Garbeck. Der Klimawandel birgt für den heimischen Forst auch Chancen. Das hat Bernward Lösse entdeckt. Das Zauberwort heißt Marone.

In der Klima-Krise stecken auch Chancen. Darauf wiesen der Leiter des Forstamtes Lüdenscheid, Jörn Hevendehl, und der Vorsitzende der Forstbetriebsgemeinschaft Balve, Bernward Lösse, am Dienstag bei einem Frühstück für die Wirtschaftsinitiative Nordkreis auf dem Jungferngut in Garbeck hin.

Sie folgten dem Lockduft: Förster Richard Nikodem mit gefangenen Borkenkäfern (Foto vom April 2019).
Sie folgten dem Lockduft: Förster Richard Nikodem mit gefangenen Borkenkäfern (Foto vom April 2019). © wp | Jürgen Overkott

Hevendehl erklärte, der Landesbetrieb Wald und Holz habe Waldbauern früher Tipps zur Gewinnmaximierung gegeben. Heutzutage, in Zeiten des Klimawandels, sei die Lage jedoch „unübersichtlich“ geworden. Daher geben die Fachleute des Landesbetriebs laut Hevendehl privaten Waldbesitzern Ratschläge, welche Baumarten je nach Standort und Klima den durchschnittlich wärmeren und trockeneren Sommern am besten trotzen.

Hoffnung auf nassen Sommer

Seit zwei Jahren leiden heimische Nadelholzbestände unter extremem Borkenkäfer-Befall. Hevendehl erwartet, dass die Plage in etwa zwei Jahren vorbei sei. Diese Rechnung gehe aber nur auf, wenn 2020 einen Sommer mit durchschnittlichen Niederschlägen bringe. Hevendehl weiter: „Gibt es weitere trockene Jahre, ist es mit der Fichte bei uns in fünf Jahren vorbei.“

Der Landesbetrieb brauche dazu deutlich mehr Personal als bisher. Wie Hevendehl sagte, seien derzeit 20 Mitarbeiter im Außendienst. Hevendehl: „In der jetzigen Situation brauchen wir das Doppelte.“

Mischwald aus Nadelbäumen

Waldbauer Bernward Lösse (rechts) und Lüdenscheids Forstamtsleiter Jörn Hevendehl (2. von links) referieren vor der WIN über den Zustand des heimischen Waldes und seine Zukunftsaussichten.
Waldbauer Bernward Lösse (rechts) und Lüdenscheids Forstamtsleiter Jörn Hevendehl (2. von links) referieren vor der WIN über den Zustand des heimischen Waldes und seine Zukunftsaussichten. © WP | jürgen overkott

Lösse setzt seine Hoffnungen in einen Mischwald. Dabei betonte er: „Es gibt auch Mischwald, der nur aus Nadelbäumen besteht.“ Lösse und Hevendehl waren sich einig, dass die Grundlage eines funktionierenden Mischwaldes sei, dass nebeneinander wachsende Bäume nicht in Wurzelkonkurrenz um Wasser und Nährstoffe sowie Kronenkonkurrenz ums Licht stehen. Lösse betonte, ein Mischwald müsse keineswegs zwingend aus einem Mix von Nadel- und Laubbäumen bestehen.

Für ihn brachten Pflanzversuche mit unterschiedlichen Baumarten überraschende Erkenntnisse. Demnach haben sich Maronenbäume, besser bekannt als Esskastanien, als gute Alternative zu Buchen erwiesen. Maronen kommen mit Wärme und Trockenheit zurecht. Überdies bringen sie bei Erntereife gegenüber der Buche das Dreifache an Festmetern Holz.