Balve. Bringt der nasse Herbst Entspannung für den Balver Wald? Förster Richard Nikodem kann keine Entwarnung geben. Seine Grunde.

Das letzte Quartal des vergangenen Jahres war nicht nass – es war sehr nass. Nach einem trockenen Sommer wurde das Jahresmittel von 923 Millimetern Regen pro Quadratzentimeter knapp unterschritten. Dennoch gibt Förster Richard Nikodem vom Landesbetrieb Wald und Holz keine Entwarnung für den Forst im Stadtgebiet, wie er auf Anfrage der WESTFALENPOST am Mittwoch sagte.

Borkenkäfer am Sorpesee: Nadelbäume werden zu nadellosen Rasierpinseln.
Borkenkäfer am Sorpesee: Nadelbäume werden zu nadellosen Rasierpinseln. © WP | Ruhrverband

Die oberen Schichten bis in eine Tiefe von etwa 25 Zentimetern seien „inzwischen gut versorgt“, sagte Nikodem. Allerdings herrsche in größerer Tiefe „immer noch eine Dürre“. Hintergrund: Für Forscher ist eine Bodentiefe von 180 Zentimetern entscheidend für die Bewässerung von Baumwurzeln. „Für den Wald und die Borkenkäfersituation kann also keinesfalls Entwarnung gegeben werden. Wir starten vielmehr mit einer extrem hohen Käferdichte ins neue Jahr“, stellt Nikodem fest – und das bei fast frühlingshaften Temperaturen. „Ob sich durch feuchtwarmes Wetter in den nächsten Wochen deutlichere Ausfälle bei der Population durch Verpilzen einstellen werden, ist offen. Und ob diese Reduktion dann merkbar an der Befallssituation wird, ist fraglich.“

Sterblichkeitsrate lediglich elf Prozent

Voriges Jahr betrug die Wintersterblichkeitsrate der Käfer gerade mal elf Prozent. In der Winterphase waren etwa eine Million Tierchen je Hektar zu finden. Zum Vergleich: 200 Käfer bringen eine gesunde Fichte um.

Nikodem weiter: „Wenn die frühlingshaften Temperaturen noch länger anhalten, könnten die Bäume sehr früh austreiben oder gar blühen. Dann ist die Gefahr von Schäden durch Spätfröste besonders hoch.“ Schon in den vergangenen drei Jahren war die Ernte von Forstsaatgut bei vielen Baumarten schlecht. „Wir benötigen aber dringend junge Forstpflanzen für die Aufforstung der geräumten Käferflächen.“ Die Natur lasse aber vor allem Fichten sprießen. Benötigt werde aber klimastabiler Mischwald.