Menden/Langenholthausen. Corona hat das Leben von Autorin Kathrins Heinrichs aufgemischt. Warum sie gerade am liebsten in den Wald geht.

Sie ist Krimi-Autorin und Kabarettistin: Kathrin Heinrichs. Nicht nur ihre Bücher, auch ihre Auftritte haben einen hohen Unterhaltungswert. Die Corona-Krise hat das Leben der 50-jährigen Mendenerin durcheinandergewirbelt. Wir erreichten die gebürtige Langenholthausenerin dieser Tage telefonisch in der Mittagszeit.

Sie kommen gerade vom Einkaufen zurück. Gibt es Buchstabensuppe?

Kathrin Heinrichs: (lacht) Nee, es gibt Feldsalat. Man freut sich über jeden Gang, den man machen kann. Ich habe auch mal drüber nachgedacht, Fenster zu putzen, konnte mich aber nicht endgültig entschließen.

Wir müssen uns alle gerade neu sortieren. Ich kann mir vorstellen, dass das gerade für Sie als freischaffende Künstlerin gilt. Was machen Sie im Augenblick?

Kathrin Heinrichs bei einem Heimspiel in Balve. Lesungen fallen derzeit wegen Corona flach.
Kathrin Heinrichs bei einem Heimspiel in Balve. Lesungen fallen derzeit wegen Corona flach. © Kolpingforum | Bernward Midderhoff

Meine Lesungen fallen vorerst aus: Das ist bedauerlich. Ich habe aber nicht so schlimm betroffen wie andere Kollegen, weil ich mein Buch nicht im Frühjahr, sondern bereits im Herbst herausgebracht habe. Ich hatte bisher meinen Terminkalender randvoll, konnte meine Auftritte absolvieren, jetzt, ab März, hätte ich sowieso nur zwei, drei Auftritte pro Monat gehabt.

Corona bringt Sie also, um den Titel Ihres aktuellen Romans aufzugreifen, nicht aus dem Takt.

Genau! Interessant: Jeder hat jetzt viel Ziel. Ich könnte jeden Tag schreiben. Aber die unruhige Stimmung, die ich wahrnehme, ist dem nicht gerade förderlich. Ich habe mich tatsächlich hingesetzt und gesagt: Jetzt aber los! Aber es fehlt mir an Konzentration. Ich habe auch mit Kollegen gesprochen und die sagen mir: Es fluppt nicht richtig.

Hat Sie die Stille angeschrien?

Nee, nee, ich meine tatsächlich die Unruhe. Manche Menschen reagieren ja geradezu hysterisch. Ich selbst habe keine Angst. Ich bin wachsam und konzentriert. Es kann sein, dass man sich irgendwann an den neuen Zustand gewöhnt, aber im Augenblick gefallen mir Tätigkeiten wie zwei Stunden Spazierengehen besser.

Im Supermarkt ist die Stimmung manchmal angespannt…

…im Wald ist das besser. Da trifft man die entspannten Menschen.

Wenn ich laufe, kann ich meine Gedanken ordnen. Wie geht es Ihnen?

Wir haben bis vor zwei Jahren einen Hund gehabt. Vor der Arbeit, morgens um acht, war ich eine Stunde mit dem Hund unterwegs. Und da konnte ich gut meine Gedanken vorstrukturieren, Kapitel gedanklich sortieren. Das fiel mir jetzt beim Spazierengehen wieder ein. Und ich dachte: Vielleicht brauchen wir doch wieder einen Hund. Ich kann gut zuhause arbeiten, und da arbeite ja auch meistens.

Haben Sie ein neues Thema in Arbeit?

Autorin Kathrin Heinrichs mit Jürgen Overkott vor zwei Jahren in der Balver Innenstadt
Autorin Kathrin Heinrichs mit Jürgen Overkott vor zwei Jahren in der Balver Innenstadt © WP | Marcus Bottin

Ich habe mir dieses Jahr tatsächlich etwas Neues gegönnt, auch weil ich 50 geworden bin: ein neues Projekt. Ich weiß noch nicht, ob da wirklich ein Buch raus wird. Ich habe noch keine Planung.

Sie machen’s sehr spannend.

Es ist kein Krimi. Aber ich merke, dass ich immer wieder in einen Krimi-Ton gerade. Ich habe da noch nicht die richtige Sprache gefunden. Ich probiere mich einfach aus. Normalerweise plotte ich ein Buch durch. Und jetzt mache ich nur ein paar Fingerübungen, beschreibe ein paar Szenen.

Mit der Tastatur?

Nee, mit der Hand. Das ist ganz neu für mich. Da geht auf Tipps von Doris Dörrie zurück. Man schreibt dann anders. Es geht nicht so über den Kopf – es ist viel unmittelbarer. Das probiere ich jetzt einfach aus. Diesen Luxus gönne ich mir.

Sie sind nicht nur Autorin, sondern auch Verlegerin. Lassen sich die Leser Ihre Bücher jetzt schicken?

Nee, das geht eher über den Groß- und den Buchhandel. Ich kann im Augenblick gar nicht sagen, wie es mit den Buchverkäufen weitergeht.

INFO

Kathrin Heinrichs schreibt Theaterstücke. Ihr Stück „Theater mit Leiche“ war bisher international erfolgreich. Es wurde sogar in Estland gespielt. Jetzt muss die gebürtige Langenholthausenerin aber hinnehmen dass es corona-bedingt keine Aufführungen gibt. Die Autorin wird es im Sommer merken. Dann werden üblicherweise Tantiemen ausgezahlt.