth-Mindhoff und ihre Mannschaft verwenden Baumwolle oder Mischgewebe für ihre rechteckig geschnittenen Tücher. Quernähte machen’s möglich, dass sie kompakt faltbar sind. Dazu kommen Befestigungsbändchen an beiden Seiten. Überdies informiert das Praxisteam die Besteller darüber, wann die Masken abgeholt werden können. „Das ist“, weiß Heike Guth-Mindhoff, „ein riesiger organisatorischer Aufwand.“
Die Selbsthilfegruppe betreibt allerdings auch einen großen Aufwand. Die Tücher werden in Plastiktütchen verpackt, Produktinformation inklusive. Der Beipackzettel ist wichtig, bei den Verwendern der Tücher keine falschen Erwartungen zu wecken. Die Masken wirken wie ein Spuckschutz; Schutz vor Ansteckung bieten sie jedoch nicht.
Immerhin: Die Anti-Corona-Textilien sind waschbar. Sie können zudem gebügelt werden. Beides, Waschen wie Bügeln, sorgt dafür, dass Keime vernichtet werden. Dennoch weist der Beipackzettel darauf hin, dass das Tragen der Masken auf eigene Gefahr geschieht. Eine Garantie gibt die Selbsthilfegruppe nicht.
Wartezeiten wahrscheinlich
Denn: Die Gruppe arbeitet ehrenamtlich und damit ausdrücklich nicht gewinnorientiert. Der Preis von fünf Euro ist – im Vergleich zu ähnlichen Angeboten in Nordrhein-Westfalen – außerordentlich niedrig. „Das ist der Selbstkostenpreis für das Material“, betont Heike Guth-Mindhoff, „plus-minus null.“
Wenn die Gruppe irgendetwas bereichert. dann das Stadtleben. Die Krise machte Heike Guth-Mindhoff und Mitstreiter erfinderisch. Genäht wird daheim. Die Organisation läuft über Telefon, Mail oder WhatsApp. „Manche Mitglieder der Gruppe“, kommentiert Heike Guth-Mindhoff lachend, „kenne ich gar nicht. Trotzdem finde ich das ganz toll, dass sich die Leute bei uns engagieren.“ Auch an Feiertagen.
Die Selbsthilfegruppe ahnte, dass die Nachfrage hoch bleiben würde. Inzwischen ist die Ahnung zur Gewissheit geworden. Denn die Corona-Beschränkungen bleiben im Kern bis Anfang Mai bestehen. Für Masken-Interessenten heißt das allerdings: Sie müssen sich auf Wartezeiten einstellen.
Weitere Informationen: k.mindhoff@t-online.de.