Balve. Seit 25 Jahren besteht die Vereinigte Sparkasse im Märkischen Kreis. Treiber der Fusion war Hubert Hahn. Warum er einen langen Atem brauchte.
„Ich habe die Sparkasse Balve mit einem Federstrich erledigt.“ Hubert Hahn, noch 81, sitzt in seinem alten Büro im ersten Stock der Sparkasse mit blitzenden Augen. Er lässt seine Worte sacken, prüft deren Wirkung. Hubert Hahn kann sich diese zugespitzten Worte leisten. Was der Sparkassenchef vor 25 Jahren mit seiner Unterschrift besiegelte, gilt als Erfolgsmodell: die Fusion drei kommunaler Geldhäuser zur Vereinigten Sparkasse im Märkischen Kreis.
Rückblende. Die Null-Zins-Ära war Anfang der 90er weit weg. Anfang der 90er war ein Bauzins von neun Prozent für eine Laufzeit von zehn Jahren üblich. 1992 boomte die deutsche Wirtschaft als Folge des extrem hohen Investitionsbedarfs in Ostdeutschland ein letztes Mal, bevor 1993 ein Rezessionsjahr folgte.
Die drei Sparkassen Balve/Neuenrade, Altena/Nachrodt-Wiblingwerde und Plettenberg/Werdohl sahen sich finanziell gut aufgestellt. Doch Hubert Hahn sah – erstens – ein Problem kommen und hatte – zweitens – eine Lösung parat.
Anfang der 90er begann die allmähliche Digitalisierung des Geldverkehrs. Hubert Hahn erfuhr davon in Seminaren. Er ahnte, dass die Entwicklung nicht aufzuhalten sei – und dass es besser sei, diese Veränderungen zu gestalten, als später davon überrollt zu werden.
Die elektronische Datenverarbeitung (EDV) der Sparkassen wurde damals noch zentral erledigt – in einem Rechenzentrum in Münster. „Wer die Leistungen in Anspruch nahm“, erinnert sich Hubert Hahn, „musste Fixkosten bezahlen – egal wie groß die Sparkasse war.“ Die EDV-Kosten, so rechnete er, würden bei einer fusionierten Sparkasse im Märkischen Kreis sinken.
„Dennoch war die Umsetzung des Plans politisch schwierig“, erinnert sich Hubert Hahn. Der Banker musste drei Hürden überwinden. Zunächst musste er seine Amtskollegen in Altena und Plettenberg überzeugen. Dann standen Gespräche mit den Verwaltungsräten an. Nicht zuletzt müssen die Räte der an den Sparkassen beteiligten Städte und Gemeinden zustimmen.
Johannes Waltermann unterstützt Plan
„In den drei Sparkassen gab es unterschiedliche Unternehmenskulturen“, sagt Hubert Hahn, „Balve und Plettenberg hatten ein gutes Kreditgeschäft – und in Altena wurde Geld gesammelt. Ganz ehrlich: Wir waren scharf das Geld von Altena.“ Wieder blitzen Hubert Hahns Augen.
Tatsächlich ergänzten sich die drei Geldinstitute – zumal die neue Größe der heimischen Wirtschaft auch größere Kredite ermöglichte.
Dazu kamen Personalfragen. Drei Sparkassen bedeuteten drei Vorstände. In Balve und Altena amtierten je zwei Vorstände, Plettenberg, die größte der drei Sparkassen, leistete sich ein drittes Vorstandsmitglied.
Hubert Hahn wusste, dass durch Sparkassen und Räte an Hönne und Lenne die Angst vor dem Verlust der Eigenständigkeit geisterte. Einerseits waren Überzeugungsarbeit und Überredungskunst nötig. Andererseits wusste Hubert Hahn auch, dass es vor Ort böse Worte geben würde.
Im Rat gewann er in Johannes Waltermann einen Unterstützer. Der Garbecker hatte einen eigenen Betrieb. Ihm war die Notwendigkeit zunehmender Digitalisierung von Arbeitsabläufen bewusst. Widerstände gab’s bei der Heimwacht. Hubert Hahn setzte sich schließlich durch. Am 20. November 1992 wurde die Fusion politisch besiegelt. In Kraft trat sie am 1. Januar 1994.
Hubert Hahn führte das fusionierte Haus als Chef. Er blieb es zu seiner Pensionierung vor 16 Jahren. Seine Nachfolger – Vorstandssprecher Kai Hagen und Vorstand Mike Kernig – sind ihm dankbar: Die Fusion war für sie richtig: „Das steht heute fest.“