Mellen/Balve.
Kathrin Heinrichs neuer Krimi „Aus dem Takt“ ist so stark im Sauerland verortet wie selten zuvor. Nur ihre Heimatstadt Balve wird namentlich nicht erwähnt. Dennoch steckt mehr Balve in dem zehnten Vincent-Jakobs-Krimi, als es scheint. Die Geschichte nimmt nämlich ihren Anfang mit menschlicher Disharmonie in einem Chor. Inspirieren ließ sich die aus Langenholthausen stammende Autorin vor Ort: bei Chorproben von Melodie Mellen. Dessen Chorleiter Daniel Pütz feiert jetzt sein zehnjähriges Jubiläum. Sein Star war kurios.
Schuld an seinem Job war, wie sich der Dirigent erinnert, ausgerechnet die „Westfalenpost“. Genauer gesagt: Redakteur Stefan Scherer. Durch ein Missverständnis brachte er Daniel Pütz mit dem Chor zusammen, damals, anders als heute, eine reine Frauen-Truppe.
Stefan Scherer besuchte Daniel Pütz in dessen neuen Tonstudio in Balve, damals noch mit Co-Produzent Marcel Messy, den es längst nach Köln verschlagen hat. „Im Interview mit uns frisch gebackenen Studiobetreibern erwähnte ich gegenüber Stefan, dass ich gerade meine Ausbildung zum Chorleiter bei Hans-Joachim Senft an der Martin-Schmidt-Musikschule in Schlangen bestreite.“ Daniel Pütz absolvierte gerade sein letztes Jahr in der Vorbereitung zu einem Meisterchorsingen als Mitsänger und Chorleitungshospitant in Warstein. Daraus wurde: „Chorleiterschein frisch in der Tasche“.
Der Bericht hatte Folgen. Angelika Woosmann rief aufgeregt bei Daniel Pütz an, ihres Zeichens Vorsitzende des Frauenchores Eintracht Mellen. Nachdem Frank Rohrmann (heute Kreischorleiter) den Chor seinerzeit als Dirigent aufgegeben hatte, klappe es danach mit den Chorleiter nicht mehr. Der Chor stand kurz vor dem Aus. „Mein Beteuern, dass ein Missverständnis vorliege und ich ja noch gar kein Chorleiter sei, fand kein Gehör. Ich wurde nach Mellen geladen.“ Daniel Pütz fügt hinzu, dass er, gebürtiger Lendringser, Mellen nur als Durchfahrtsstation auf dem Weg zur Sorpe kannte. Doch Daniel Pütz konnte nicht Nein sagen. „Die Damen überzeugten mich schnell, es mit ihnen zu versuchen, und auch mein Lehrer und Mentor Hans-Joachim Senft war der Meinung, dass praktische Chorerfahrung meinem Werdegang guttäte. Also fing ich nach den Ferien damals noch im Dachgeschoss des Hauses Rumland an mit den Damen zu proben.“
Zehn Jahre sind vergangen, Haus Rumland ist lange Geschichte, der Chorwirt bereits vor Jahren verstorben. Und der Frauenchor „Einklang“ Mellen hat sich gewandelt. Nachdem die 16 Damen mit viel Ehrgeiz vor fünf Jahren den Titel „Leistungschor des Chorverbandes NRW“ ersungen hatten, stellten sie die Zeichen auf Zukunft. Der Titel wurde des dieses Jahr auch wieder stattfindenen Sängerfestes des Männerchores 1874 Balve gebührend gefeiert. Danach wurde aus einem Projektchor der mittlerweile über 50 Mitglieder zählende gemischte Chor „Melodie Mellen“.
Popsongs von Grönemeyer
„Auch bei mir hat sich einiges geändert. Im Laufe der Zeit wurde aus dem Nebenerwerb Chorleiter ein Fulltime-Job, der meine ,richtige’ Arbeit als selbstständiger Medienproduzent mittlerweile oftmals in den Hintergrund treten lässt. Nach dem Bürotag schwinge ich Abend für Abend den Taktstock in insgesamt zehn Chören“, erzählt Daniel Pütz. Er gibt nicht nur den Takt vor – er singt auch im Balver Männerchor. „Dazu kommen viel Vorstandsarbeit, sowie Planung und Durchführung von Konzerten und Chorprojekten am Wochenende.“ Arbeitszeit am Abend und Freizeit am Tag sorgen „bei vielen Mitmenschen auf unverständiges Schmunzeln über den ,Herrn Künstler’.“
Auf seine Anfänge als Chorleiter blickt Daniel Pütz schmunzelnd zurück. Ein Missverständnis gab seinem Leben eine neue Richtung.
In eine neue Richtung schob Daniel Pütz auch seine Sänger. Längst singen sie Pop wie Grönemeyers „Mambo“. Wie eine Probe abläuft, wo es menschelt, bringt Kathrin Heinrichs im Krimi auf den Punkt.
INFO
Kathrin Heinrichs gastiert am Freitag, 15. November, 19.30 Uhr, in Neuenrades Stadtbücherei im Schulzentrum Niederheide 5. Informationen und Karten: Stadtbücherei Neuenrade, Telefon 02392-61487.
Gemeinsam mit „Melodie Mellen“ tritt die Autorin am Freitag, 20. März, 20 Uhr, in der Balver Realschulaula auf. Veranstalter ist das Kolpingforum Balve. Infos: info@kolping-balve.de; Telefon: 02375-5851.