Balve/Menden. Fachkräfte-Mangel, welcher Fachkräfte-Mangel? Lhoist hat seit Jahren die richtige Antwort auf die Frage - mit seinem Ausbildungsverbund.
Kalk-Hersteller Lhoist bekennt sich zum Ausbildungsverbund mit heimischen Unternehmen, darunter die Stadtwerke Menden. Werksleiter Dr. Zacharias Grote sieht die traditionsreiche Einrichtung als Antwort auf den Fachkräfte-Mangel in der Region, wie er am Montag im Gespräch mit der WESTFALENPOST sagt. Dennoch stellt sich angesichts der Babyboomer-Generation der 60er und 70er Jahre die Frage: Gibt es ein Generationen-Problem?
Bei Lhoist werden zwei Mal zehn Ausbildungsplätze angeboten, für die Ausbildungsberufe Elektroniker für Industrietechnik sowie Industriemechaniker. Vier Lehrlinge kommen aus dem eigenen Haus: Luca Hauke, Jörg Schieferdecker und Lina Homberg sowie Lukas Hagedorn, der ein Duales Studium absolviert.
Erfolgsfaktor Ausbildung
Der Ausbildungsverbund hat einen guten Ruf, „wobei der Bedarf höher ist als die Anzahl der verfügbaren Plätze“, wie Grote betont. „Wir könnten pro Jahr zwischen 25 und 30 Plätze besetzen. Wir müssen unser Angebot aber auf 20 Plätze beschränken, weil unsere Infrastruktur nicht für mehr reicht.“ Mehr als 200 junge ihre Ausbildung binnen zehn Jahren erfolgreich abgeschlossen. „Gute Ausbildung“, weiß Grote, „ist auch für die Unternehmen ein Erfolgsfaktor.“
Zwei Ausbilder zeigen den Fachkräften von morgen, was sie für die Herstellung von Qualitätsprodukten können müssen: Joachim Loks und Stephan Szyszyka.
Die Ausbildung finden an drei Orten statt: zunächst in der Werkstatt von Lhoist, dann in den beteiligten Betrieben und nicht zuletzt in der Berufsschule.
Lhoist will bei der Ausbildung lediglich kostendeckend arbeiten. Deshalb zahlen beteiligte Unternehmen lediglich anteilig für laufende Kosten. „Wir haben“, stellt Grote fest, „keine Pläne, unser Angebot auszubauen.“
Die Inhalte der Ausbildung haben sich im Lauf der Jahre dramatisch verändert. „Wir haben inzwischen ein Prozessleitsystem“, erläutert Grote, „und da muss man immer up-to-date bleiben.“ Nebenbei ändern sich auch die Inhalte der Prüfungen regelmäßig. Das ist zunehmender Digitalisierung industrieller Produktion geschuldet.
Hohes Tempo auf der Datenautobahn
Inzwischen sei auf der Datenautobahn im Hönnetal hohes Tempo möglich, berichtet Grote. Da habe die Stadtwerke-Tochter Telemark gute Arbeit geleistet. Früher habe es ein Missverhältnis gegeben: Das Unternehmen habe moderne Programme gehabt, die aber wegen zu niedriger Datenübertragungsraten kaum einsetzbar gewesen seien: „Das war eine Zeit lang anstrengend.“
Den Generationen-Wechsel sieht Grote indes nicht als anstrengend. Er liefert umgehend eine Erklärung dafür: „Wir hatten 2017/2018 eine große Verrentungswelle. Da mussten wir mehr als 30 Leute neu einstellen – bei 180 Mitarbeitern.“ Der Erneuerungsdruck sei derzeit nicht mehr so stark: „Jetzt wird es erst mal ein paar Jahre ruhig sein. Dann kommt die nächste Welle. Bisher konnten wir unsere Verrentungen immer selbst nachbesetzen.“
Auch wenn die heimische Wirtschaft im Vorjahr stagnierte: Zehn Jahre profitierte sie von einem Boom. Welche Auswirkungen hatte die Entwicklung für die Personalpolitik von Lhoist? „Wir sind sehr stabil, was die Beschäftigten-Zahl angeht“, entgegnet Grote. Seine Erklärung: „Wir sind inzwischen hoch automatisiert.“ Zugleich legt Grote Wert auf die Feststellung: „Wir haben nicht die Sorge, dass die Automatisierung zu einer Entlassungswelle führt.“