Balve. . Ein Jahr lang dauerte die Vorbereitung. Jetzt haben Pastorverbund und Netzwerk katholische Kirche im Hönnetal einen Plan.
Der katholische Pastoralverbund Balve-Hönnetal will sich neu erfinden. Dazu haben Pfarrer Andreas Schulte und die Vorsitzende des Netzwerks katholische Kirche im Hönnetal, Elisabeth von Croy, einen Prozess zur Bildung sogenannter Gemeindeteams angestoßen. Sie sollen die Gemeinden im Hönnetal stärken und dem Trend zur Zentralisierung kirchlicher Einrichtungen entgegenwirken.
Pfarrer Schulte und „Liesi“ von Croy haben dieser Tage Hunderte von Briefen an die katholischen Haushalte im Pastoralverbund verschickt. Sie wissen: „Damit erreichen wir viel mehr, als wenn wir uns nur an Kirchgänger wenden oder an Menschen, die den Pfarrbrief lesen.“ Worum geht es?
„Künftig“, heißt es, „ist in jeder Gemeinde die Bildung von Eigenstrukturen vorgesehen, die das Leben in der Gemeinde selbst aktiv gestalten können und sollen.“ Der Brief weist die Empfänger ausdrücklich auf Gestaltungschancen hin: Neues kann ins Gemeindeleben einfließen, Bewährtes bleiben, Altes wiederbeliebt werden, Überholtes entfallen.
Was befeuert den Drang zur Veränderung? Weniger Priester bei schrumpfenden Gemeinde-Größen stießen einen Prozess zur Bildung größerer Einheiten an. Der Bildung von Pastoralverbünden – inzwischen Standard im Erzbistum Paderborn – folgte die Bildung von Gesamtpfarrgemeinderäten. Sie lösten die Pfarrgemeinderäte ab, die lediglich für die Gläubigen in Stadt oder Dorf zuständig waren.
Keineswegs alle glücklich
„Fusionen erleben wir ja auch an anderer Stelle in der Gesellschaft“, kommentierte Pfarrer Schulte die Veränderungen in Gemeinden, Bistum und Kirche.
Größere Einheiten haben aber keineswegs alle Gemeindemitglieder glücklich gemacht. „Es gibt immer Gemeindemitglieder, die in größeren Einheiten denken, und Mitglieder, die eher für kleinere Einheiten verantwortlich fühlen“, erklärte Pfarrer Schulte. „Liesi“ von Croy ergänzte: „Mancher ist nicht glücklich mit dem, was jetzt da ist, und nicht glücklich mit dem, was jetzt fehlt.“
Pfarrer und Netzwerk sehen in den Gemeindeteams eine Chance, das katholische Leben vor Ort zu stärken. Diese Teams sollen erklärtermaßen keine Nachfolge-Organisationen der ehemaligen Pfarrgemeinderäte sein. Vielmehr sollen sie einerseits örtliche Besonderheiten und andererseits persönliche Stärken einzelner Gemeindemitglieder berücksichtigen.
In den geplanten Gesprächsrunden soll geklärt werden,
welche Aufgaben die Teams haben, wie groß sie sein sollen wie sie zustandekommen und für welche Dauer sie amtieren.
Der Idee, Gemeindeteams zu bilden, ging einjährige Vorarbeit voraus. Sie wurde begleiten von Fachleuten des Erzbistums: Matthias Kolk und Dr. Theresa Kohlmeyer. Einer der beiden hat versprochen, an den Gesprächsrunden in den Gemeinden teilzunehmen. Dazu kommen Pfarrer Schulte und „Liesi“ von Croy.
>> KOMMENTAR: NUR WER SICH WANDELT, BLEIBT
Die Gesellschaft verändert sich. Damit verändern sich Traditionen und Institutionen. Doch wer Vergangenheit verklärt, verpasst die Zukunft. Cleverer ist es, Veränderungen aktiv zu beeinflussen. Wer sich wandelt, bleibt.
Genau das ist der Plan des katholischen Pastoralverbundes Balve-Hönnetal. Seine führenden Köpfe wissen um eine sportliche Aufgabe. Erstens steht die Kirche vielerorts in der Kritik. Zweitens geht der Trend eher zur Vereinzelung denn zum ehrenamtlichen Engagement.
Dennoch lohnt der Versuch, die Kirche vor Ort neu zu erfinden. Die geplanten Gesprächsrunden signalisieren Offenheit und Dialogbereitschaft. Wichtig ist aber auch zu wissen: Nur wer selbst begeistert ist, kann auch andere begeistern.