Balve. Sensation! Der LWL entdeckte in Beckum eine bisher unbekannte Salamander-Art. Jetzt wird ein Name für die Urzeitviecher gesucht.

Urzeit-Viecher gelten als riesengroß. Tatsächlich gab es in der Kreidezeit vor 145 bis 66 Millionen Jahren auch klitzekleine Tiere. Wer wüsste das besser als Dr. Achim Schwermann vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Der Paläontologe und sein Vorgänger Dr. Klaus-Peter Lanser haben in Beckum in knapp 20-jähriger Arbeit vier winzige Wirbel einer unbekannten Salamander-Art entdeckt: eine kleine Sensation. Jetzt sollen sie einen Namen erhalten.

Dr. Achim Schwermann (2. von rechts) und sein Team im Jahr 2018 in Beckum  
Dr. Achim Schwermann (2. von rechts) und sein Team im Jahr 2018 in Beckum   © WP | Jürgen Overkott

Der Steinbruch in Beckum gilt als faszinierendes Fenster in die Frühzeit. Die Funde versteinerter Tierknochen zeugen von großem Artenreichtum. Ausgrabungsleiter Schwermann: „Die Fossilien der Dinosaurier, wie auch der anderen Tiere – Krokodile, Schildkröten, Fische, Haie, Flugsaurier und Säugetiere – sind nicht zu einem Zeitpunkt abgelagert worden. Vielmehr steckt in den Ablagerungen in Balve auch eine zeitliche Komponente, die es noch zu erfassen gilt. Das Gesteinsmaterial, wie auch die Fossilien, sind sicherlich nicht bei einem einmaligen Ereignis in die Spaltenöffnung gelangt, sondern über einen längeren Zeitraum. Dies können Jahrzehnte oder Jahrtausende sein. Man kann eigentlich davon ausgehen, dass die Dinos eines natürlichen Todes gestorben sind. Und dies nicht massenhaft, sondern immer mal wieder einzelne Reste von Individuen abgelagert wurden.“ Darunter auch Salamander.

Salamander gehören zu den Tierarten, die sich im Evolutionsprozess behaupten konnten. Die heutigen Arten unterscheiden sich kaum von ihren prähistorischen Ahnen, wie die Funde in Beckum beweisen.

Grabungsarbeiten in Beckum im Sommer 2018 
Grabungsarbeiten in Beckum im Sommer 2018  © WP | Jürgen Overkott

Vier Wirbel, vier Tiere: So viel steht fest, wie Bianca Fialla vom LWL-Museum für Naturkunde in Münster der „Westfalenpost“ auf Anfrage sagte. Vier Tiere, eine Art: Die Wirbel gehören zu einer bisher unbekannten Salamander-Art, vermutlich 125 Millionen Jahre alt.

In einem Steinbruch von Lhoist/Rheinkalk fanden Forscherinnen fossile Überreste, von Dinosauriern, Amphibien, Frühsäugern. Die Firma fördert die Arbeit des Museums in Beckums Jurassic Park. Schwermann & Co. schlämmen Fossilien mit Wasser aus dem Lehm, darunter Halswirbel. Dabei stellte sich heraus: Die Funde sind mit drei Millimetern Größe nicht nur extrem klein, sondern auch charakteristisch für eine bisher unbekannte Art.

Ort oder Person würdigen

Jetzt sollen die Urzeit-Lurche Namen erhalten. Dafür gelten Regeln. Schwermann: „Bei der Benennung neuer Arten gibt es einige wichtige Regeln. Die Wissenschaftler müssen dafür sorgen, dass sie alle eingehalten werden, denn ein Name einer neuen Art ist für alle Ewigkeit gültig.“ Ein neuer, wissenschaftlicher Artname könne in latinisierter Form auf Größe oder Farbe des Tieres Bezug nehmen; er biete aber auch eine ideale Möglichkeit, eine Person oder einen Ort zu ehren.

Bis Montag, 23. März, können alle Namensvorschläge mit dem Stichwort „Salamander“ per Mail an eingesendet werden.Den ausgewählten Namen gibt der LWL im April bekannt.

INFO

So winzig sind die Salamander-Wirbel.
So winzig sind die Salamander-Wirbel. © LWL | Achim Schwermann

Bei den Salamandern handelt es sich um Vertreter der Schwanzlurche (Caudata oder auch Urodela), langgestreckte Amphibien mit Schwanz. Ihre Haut ist nackt. Zur Gruppe gehören ständig im Wasser lebende Arten wie der Japanische Riesensalamander oder auch ständig an Land lebende Arten wie etwa der Alpensalamander.