Garbeck. Mehr Artenvielfalt für wenig Geld: Geht das? Naturschutzwart Heinrich Stüeken sagt Ja. Er hat auch schon einen Plan.

Naturschutzwächter Heinrich Stüeken macht sich kurz vor dem Beginn der neuen Vegetationsphase für mehr Artenvielfalt stark. Dabei denkt er an Wildkräuter auf ungenutzten Wirtschaftswegen, Anpflanzung heimischer Laubbäume auf Aufforstungsflächen sowie an Fischtreppen in Nebenflüssen der Hönne. Aufwand und Kosten, sagt er, seien überschaubar.

Naturschutzwächter Heinrich Stüeken setzt sich für mehr Artenvielfalt im Hönnetal ein.
Naturschutzwächter Heinrich Stüeken setzt sich für mehr Artenvielfalt im Hönnetal ein. © WP | Marcus Bottin

Der pensionierte Gymnasiallehrer zeigt Verständnis dafür, dass die Landwirtschaft auf Nutzflächen gegen Wildkräuter vorgehen müsse, um wirtschaftlich zu arbeiten. Immerhin konkurrieren sie mit Feldfrüchten um Licht, Wasser und Mineralstoffe. Allerdings haben sich die Mittel im Kampf gegen den ungeliebten Wildwuchs geändert: „Früher mussten Landwirte der Natur etwas abringen, mit Hacke, Schaufel und Spaten. Heute werden dafür Maschinen eingesetzt, und dann kommt noch die Agrochemie dazu.“ Der Erfolg sei aber „ein zweischneidiges Schwert: Die Artenvielfalt hat rapide abgenommen.“

Andererseits weiß Stüeken: „Die Natur braucht Fläche.“ Was tun? Der Nebenerwerbslandwirt hat eine Idee. Er wirbt dafür, nicht mehr genutzte Wirtschaftswege im Stadtgebiet – immerhin rund 60 Kilometer – mit mehrjährigen Wildkräutern zu bepflanzen, mit Staudengewächsen wie Dost, Malve, Rainfarn oder Johanniskraut. 70 Prozent der wilden Honigproduzenten nisten in Bodennähe. Deshalb brauchen sie einen Lebensraum, der im Herbst nicht gepflügt werde.

Neu angelegte Blühstreifen mit einjährigen Kräutern werden dagegen gepflügt. Daher nützen sie nur Honigbienen, die in Bienenstöcken oder Insektenhotels leben.

„Die Stadt müsste jetzt“, meint Stüeken, „mit den Bauern zusammenarbeiten.“ Wenn Landwirte auf die ungenutzte Fläche verzichten, könnte die Kommune sie mit Wildkräutern bepflanzen. Stüeken sieht dabei nur Gewinner.

Weide ernährt 550 Insektenarten

Er wirbt nicht nur bei Bauern und Bürokraten um Unterstützung für seinen Plan, sondern auch bei Unternehmen und Privatleuten. Mehrjährige Wildkräuter können auf jeder Fläche sprießen – in Gärten wie an Firmengebäuden. „Jeder, der einen Quadratmeter Fläche hat, kann etwas tun“, sagt Stüeken.

Der Borkenkäfer hat heimischen Fichten arg zugesetzt (hier Förster Richard Nikodem bei der Arbeit).
Der Borkenkäfer hat heimischen Fichten arg zugesetzt (hier Förster Richard Nikodem bei der Arbeit). © Wp | Jürgen Overkott

Er bezieht auch auf die Aufforstung der Wälder nach Borkenkäfer-Katastrophe und Sturm-Serien in seinen Plan ein: „Wir müssen 30 Prozent einheimisches Laubholz mit einbringen.“ Es gehe nicht an, dass nur noch Exoten gepflanzt werden – auch wenn Stüeken Verständnis für die angespannte wirtschaftliche Situation von Waldbauern hat. Stüekens Argument: Heimische Insekten haben sich auf heimische Bäume eingestellt. Eine Eiche ernährt 423 Insektenarten. eine Weide gar 550 Arten. Zum Vergleich: Nur zwei Arten sind auf den US-Import Robinie angewiesen.

Trockene Sommer setzen nach Stüekens Beobachtung auch heimischen Fischen zu: „Die Hönne ist fast trocken gefallen, auch die Nebenflüsse.“ Stüeken setzt sich für den Erhalt von Querbauwerken ein. Die Kuhlen vor Wehren seien in den Dürre-Sommern die letzte Rettung für Fische gewesen. Raue Rampen könnten zugleich die Durchlässigkeit der Gewässer gewährleisten.

In Seitenbächen sollten Steinschüttungen angelegt werden, damit Fische wie Forellen bis in die Quellbäche kommen. Stüeken: „Das ist mit ganz einfachen Mitteln zu machen.“